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cw 6) war ein Flammenmeer . . der Himmel * * Dieben ütte oder Gruß deutete von den eine mein Abtei! (Fortsetzung folg»' eine die Die kam der ist", ans so. Er hatte einen Brillengläsern. Dabei musterte Kai seinen Freund Jo prüfend der Seite. Jo schob seelenruhig ein Schinkenbrötchen in Mund. Inzwischen ging Herr Ranke zur See hinunter, Jo lachte belustigt. „Wenn er wirklich Detektiv sagte er, „dann ist er nicht sehr tüchtig. Der sieht ja wie ein Schafskopf." Kai wollte noch etwas sagen, wurde aber durch andere Szene abgelenkt. Konsul Kletnpeter kam Treppe herunter in Begleitung von Elly Siebenhaar. Halse bestimmt gewesen. Geschwindigkeit und Sick Jagd diese Fangschlinge zweifeln, daß ich ein Kl Mandschurisches Abenteuer Von Gustav Halm Sie erhob sich gleichfalls. Er brachte sie an die Tür. « „Auf Wiedersehen — kleine Toni, und sagen Sie, bitte, ! Jo nichts von dieser Fahrt. Wollen Sie mir das ver- i sprechen?" „Gut, ich verspreche es Ihnen." Oben in ihrem Zimmer warf sie sich auf ihr Bett. I Plötzlich war wieder Sturm um sie, die See brüllte, und Sieben Uhr am Morgen. Ein seidiger Wind kam i von Osten. Die See zeigte lange, streifige Kämme, eine Dies erzählte mein Freund, als wir von seiner letzten I großen Reise hören wollten: Ich hatte in Charbin tagelang warten müssen, ehe ich » meine Reise nach Norden fortsetzen tonnte; irgendwo hatte ein ! Fluß eine Brücke weggeschwemmt und den Eisenbahnverkehr ch Norden fortsetzen tonnte; irgendwo hatte ein icke weggeschwemmt und den Eisenbahnverkehr I unterbrochen. Als ich endlich weiterfahren konnte, war der Zug I außergewöhnlich besetzt, und man mutzte mir einen der für ; Frauen bestimmten, durch schwere Ledervorhänge abschlietzbaren . Plätze anwciscn, wie sic in Ländern mit stark mohammeda- I irischer Bevölkerung in den Zügen üblich sind. Nun, ich ließ mir es gerne gesallen, auf diese Art den ; neugierigen Blicken und Fragen der Mitreisenden entzogen zu » sein; ich hatte einen Fensterplatz, wie ich ibn mir besser nicht I wünschen konnte, und sah tagelang die weite, jetzt im Früh- I ling noch bunte Steppe wie einen köstlichen Teppich um uns I gebreitet. Wohl hatte schon sengende Sonne ihr Werk getan ; und Millionen von Gräsern die Spitzen verbrannt, die nun in , gelben oder rostroten Büscheln über die noch grünen Halme I hingen; schon auch lag ein Ton wie Bronze über weite Teile I gebreitct; aber noch hoben blaue und Weitze Blumen ihre ; Häupter, noch zog in Schwaden gelber Blutenstaub über die » Gräser hin, noch lag der Himmel nicht bleiern, sondern türmte ' wasserverheißende Wolken wie Kristall und Silber über den golen. Nun galt es; hatte er eine Schußwaffe, so bedurfte es i autzerster Gewandtheit und Schnelligkeit, mich zur Sette zu I werfen; dennoch mutzte ich völlige Ahnungslosigkeit Vortäuschen I bis zuletzt. Schon sah ich über meinem Kopf seine Hand auf- I tauchen, sah mit gräßlicher Deutlichkeit die geschwollenen Adern, » die langen krallenartigen Nägel bläulich über gelben Fingern l schimmernd, — eine Waffe aber hatte er nicht! Dann aber, — I da er blitzschnell die Finger auseinanderspreizte, schnellte ich mit ; jähem Satz zur Seite und stieß mit der Rechten zu. Ein un- » sagbar schrecklicher Schrei schrillte durch die Nacht, Rütteln und , Poltern des Zuges übertönend. — Mein spitzes, mit großer I Heftigkeit gehandhabtes Messer hatte seine Hand an die Wand > gespießt! Grauenhaft hing sie da wie die Tatze eines krallen- » bewehrten Tieres über das Holz, und in quillenden Tropfen , rollte Blut über die