Volltext Seite (XML)
Pu!-knitzer Anzeiger — Ohorner Anzeiger Nr. 225 Seite 8 Fuhball in den sächsiichen Bezirksklagen 2m Bezirk Leipziggab es in der Vezirksklaise am Sonn tag meist knappe Ergebnisse. Wacker siegle nur 2:1 gegen Vik- toria. Spielvereinigung Leipzig setzte sich nur 4:3 gegen Sportvereinigung Leipzig durch. SV 99 Leipzig behauptete sich nur 3:2 gegen VfB Zwenkau. Die Sportfreunde Neukie ritzsch besiegten die Leipziger Sportfreunde 5:3. TuB Leipzig .behielt 3:1 gegen die Sportfreunde Markranstädt die Ober- >hand. rrm Bezm T>resoen-Baugen uoerraimre -uz« uv Dresden durch einen 5:0-Sieg über den Radebeuler VC. Die Freiberger Sportfreunde hatten mit 2:0 das bessere Ende gegen EL 04 Freital für sich. SC Heidenau und TSV Gröditz trenn ten sich mit einem gerechten 2:2. VfL Reichsbahn Dresden fertigte Südwest Dresden 3:2 ab. In einem Freundschaftsspiel «erreichte FV Sachsen Dresden beim VfL Reichsbahn Meißen mur ein 2:2. Ueberraschungen in der Fuhball-Gauliga Die Punktspiele der Futzball-Eauliga brachten am Sonntag manche lleberraschung. Polizei-SV Chemnitz erlitt beim Pla nitzer SC eine böse 5:0-Schlappe. Konkordia Plauen unterlag bei Guts Muts Dresden 2:3 und auch der Dresdner SC kehrte mit einer 0:2-Niederlage vom VfB Leipzig zurück. Die Dres dener Sportfreunde 01 bezwangen Tura Leipzig 3:1. VC Hartha letzte sich knapp 2:1 gegen Fortuna Leipzig durch. — Die Tabelle Lat nach dem zweiten Spieltag folgendes Aussehen: 1. BC Hartha 2:1 Tore, 2:0 Punkte; 2. Sportfreunde 01 Dresden 3:1, 2:0; 3. SC Planitz 7:2, 3:1; 4. Konkordia Plauen 7:5, 2:2' 5. Polizei Chemnitz 4:5, 2:2; 6. VfB Leipzig 4:5, 2:2; 7. Guts Muts Dresden 3:6, 2:2; 8. Tura Leipzig 1:3, 0:2; 9. Dresdner SC 0:2, 0:2; 10. Fortuna Leipzig 3:4 Tore und 1:3 Punkte. Harbig siegt in Budapp Fünf deutsche Leichtathletiksiege gab es am Sonnabend bei dem Internationalen Leichtathletiksportfest in Budapest, wo eine kleine, aber ausgewählte deutsche Mannschaft an den Start ging. Scheuring gewann beide Sprintstrecken in 10,7 bezw. 21,3 Sekunden, Linnhoff die 400 Meter in 47,9 Sekunden, Sutter den Stabhochsprung mit 3,90 Meter und Europameister Har big, Dresden, den 800-Meterlauf. Harbig schlug nach präch tigem Kampf in 1:53 den Ungarn Temesvari (1:53,6) durch sein überlegenes Spurtvermögen. „Rund um das Ostragehege" — Chemnitz aus den ersten Plätzen Sachsens Ereignis im Straßenrennsport war am Sonntag das Rennen „Rund um das Ostragehege" in Dresden. Die drei Kilometer lange Rundstrecke mußte von der A- und B- Klasse 35mal, von den C-Fahrern 25mal zurückgelegt werde«. In der Hauptklasse gab es wieder einen einzigen Triumph der Chemnitzer Amateure, von denen Hackebeil, Wanderer, sowie Heller, Presto, dem ganzen Feld fast fünf Minuten abnahmen. Hackebeil siegte nach 3:04:22,3 mit zehn Meter Vorsprung vor Heller. Nach einer Fahrzeit von 3:09:18 führte Kühn. Wan derer Chemnitz, eine aus sieben Fahrern bestehende Verfolger gruppe durchs Ziel. In der C-Klasse gewann Schwab. VDR. Dresden in 2:09:22; bei den Altersfahrern gewann Herb. Rüger, Dresden, in 54:33 aus der 30-Kuometerstrecke. — Die Ergebnisse: Klagen A und B (105 Kilometer): 1. Hackebeil, Wanderer Chemnitz, 3:04:22,3; 2. Heller. Presto Chemnitz, zehn Meter »rück; 3. Kühn, Wanderer Chemnitz, 3:09:18. Klage C <75 Kilometer): 1. Schwab, VDR Dresden. 2:09:22; 2. Gün ther, Presto Chemnitz; 3. Möller, Excelsior Dresden. Alters klasse (30 Kilometer): 1. Herb. Rüger. Albatros Dresden. 54: 33; 2. Kurt Scharf, Dresden. 56:02,2; 3. Göhring. Dresden. 