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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn DirN Zeitung erjcheim läßlich mir Ausnahme der gejrtzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis betrügt bei Abholung wöchentlich 50 Sich., bei Sicherung frei HauS öS Sipt Bostbezug monatlich 2.50 RM. Tie Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. ^eitungeauSgabe für Abholer täglich Z—6 Uhr nachmittags. Preise und Nachlahsktze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 4 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plötzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis oorw. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr 5 Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hanptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz: Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich iür den Heimatteil. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. —D.A. VIII.: 225c Geschäftsstellen. Mbertsti affe 2 und Adolf-Hitler-Siraffe Fernrui 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung Ler omllichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Etadtrates zu Pulsnitz und des Eemeinderaies zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 216 Donnerstag, den 15. September 1938 90. Jahrgang ______ i -WjWWMMM Chamberlain besucht Adolf Hitler Heute nachmittag auf dem Obersalzberg Der britische Premierminister, Herr Neville C h a m bc rl a i u, hat dem Führer und Reichskanzler durch Ver mittlung des britischen Botschafters in Berlin folgende Mitteilung zugehen lassen: Im Hinblick aus die zunehmend kritische Lage schlage ich vor, sofort zu Ihnen hcrüberzukommen, um za versuchen, eine friedliche Lösung zu finden. Ich schlage vor, auf dem Luftwege zu kommen, und bin morgen zur Abreise bereit. Teilen Sie mir bitte den frühesten Zeitpunkt mit, zu dem Sie mich empfangen können und geben Sie mir den Ort der Zusammenkunft an. Ich wäre für eine sehr baldige Antwort dankbar. , gez. Neville Chamberlain. Der Führer und Reichskanzler hat auf die vorstehende Mitteilung geantwortet, dass er gern bereit sei, sich mit dem britischen Premierminister am 15. d. M. zu treffen. Herr Neville Chamberlain wird dementsprechend Donnerstag nachmittag auf dem Obersalzbcrg erwartet. Abffug ChambeMins vm 8.30 llhr Die Begleiter des Ministerpräsidenten Der britische Premierminister Chamberlain wird Donnerstag früh 8.30 Uhr von London starten und gegen 13 Uhr in München eintreffen. Er wird dann mit der Bahn nach Berchtesgaden weiterfahren. Auf seinem Flug nach Deutschland wird Premier minister Chamberlain von Sir Horace Wilson beglei tet, dem langjährigen Wirtschaftsberater der britischen Re gierung. Sir Horace Wilson gehört zu den engsten Mit arbeitern und Beratern des Ministerpräsidenten, und als solcher hat er auch in der tschechischen Frage bereits mehrfach beratend gewirkt. Ferner befindet sich in Be gleitung des Premierministeren William Strang, der Leiter der mitteleuropäischen Abteilung im englischen Außenamt. Strang hat kürzlich Berlin, Prag und Paris besucht, um mit den dortigen britischen Vertretern die Fühlung aufzunehmen. Premierminister Chamberlain wird mit dem Fluge nach Deutschland d^en ersten Flug seines Lebens machen. Prag trägt die Schuld! Prager yregierung für »!e Zerschlagung der Verhandlungen verantwortlich! Bon führender sudetendeutschcr Seite wird mitgetcilt: Im Anschluß an die Antwort des Ministerpräsidenten aus die Aufforderung der Sudetcndeutschen Partei hat Mini sterpräsident Tr. Hodscha privat dem Abg. Karl Her mann Frank gegenüber die Forderungen vcr SdP. als vernünftig und erfüllbar bezeichnet, fedoch hln- zugefügt, er