Polster des Sitzes... Menschen drängten herein, Lichter blitzten, man sprach und I schrie in allen Sprachen... Nun, da Tageshelle in mein Ab- > teil flutete, lag es klar vor aller Augen: Da war die Hand, . diese grausam gefolterte Hand, — aber von ihr herunterhän- ' gcnd, noch von den gekrallten Fingern umkrampft, sahen alle I die tödliche Schlinge, aus Roßhaar gestochten, die mir, meinem j Halse bestimmt gewesen. Wer es gesehen hat, mit welcher . w einer Fratze .... mrch die Zähne, i Um ihn nicht unnötig zu reizen, sagte ich: „Wenn du glaubst, « daß ich im Unrecht bm, so rufe den Zugführer; er wird ent- j scheiden/ aber gleich wieder zurück und spazierte langsam an Brüstung vorüber. Dabet musterte er I, sehr ausdruckslosen Blick hinter den Bi i die Nacht m . i überrascht werden zu können. Wer kennt nicht jene unaussprechliche Langsamkeit, mit der ' eine Nacht in der Eisenbahn versickert? Tropfen um Tropfen ! rieselt die Zeit in ihr Stundenglas. Trüb, mit rötlichem » Schimmer, brennt das Licht. Von draußen, wo nun alle I Farben starben, huschen seltsame Bilder vorbei, Büsche, grau wie Asche, aus denen bleiche Stämme gleich Knochen hervor- 1 stehen. Ein Spiel sich jagender Schatten... nichts sonst. ! Manchmal wie die Klage eines Tieres heult langgerogen der ' Ton der Dampfpfeife... ' I Längst schon fesselte mich meine Lektüre nicht mehr. Ich I beschäftigte mich mit Träumereien, in denen der Mongole eine i Rolle spielte. Sorgsam hielt ich den ledernen Vorhang meines ! Sitzplatzes im Auge, und meine Phantasie malte mir Dinge » vor, die nicht wirklich waren. Ich sah ihn sich heben, leise, leise, I sah seine braune Hand, sah einen funkelnden Dolch..., lauter I Spukbilder, wie man sie sieht, wenn man gewaltsam Wider den ; Schlaf ankämpst und doch seiner nicht völlig Herr zu werden » vermag. Ich glaube, für Augenblicke, für Minuten schlief ich ! Wirklich. ! Jäh aus dem Traum geschreckt, sah ich plötzlich, wie eine f wirkliche Hand den Vorhang rasste. Aber sie war klein und » hell, nicht die große, rohe Faust des Mongolen... Kaum merk- ! sich wurde der Vorhang angehoben, und eine Stimme, die ich I als die Stimme einer Frau erkannte, flüsterte vier Worte, nur I vier Worte, in mein Abteil, die zuerst wie ein Rätsel im Raum > hingen: „Ächte auf das Netz!" — Ich sprang, noch ehe der ! Flüsterton verklungen, auf und riß den Vorhang zur Seite. ! Ich sah den Gang, trübe erleuchtet, und in ihm, wie Waren- I ballen, die Leiber der Schlafenden;"sie kauerten, manche lagen, > manche schliefen im Stehen, an die Wände gelehnt. Wohl schien , mir. es flattere ein schwarzes Gewand wie der Flügel einer ; Fledermaus, es husche ein leichter Schritt; aber Ferne, Zwie- > licht und das Rollen des Zuges verschlangen alles. Auf meinen Platz zurttckkehrend, entsann ich mich dieser l gehauchten Warnung: ? „Achte auf das Netz!" Um mich blickend, sah ich das Gepäcknetz über mir und be- I merkte, daß es durchgehend für zwei Abteile diente, so daß also I die Zwischenwand zum Nachbarabteil hier durchbrochen war. ; Blitzartig beleuchtete mir das die Gefahr, in der ich schwebte. » Hätte ich, wie zuvor, die Lederportisre im Auge behalten, so ! könnte von oben her, in meinem Rücken, sich ereignen, was I wollte, ohne daß ich es wahrnahm. Nichts anderes konnte mit I diesem „Netz" gemeint sein. » Nun ich wußte, woher die Gefahr mir drohte, war ich voll- ! kommen kaltblütig und wach. Ich nahm aus meiner Handtasche I mein Jagdmesser und einen Revolver, ohne den ich nie reiste. I Dann nahm ich meinen Platz wieder ein, behielt aber die ' Wandlücke scharf