57:37. VfB -Leipzig Sieger in der Frauen-Vereinsmeisterschast Im Kampf um die Deutsche Vereinsmeisterschast der Leicht athleten schlug sich die Mannschaft des VfB Leipzig in der B- Klage der Frauen ausgezeichnet und behauptete sich in der Reichswertung mit 402,5 Punkten an der Spitze vor Dort- ßnund 98 (388 Punkte) sowie Halle 96 (372 Punkte). Futzballfleg über Rumänien Harter Kamps in Bukarest endete 4 : l (1:0) Der mit Spannung erwartete Futzball-Länderkamps zwischen Deutschland und Rumänien in Bukarest, der das zweite Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft in dieser Spielzeit war, brachte hier auch den zweiten Sieg. Das Treffen lums und in Gegenwart von Regierungsvertretern ausgetra- gen. Die Rumänen, die in letzter Zeit sich durch gute Leistun gen, zum Beispiel bei der Weltmeisterschaft in Frankreich, in den Vordergrund geschoben haben, erwiesen sich aus heimischem Boden als ein recht schwerer Gegner. Bis zur Halbzeit konnte die deutsche Mannschaft, in der acht Wiener Spieler standen, lediglich das Führungstor erringen. Nach der Pause wurde der Kampf infolge des erheblichen Widerstandes der Rumänen immer fesselnder. Die deutsche Mannschaft, deren technische Ueberlegenheit unverkennbar war, gewann trotzdem das Tressen mit 4:1 (1:0) Toren. Nach dem Abschluß des Spiels wurden die rumänische und die deutsche Mannschaft, von denen die Deutschen sich mit dem Deutschen Gruß verab schiedeten, stark gefeiert. U Sieg in Trakehnen. Beim schwersten deutschen Hinder- nisrennen, dem von-der-Goltz-Querseldein, siegte der im Besitz der Reichsführung befindliche „Solo" unter Z^-Ustns. H. Schmid« Der zweifache Sieger „Wahne" und „Tintoretto" belegten die nächsten Plätze. München und Wengler Stratzcnradrenncn inmitten der Großstadt Den Ausklang der Stratzenrennzeit bildet alljährlich die Grossveranstaltung inmitten der R e i ch s h a u p t st a d t, bei der die Amateure die „Staffel der Städte", die Berufsfahrer ein Kriterium bestreiten. Auch in diesem Jahre brachte diese Veranstaltung einen großartigen Werbeerfolg, da viele Tau sende die drei Kilometer lange Rennstrecke in den Straßen des Berliner Nordens umsäumten. Nach der einleitenden Staffel der Berliner Vereine, die von der Rvg. Rennhahn gewonnen wurde, hatten die Amateurmannschaften von 13 Städten das Wort. Kurz vor Schluß fiel der Vorjahressieger Berlin durch Sturz des deutschen Straßenmcisters Herbert Schmidt aus, so daß der Sieg für die Münchener Mannschaft frei wurde. Stuttgart, Breslau und Hannover belegten die nächsten Plätze. Zum Schluß folgte dann das über 105 Kilometer führende Rennen der Berufsfahrer, bei dem es auch aus der Strecke einige Punktwertungen gab. Sieger wurde der Biele- selber Wengler (Dürkopp) mit 15 Punkten vor Schulten» johann (Expreß) mit 12, Bautz (Diamant) mit 11 und Siebel- Hoss (Viktoria) mit 10 Punkten. Zwei Europameister Georg Meier (BMW.) siegte in Italien Auf der bekannten italienischen Rennstrecke von Monza, die erst vor kurzer Zeit einen schönen deutschen Rennwagensieg sah, gab es nun auch im Motorradsport einen deutschen Triumph. Das Rennen um den Großen Motorrav preis von Italien ergab in der Hauptklasse einen Sieg des jungen Wünsdorser Feldwebels Georg Meier, obwohl er gegen die zahlenmäßig weit überlegenen Italiener einen schweren Stand hatte. Mit einem Stundendurchschnitt von 157,136 Stundenkilometer brachte Meier seine BMW.