müsse in Prag mit ihm verhandeln. Trotz dieser Äeutzerung des Vorsitzenden der Regierung hielt cs die tschecho slowakische Regierung nicht sür notwen dig, dem in Asch auf eine Aeußerung der Regierung wartenden Politischen Ausschuß der SdP. überhaupt »ureineAntwortausihreForderungenzu geben. Konrad Henlein sah sich angesichts dieser Tatsache gezwungen, die von ihm ernannte Verhandlungsdelega tion von ihrem Auftrag zu entbinden und feftzustellen, daß für weitere Verhandlungen keine Möglichkeiten gege ben sind. Um 18.30 Uhr verständigte Ashton Gwatkin die Kanzlei Konrad Henleins in Asch und teilte sein Ersu chen mit, von Konrad Henlein empfangen zu werden. Ashton Gwatkin traf in Begleitung der beiden Mitglie der der Kommission Peto und Henderson um 1.30 Uhr nachts in Asch ein. In der Kanzlei Konrad Henleins wur den die Herren auftragsgemäß von Abg. Ing. Franz Künzel, Dr. Ernst Tscherne und Dr. Walter Brand erwar tet und ihnen mitgeteilt, daß Konrad Henlein zur Zeit unterwegs sei, während sein Stellvertreter Karl Hermann Frank in Eger zu einer Unterredung zur Verfügung stehe. Die Herren der Mission Lord Runcimans wurden von dem Kommunique in Kenntnis gesetzt, das die Enthebung der SdP.-Delegation durch Konrad Henlein mitteilt und begründet. Die Herren der Mission Lord Runcimans fuhren daraufhin nach Eger, wo um 2.10 Uhr nachts ein Ge spräch mit Abg. Karl Hermann Frank stattfand, bei wel chem dieser nochmals die Notwendigkeit der Forderungen der Parteiführung begründete und die Verantwortlichkeit der tschecho-slowakischen Negierung dafür herausstellte, daß durch die Nichtbeantwortung der Forderungen die Berhandlungsgrundlage endgültig zerschlagen sei. Abg. Karl Hermann Frank erklärte sich auf neuer liches Ersuchen Ashton Gwatkins bereit, eine Unterredung mit Konrad Henlein im Lause des Vormittags zu verm l- teln. Diese Unterredung sand Mittwoch um 11.45 Uhr in Asch statt. Bei dieser waren außer Konrad Henlein und den Herren der Mission Lord Runcimans Gwatkin, Peto und Henderson die Abg. Karl Hermann Frank und Ing. Franz Zünzel anwesend. Konrad Henlein kenn zeichnete unter Hinweis aus die ständig wachsende Zahl der Todesopfer und die brutalen Maßnahmen gegen die Sudetendeutschen die Entwicklung der Lage in den letzten Stunden und gab nunmehr selbst den Mitgliedern der Million Lord Runcimans bekannt, datz er die Verhand- lungsvelegation ihres Auftrages entbunden habe, weil die durch das VerhaltenderRegierungallei» verschuldeten Ereignisse im sudetcndeutschen Gebiet jede Berhandlungsgrundlage zerstört haben. Konrad Henlein erklärte jedoch, daß eine tatsächliche und sofortige Verwirklichung der Forderungen der Par tei immer nochdie Möglichkeit geben würde, t n Verhandlungen mit der Regierung einzu trete , Wobei jedoch keinesfalls die Karsbader acht Punkte die Grundlage abgeben könnten, sondern dem Selbstbestimmungsrecht des Sudetendeutschtums Rechnung getragen werden müsse. Konrad Henlein dankte den Ver tretern der Mission Lord Runcimans sür ihre Arbeit, deren Ziel die Regelung der Nationalitätenverhältnisie gewesen ist und begründete abschließend die Schuld der tschecho-slowakischen Regierung daran, daß auch die Arbeit dieser Mission erfolglos bleiben mußte. Die Kanzlei des Parlamentarischen Klubs der Abgeordneten und Sena toren der Sudetendeutschen Partei und der Karpatho- Deutschen Partei bleibe in Tätigkeit. Schwere blutige Zusammenftöke bei Fallenm Militär und Panzerwagen gegen Sudetendeutsche Zahlreiche Todesopfer In dem Ort Habersbirk bei Falkenau an der Eger ist es am Dienstag und Mittwoch zu außeror dentlich blutigen Vorgängen gekommen, die nach tschechischen und englischen Meldungen eine große