im Auge. Aus der Warnung schloß ich, daß . die Gefahr nicht fern fern könne; offenbar hatte mein Feind * seine Vorbereitungen schon getroffen. Ich prüfte mit dem Daumen die Schärfe der Messerklinge, z In eben diesem Augenblick sah ich von der Seite her in der » Spalte der Wand das haßerfüllte lauernde Gesicht des Mon- ; ! man an, wie glücklich sie war. Sie bogen ab und gingen I in Richtung auf den Strand zu. Jo hatte plötzlich einen bitteren Zug um den Mund. ! „So", sagte er, „jetzt weiß ich auch, warum dieser Ranke ' hier ist." Nils zuckte zusammen. Sein Bruder hatte ihn gestern I erst vor Kletnpeter gewarnt und nun kam Jo mit einer I solchen Aeußerung. „Jo", sagte er, „ich weiß nicht, was ihr alle gegen I Kleinpeter habt." Jo war mit seinem Frühstück fertig und erhob sich. i „Der Bursche ist mir viel zu großartig", sagte er. ' „Ich rieche förmlich, daß da etwas nicht stimmt. Und I dich, Nils, dich warne ich vor diesem Fräulein Hall. Oder l bist du vielleicht schon in sie verschossen?" ; Nils trat das Blut ins Gesicht. Fräulein Hall war » die Dame aus dem Kreise Kleinpeters, von der Kai be- > hauptete, sie wäre die Geliebte und Verbündete des Kon- I suls. ; „Na also", sagte Jo und reichte Nils die Hand, „da > haben wir's. Du mußt dich frei machen, mein Junge, I wenn dir's schwerfallen sollte." * , Wenige Stunden später hingen schon die großen > bunten, geschmackvollen Plakate im Speifefaal, in der Halle I und auf den Korridoren des Kurhauses Herzogenlust. Am Vormittag des nächsten Tages waren bereits ! zweihundertfünfzig Karten zum Einheitspreis von drei j Mark verkauft worden. Und am Abend des 28. Juli > startete der „Künstlerbund der Unprominenten" mit der ! Revue „Die Jagd nach Zerline". ' Die Vorstellung war für acht Uhr angesetzt worden. I Doch schon eine halbe Stunde vorher begann sich der große I schöne Saal langsam zu füllen. Es waren nicht nur die . Badegäste von Herzogenlust, die im Saale Platz nahmen, i nein, vor dem Kurhaus rollte ein Auto nach dem andern i aus der Nachbarschaft und von den Gütern vor, und zum I Schluß erschien sogar ein großer, vollbesetzter Autobus aus ! Ohlensee, einem benachbarten kleinen Badeort. ; Ho befand sich indes mit seinen Kameraden in einem i weitläufigen Raum hinter der Bühne. Schon seit einer I ganzen Zeit waren sie fertig kostümiert und geschminkt. ! Jo spielte leise auf seinem Bandoneon. Manchmal I stand er auf und warf einen Blick durch das Loch des Vor- I Hanges in den Saal. Der Saal war schon fast gefüllt mit I festlichen Menschen. Plötzlich erschien Direktor Lorenzen in der Tür. Er ! wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der I Stirn. „Wie geht's?" fragte Jo. „Hervorragend. Ich weiß nicht, wo die Leute her- » kommen. Haben Sie vielleicht in Ohlensee auch Plakate I ausgehängt? Eben ist von dort ein Autobus herüber- > gekommen." „Nein", sagte Jo; „aber ich hätte es eigentlich tun » sollen. Die Idee ist mir nicht gekommen." „Merkwürdig, wo die Leute Herkommen", meinte I Lorenzen und verschwand. I Doch fünf Minuten später kam Lorenzen zum zweiten ! Male. Der Zorn blitzte aus seinen Schweinsäuglein. I Wütend fuhr er auf Jo los. „Herr, Sie sind wohl wahnsinnig geworden?" „Nicht doch", sagte Jo. „Sie haben mich belogen — eine verfluchte I Schweinerei — ich weiß nicht, wo ich mit den Leuten ; hin soll!" „Was habe ich?" fragte Jo erschrocken. „Belogen haben Sie mich. Eben frage ich Sie, ob Sie I Plakate in Ohlensee ausgehängt haben..." „Ich habe keine Plakate ausgehängt." ! „Aber den Buhlemann, den verrückten Musiker aus j Ohlensee, haben Sie