-Maschine vor seinem Landsmann und Markengefährtcn Ludwig Kraus durchs Ziel. Nur vier von 16 gestarteten Maschinen hatten das Nennen durchgestanden. Meier Hai damit bereits im ersten Jahre seiner Renn fahrerlaufbahn die Europameisterschaft in der großen Klasse gewonnen, nachdem schon vorher der Sieg Kluges in der Europameisterschaft der Klasse bis 250 Kubikzentimeter feststand. Den Titel in der Klasse bis 35V Kubikzentimeter ge- wann der Engländer Mellors auf Velocette, der auch in Monza das Rennen dieser Klasse gewonnen hatte. In der Klasse bis 250 Kubikzentimeter siegte in Monza der Italiener Soprani auf Benelli, zumal die deutschen Fabrikmaschinen von DKW. dem Rennen ferngeblieben waren. Hochflut im Boxsport Oölblin wieder geschlagen. — Enttäuschung in Düffeldorf. Das Haupiereignts des Berufsboxsporls an diesem Wochenende sollte der Großkampftag in Düsseldorf sein, der als letzte Freilustveranstaltung des Jahres durchgeführi wurde. Die Düsseldorfer versagten jedoch dem Veranstalter die Gelnlalchaft so Yak der Nahmen kür die Kämpfe bei weitem nicht dem entsprach? was man sich von ihm versprochen halte. Leider war auch die sportliche Ausbeute nicht so. daß in Düssel dorf ein erfolgreicher Ausbau darauf vorgenommen werden könnte Der deutsche Schwergewichtsmeister Arno Kölblin verlor gegen den Kanadier Delaney klar nach Punkten. Europameister Adolf Heuser kam gegen den zweitklassigen Engländer nur zu einem Punktsieg. Der Schwergewichts - kampf schließlich zwischen Paul Wallner und Erwin Klein endete unentschieden. Mitzglüüte Rekordversuche Abschluß der Leichtathletikzeit. Zum Abschluß der diesjährigen Leichtathletikzeit gab es bei zwei Veranstaltungen in Wittenberg Rekordversuche, die allerdings beide mißglückten. Eine Staffel in der Be setzung Mehlhose, Jakob, Stadler und Schaumburg versuchte den von England gehaltenen Weltrekord über 4 mal 1500 Meter zu verbessern. Infolge der schwachen Form von Mehl hose wurde aber mit 15:56,5 Minuten eine Zeit erzielt, die um 0,9 Sekunden unter dem englischen Weltrekord liegt. Am Sonntag unternahm dann Syring den Versuch, den auf 1 :04 : 30 Stunden stehenden deutschen Rekord über 20 Kilometer zu verbessern. Da Syring aber nur eine schwache Gegnerschaft hatte, gelang es ihm nicht, sein Vorhaben durchzuführen. In 1 :10 :06 Stunden gewann er das Rennen. Bemerkenswert war bei dem Sportfest des Sonntags der dreifache Sieg von Stöck im Diskuswerfen mit 46,14 Meter, im Kugelstoßen mit 15,90 Meter und im Speerwerfen mit 62,88 Meter. Stöck hatte im Einladungswettbewerb des Kugelstoßens sogar 16,05 Meter, seine persönliche Bestleistung, erreicht, wurde dann aber doch von Woellke mit 16,27 Meter noch übertroffen. Im Ausland kamen die deutschen Leichtathleten noch einmal zu schönen Erfolgen. In Budapest gab es fünf deutsche Siege, und zwar durch Scheuring über 100 Meter in 10,7 Sekunden und über 200 Meter in 21,3 Sekunden (N, durch Harbig über 800 Meter in 1:53 Minuten, durch Linnhoff über 400 Meter in 47,9 Sekunden und durch Sutter im Stab hochsprung mit 3,90 Meter. — In Paris konnte der ASV. Kölnim internationalen leichtathletischen Vereinskampf seinen Vorjahrserfolg wiederholen und den Guilloux-Pokal gewinnen. Fernkampf der Schützen. Am Wochenende wurde wieder ein Fernkampf der Schützen von Deutschland, USA und Eng. land ausgetragen. Sieger wurde erneut USA. mit 3953 Rin- gen vor England (3913) und Deutschland (3899). Dreifacher DKW.