Anzahl von Todesopfern gefordert haben sollen. Da die Verbindungen mit Falkenau unterbrochen sind, war es bisher unmöglich, die genaue Zahl der Opfer fest- zupeUcn. Die tschechische Gendarmeriewache des rein deutschen Ortes hatte schon seit Wochen unter der Anführung des tschechischen Gendarmen Bartosch ein blutiges Ter- rorregiment aufgerichtet. Nacht für Nacht wurden zahlreiche Sudetendeutsche aus ihren Häusern in das Gendarmericgebäude geschleppt und dort brutal mißhandelt und geprügelt. Die Bevölkerung war völlig eingeschüchlert, und es war thr allmählich unmöglich geworden, überhaupt noch in der Dunkelheit die Häuser zu verlassen. Als am Dienstag die Bevölkerung des Ortes mit Frauen und Kindern nach der Führerrede, von einem schweren Druck erleichtert, einen Freudenumzug veranstaltete, wurden sie von be- wafsne 1 en Kommunisten, die mit Gendarmerie Autos aus Chodau nach Habersbirk geschafft worden waren, angegriffen. Die Menge setzte sich zur Wehr und zwang die Kommunisten zum Rückzug. Die Gendarmen, die den Vorfällen untätig zugesehen hatten, zogen sich daraufhin ebenfalls in das Gendarme riegebäude zurück. Als der Umzug in der Höhe des Gen darmeriegebäudes ««gelangt war, fiel in dem Haus ein Schuß. Gleich darauf prasselten ganze Salven von Ge wehrkugeln mitten in die Bevölkerung. Dabei wurde eine Reihe von Sudetendeutschen, darunter auch Frauen, ver letzt. Die empörte Bevölkerung stürmte nunmehr die Gen darmeriewoche, wobei mehrere Gendarmen verletzt und der Gendarm Bartosch im Kampfe getötet wurden. Aus sagen der verwundeten Gendarmen ergaben, datz Bar tosch seinen Oberwachtmeister, einen Slowaken, der sich seinem Treiben schon seit Wochen widersetzt hatte, wegen der Verweigerung des Schießbefehls in Gegenwart seiner Kameraden niedergeschossen und dann das Signal zu der allgemeinen Schießerei gegeben hatte. Der slowakische Oberwachtmeister war sosort tot. Da kurz darauf erneut mit Lastkraftwagen tschechisch- kommunistifcher Pöbel in den Ort Habersbirk einzudrin gen versuchte, bemächtigte sich die Bevölkerung der in der Gendarmeriestation lagernden Wassen, um sich gegen die weitere Terrorisierung zur Wehr zu setzen. Am Mittwoch wurde Habersbirk von tschechischen Polizei- und Militärstreitkräftcn mit Panzerwagen einge- schlosscn und aus geröhrrer Entfernung von verschiedenen Seiten der Ort unter Maschinengewchrfeuer genommen. Die Sudetendeutschen erwiderten darauf hin das Feuer. Bei den sich cntsvinnenden Kämpfen find nach noch nicht bestätigten Meldungen bisher auf tschechischer Seite etwa 15, auf sudetendeutschcr Seite be reits über dreißig Personen getötet worden. In den Abendstunden dauerten die Kämpfe noch an. Die Berölkerung ist völlig verzweifelt da sie von außen keine Hilfe bekommen kann und die Führer der tschechischen Polizeikräfte die Drohung ausgesprochen haben, daß die gesamte Bevölkerung von Habersbirk bisaufden letz ten Mann niedergemacht werden würde (t). Der Bevölkerung der ganzen Umgebung von Falkenau hat sich auf Grund dieser Vorgänge eine ungeheure E r r e g u n g bemächtigt. _ Dieser Bericht, der von sudetendeutscher Sette stammt, wird von zahlreichen Augenzeugen ausdrücklich bestätigt, und auch von mehreren ausländischen Nachrichtenbüros liegen entsprechende Meldungen vor. Von tschechischer Seite werden die blutigen Vorfälle am Mittwoch mit dreisten Stirn glatt abgeleugnet. Man behauptet einfach, es handle sich um die Zusammenstöße vom Dienstag, bei denen es bekanntlich ebenfalls mehrere Tote gegeben hat. Es bat den Anschein, als ob Prag mit derartigen Ta schenspielerkunststücken die schwere Blutschuld von sich abwälzen will, in die es sich immer mehr ver strickt. . . .