losgefchickt. Sie haben ihn kostü- I miert und auf ein Pferd gesetzt und ihn über Swinefeld » und Ohlensee geschickt. Und nun haben wir die Beschs- ! rung. Alles überfüllt — wir können die Leute nicht unter- I bringen. Auch die Galerie ist überfüllt. Warum haben I Sie mir ums Himmelswillen nichts gesagt. So eine - Schweinerei —" ! Jo erblaßte und schnappte nach Luft. „Was erzähl-n I Sie da? Einen Reiter.. „Ich speie ihn an!" kreischte der Mongole. „Ich speie auf ; ihn, aus dich, auf euch alle, die ihr aus Europa kommt, um » uns auszuplündern! Hüte dich!" — Dann, sein Weib roh an , Arm und Schulter zerrend, drehte er sich um und verschwand. Natürlich hatten seine lauten, haßerfüllten Worte viele Neu- I gierige herangezogen. Japaner, Inder, Chinesen, Mongolen ; drängten sich an mein Abteil, und als ich mich erhob, um den , Vorhang wieder zu schließen, warnte man mich von mehreren > Seiten vor der Rachsucht dieses Mannes. Einige vermuteten I einen kommunistischen Agitator in ihm, der gewiß nicht ohne ' Einfluß bei den Russen sei; wie sonst hätte man sich seine » Frechheit erklären sollen? Obwohl geneigt, die Sache auf die leichte Schulter zu l nehmen, sagte ich nach kurzem dem Schaffner und dem Zug- s sührer^Beschcid, die mir versprachen, ein wachsames Auge aus zu haben; zum Ueberfluß beschloß ich selbst, mich nt Lesen und Schreiben wachzuhalten, um nicht Er lief schnell die Treppe hinunter und fuhr mit I seinem Wagen davon. Als er in die Chaussee einbog, schoß ein anderer ! Wagen, ein großer offener, dunkelroter Zweisitzer an ihm I vorbei. Der war von hinten aus dem Garagenhof ge- I kommen. Jo sah nur flüchtig den Mann am Steuer, trotzdem ! wäre er beinahe in den Straßengraben gefahren. Es war I wie ein Nervenschock, wie ein Schlag auf den Kops. Jos Hände umkrampften das Steuer, dann gab er ' Gas. Der rote Wagen lag vor ihm und er hatte eine eng- « lische Nummer. Er schoß schnell dahin und ließ seinen l Kompressor aufheulen. „Teufel", brummte Jo. Er wußte, daß er den Wagen ' nicht mehr einholen würde. Trotzdem jagte er hinter ihm ' drein. Aber schon nach wenigen Minuten war der Rote I außer Sicht. I milde Brandung klatschte gegen den Strand. Unter einem > großen, blau-weiß gestreiften Schirm der Kurhausterrasse « frühstücke Jo in der Gesellschaft der Brüder Andersen. > Er war in ausgezeichneter Stimmung, sein Wagen stand I frisch gewaschen vor dem Portal. Er hatte die Absicht, » heute morgen einige Badeorte zu besuchen. Er sprach mit großer Begeisterung von dem Start in ! Herzogenlust. Als er heute morgen herunterkam, hatte ! ihm der Pförtner einen sehr höflich gehaltenen Brief » Direktor Lorenzens übergeben, worin er ihm mitteilte, « daß er sich die Sache nun noch überlegt habe und den ! Festsaal für den 28. Juli sreigebe. Man würde also schon > in zwei Tagen starten. Das war eine große Ueberraschung. In diesem Augenblick kam ein kleiner grauhaariger » Herr in einem weißen Strandanzug die Treppe herab. Er ! blieb unten stehen und blickte auf die See hinaus. Der I Mann hatte ein bartloses, rosiges Gesicht und machte mit > seiner goldgeränderten Brille den Eindruck eines stillen » Gelehrten. Kai stieß Jo in die Seite. „Sieh dir mal den I Mann an!" „Was ist mit ihm?" „Das ist ein Privatdetektiv." „Die gibt's überall", antwortete Jo gleichmütig. „Da > sind immer Ehemänner, die ihre Frauen bewachen lassen. I So ein Privatdetektiv kann manchmal sehr nützlich sein." „Nee, nee", sagte Kai, „dieser Herr Ranke hat 'ne i andere Spezialität, das ist ein richtiger Sherlock Holmes, « Spürhund und Verbrecherfänger." I Horizont... Wir