-Steg in Polen. Beim Großen Motorrad- preis von Polen in Warschau waren die drei deutschen DKW.» Fahrer Petruschke (250 Kubikzentimeter), Wünsche (350 Kubikzentimeter) und Bungerz (500 Kubikzentimeter) als einzige Deutsche beteiligt. Trotz ihrer zahlenmäßigen Unter legenheit und der schlechten Befchassenheit der Strecke gelang es den Deutschen, in allen Klassen die deutschen Farben zum sicheren Siege zu steuern. Ein neuer Sieg von Stuck. Der deutsche Bergmeister Hans Siuck gewann auf seinem Auto-Union-Rennwagen das Berg- rennen am Malojapatz bei St. Moritz. Stuck erreichte mit 72,7 Stundenkilometer die Tagesbestzeit. Gerichtssaal Schwurgericht Bautzen Einen Meineid geleistet hatte der ledige Erich Jo hannes Kempe aus Freital bei Dresden, als er in einem Unterhaltsprozeß vor den Amtsgerichten in Nossen und Ka menz als Zeuge vernommen worden war. Eine Fabrikarbeiterin Kalinowska in Kamenz hatte als Vater ihres am 12. 2. 1936 geborenen Kindes einen Arbeiter in Prietik angegeben. Die» str hatte eingewendet, daß noch andere Männer, z B Kemp«, in der Empfängniszeit mit der Kindesmutter geschlechtlich ver kehrt hätten. Die Kindesmutter hatte ihrerseits den Ge schlechtsverkehr mit Kempe bestritten und gegen ihn Anzeige we gen Meineids erstattet. In der jetzigen Verhandlung vor dem Schwurgericht gab Kempe zu, daß er sachlich etwas Falsches aus gesagt habe aber nur irrtümlich. Das Schwurgericht hielt ihn aber für überführt, dav er bewußt die Unwahrheit ausgesagt und beschworen hatte. Kemp« wurde kostenpflichtig zu der zulässigen Mindeststrafe von ein em Jahr Zuchthaus und zu 2 Jah ren Ehrenrschtsverlusl verurteilt, auch für dauernd eidesunfähig erklärt. Von einer sofortigen Verhaftung Kempes wurde abge sehen. Luks Wetzl den Vogel ab Loman von Elfe Zung-Lindemann Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellea-Vertag, Königsbrück (Bez. Dresden) UI Mochte er hingehen, wo der Pfeffer wächst, mochte er verderben und sterben, sie wollte ihm keine Träne nachweinen. Allein dieser grausige Fluch erschütterte sie dann selbst so sehr, daß sie weinen mußte, wenigstens fünf Minuten lang, bis es da drinnen in der Brust wieder leichter geworden war und freundlichere Gedanken gegen den Bösen in der Ferne in ihr Einzug hielten. Seit Viktor sich nun mit Liebes- und Heiratsgedanken trug, war es Lore erst so recht zum Bewußtsein gekommen, daß nun auch er ein wenig von ihr abrücken würde, ganz unbewußt, weil jetzt sein ganzes Denken und Fühlen sich auf einen anderen Menschen einstellte und die Schwester zurück- streten mußte. Das war natürlich, aber es würde trotzdem «nicht leicht zu ertragen sein. Ich bin nur froh, daß ich Ilse gefunden habe, dachte sie Erleichtert, da ist dann doch wenigstens ein Mensch für mich da. An diesem Tage, an dem Viktor nach Berlin reiste, flog Lore ihrer Lehrerin so stürmisch entgegen, als sie am Nach mittag in das Hagensche Haus kam, daß diese die um acht Jahre Jüngere herzlich an sich zog, weil ihr feines Gefühl sofort spürte, daß hier ein etwas aus dem Gleichgewicht ge ratenes Herz Halt suchte. „Was ist denn geschehen, warum sind Sie so aufgeregt, Lore?" „Viktor geht auf Freiersfüßen. Er hat mich heute mit seinem verliebten Getue ganz verdreht gemacht." Ilse Thienemann lächelte, aber sie verstand, was in Lore oorging. Da waren plötzliche Einsamkeit, ein wenig Eifersucht sund vielleicht auch Sehnsucht nach eigenem Glück in ihr wach geworden, und was Ilse schon lange zu ahnen glaubte, das -wurde ihr jetzt mehr und mehr zur Gewißheit: Lore hatte trotz ihrer Jugend schon eine bittere Enttäuschung durch- igemacht, und solche schmerzlichen Geschehnisse pflegten mit doppelter Kraft sich bemerkbar zu machen, wenn man anderer Menschen Glück miterlebte. Sie brauchte nur ein paar zarte Fragen zu stellen, und schon brach der ganze Jammer hervor, erst stockend, dann immer heftiger sich überstürzend, in Tränen, in Trotz und Wut, bis dann alles wieder verebbte, ein tiefer Seufzer die Beichte beschloß und ein kräftiges Lorewort die zierliche, kleine Person wieder auf ihre festen Beine stellte. „Er kann mir gestohlen bleiben, der ganze Luks!" Ilse Thienemann lächelte wieder, zog den braunen Lockenkopf zu sich heran und küßte Lore auf die Stirn. „Recht so, Mädel. Man soll ausreißenden Männern nicht nachtrauern. Glauben Sie mir, es geht Ihnen nicht allein so auf der Welt, und wissen Sie, wovon ich fest über zeugt bin?" Lore sah sie vertrauensvoll an und hatte mit einem Male ein wunderbar kindliches Gefühl der Geborgenheit in der Nähe der Älteren. „Bitte, fagen Sie es mir.' „Wenn Ihnen dieser Luks vom Schicksal zum Gefährten bestimmt ist, dann kommen Sie beide zusammen, und wenn sie von den Enden der Welt aufeinander zuwandern müßten." „Das klingt aber reichlich fatalistisch." „Nein, Lore, das ist Glaube an eine Macht, die besser weiß als wir kurzsichtigen Menschen, was für uns gut oder hinderlich ist. Wie oft habe ich in meinem Leben schon etwas als zu meinem Glück unbedingt notwendig herbeigesehnt, um später dem Geschick von Herzen dankbar zu sein, daß es nicht alle meine heißen Wünsche erfüllte." Lores Gesicht war sehr nachdenklich geworden. Dann schlang sie plötzlich in aufwallendem Gefühl ihre Arme um den Hals der Freundin. „Ich danke Ihnen, daß Sie mir das gesagt haben, Ilse. Ich glaube, Sie haben mir damit wirklich über eine Schwäche hinweggeholfen, mit der ich allein nicht fertig wurde." Ilse Thienemann strich mit weicher Hand über Lore- Gesicht. „Es sollte mich freuen, wenn mir das gelungen wäre. Aber dieses Gespräch hat uns wieder ein Stück näher ge bracht. Wollen wir nicht du zueinander sagen, Lore?" „Gern ... ich bin ja so froh, daß ich dich gefunden habe, und ich verdanke dir schon so viel, daß ich nicht weiß, wie ich das gutmachen soll. Und nun beschenkst du mich auch noch mit deiner Freundschaft." „Kleines Dummes ... wir wollen nicht aufzählen, was wir einander verdanken, und nun laß uns arbeiten. Hast du das Buch von Terrymore gelesen?" „Ja ... und denke dir, ich bin fast ohne Wörterbuch aus- gekommen." „Fein ...! Weißt du, was jetzt das beste für dich wäre und wie du dich in der Beherrschung der Sprache ganz ver» vollkommnen könntest?" , „Nun?" „Wenn du für ein halbes Jahr nach England gingst. Du hast es ja nicht nötig, in einem englischen Hause eine Stellung anzunehmen, du könntest zum Beispiel in ein großes Pensionat oder als Gast in eine Familie gehen. Hat dein Vater keinen englischen Geschäftsfreund?" Lore dachte nach. „Ich glaube nicht. Unsere englischen Beziehungen sind erst im Werden. Aber — das ist wirklich ein guter Gedanke, den ich mit Viktor besprechen will, wenn er wieder ver nehmungsfähig ist." Vorläufig war Viktor in Berlin, und vom dortigen Kriegsschauplatz kamen wechselnde Meldungen, bald siegreiche Fanfarenstöße, bald kleinlaute Dementis. Papa Hagen wurde ungeduldig. Er telegraphierte: „Wenn Festung nicht bald gestürmt, erfolgt Rückberufung in die Heimat." Das half. Drei Tage später kam ein Telegramm: „Festung erobert! Eintreffe mit Beute morgen 14.30 Uhr. Der Sieger." „Viktor ... Victoire ... wahrhaftig, das heißt Sieg", sagte Lore. „Na, gottlob, daß er sich diesen blonden Engel er rungen hat! Hoffentlich ist er leiste Niete." „Du bist ja gut!" brummte Leo Hagen. ,Ljie Wendlers sind eine sehr vornehme, alte Familie." (Fortsetzung folgt.)