hatten an einem kümmerlichen, aus Bretterbuden be- « stehenden Ort haltgemacht; wie die anderen war ich hinaus- I geeilt, um die geringe Abwechslung zu genießen, die das unter- i würsige und doch dreiste Getriebe mongolischer, tatarischer, I chinesischer und russischer Händler dem Reisenden bieten kann. > Ich stieg wieder ein; — durch den Wagen gehend, sah ich, daß , der Zug jetzt noch stärker besetzt war. Ich freute mich, meinen » Platz zu haben, und ließ mich nieder, von neuem die Land- I schäft betrachtend, die rasch und rascher vorüberglitt, beginnend I mit den Inseln von Röhricht und Gebüsch, die verloren in der , weiten Oede der Steppe standen, sich schnell zu zusammcnhän- ; genden Wäldern entwickelten und endlich zum ungeheuren Ur- , Wald wurden, durch dessen grünes Schweigen unser Zug wie I ein seuersveiendes. brüllendes Ungetüm raste... Plötzlich wurde der Vorhang zu meinem Abteil zurück- ; gerissen. Ein großer Mann in mongolischer Tracht stand vor » mir, hinter dessen breiten Schultern ich eine schmächtige, ver- I hüllte Frauengestallt gewahrte. Ohne B' / I, ' i er in den Gang und sagte in herrischem Ton zu mir:" „Du wirst dieses Frauenabteil sofort verlassen. Du hast » kein Recht, darin zu sein!" Dann, über die Schulter blickend, ! sprach er in barschem Ton weiter: ,Hch habe dir Platz gemacht, I setze dich hierher und rühre dich nicht von der Stelle, bis wir I am Ziel sind!" Er hatte noch nicht ganz ausgesprochen, als ihm Wohl auf- » ging, daß ich keine Miene machte, seinem Befehl Folge zu I leisten. Mit einem Blick, der halb Staunen, halb Drohung I war, trat er näher an mich heran und wiederholte, jetzt in ! russischer Sprache: „Warum räumst du diesen Platz nicht?" Ich konnte mir nicht helfen, — angesichts solcher Dreistig- k keit mußte ich hell auflachen. Der Mongole runzelte die braune I Stirn, und sein« geschlitzten Augen blitzten gefährlich. In aller l Ruhe sagte ich zu ihm: „Bist du der Direktor dieser Bahn? » Wer also gibt dir das Recht, so aufzutreten? Dies ist mein I Platz, und ich denke gar nicht daran, ihn abzugeben, — am j allerwenigsten dir!" Das Gesicht des anderen verzerrte sich zi > sinnloser Wut. „Das büßest du mir!" zischte er di ! Hände in den Taschen seiner Weißen Strandhose, I Zigarre im Munde, wuchtig und eindrucksvoll, mit der < Miene eines Börsenmannes, der ein gutes Geschäft hinter ! sich hat, braunverbrannt und jovial lächelnd. Elly sah Sicherheit die Mongolen etwa auf der ; ae zu Handhaben wissen, der konnte nicht i And des Todes gewesen wäre, wenn er I mich überrascht hätte. Kein Laut, es sei denn ein ersticktes i Röcheln oder Gurgeln- hätte noch meine Kehle verlassen, und ; nach Stunden, vielleicht nach Tagen erst, hätte man mich als » Leichnam in diesem Abteil aufgefunden, in dem jetzt schaurig l zuckend die angenagelte Hand des Mörders seine Tat ver- I riet... ! Das Ende ist schnell erzählt. Das Zugpersonal befreite - den Mongolen aus seiner qualvollen Lage, um ihn in Hast , zu nehmen und einem ungewissen Schicksal entgegenzuführen; I ob gerechter Strafe, daran darf ich füglich zweifeln. Die Krau, > die ihn begleitet hatte, war nicht aufzufinden. Niemand kannte » sie, und es gab so v-ele verschleierte Frauen im Zuge... Sie , meldete sich nicht, und der Mongole gab uns kernen Finger- I zeig; ich selbst nehme an, daß sie seine Frau nicht war: eine I Sklavin vielleicht, eine Entführte, — doch was weiß ich? In ' diesem Lande ist alles möglich. Das Phantastischste ist das All- . tägliche, und das Alltägliche ist bunter, als wir es uns aus- ' zuoenken vermögen...