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Mittwoch, den 17. August 1938 Pulsnitzer Anzeiger — Lhorncr Anzeiger Nr. .9i Sette 8 Wie verwerten Sie Zhre Quitten? Eine Delikatesse: Quittengelee. — Herstellung von Quitten likör. — Apfel- und Birnenquitt«« als Gläser- und Dosensrüchte Noch immer gehört — leider! — die Quitte zu den Stiefkindern des Obstgartens, wobei es vollkommen unver ständlich bleibt, warum sie so schief über die Achsel ange sehen wird. Was kann man schon groß mit dem Zeug an fangen, kann man immer wieder sagen hören. So ein ge ringschätziges Urteil zeugt jedoch von empfindlicher Un kenntnis, denn die Verwendung der Quitte ist eine so viel seitige, daß es geradezu erstaunlich ist, sie so wenig ausge nützt zu sehen. Der Referent für Fragen der neuzeitlichen Obst- und , Gemüeseverwertung, Andreas Knauth, beschäftigte sich be reits vor zwei Jahren in einer längeren Ausführung mit der vielseitigen Verwendbarkeit der Quitte, und alle diejenigen, die inzwischen seine Vorschläge und Anregungen beherzigten, sind wahrscheinlich längst zu einer günstigeren Beurteilung der Quitte gelangt. Knauth erblickt z. B. im Quittengelee das feinste Quittendauererzeugnis überhaupt. Das Rezept, das er für die Herstellung empfiehlt, lautet folgendermaßen: Nachdem man die Quitten (sowohl Apfel- als auch Birnenquittvn) mit dem Tuch abgerieben hat, wer den sie zerteilt und vom Kerngehäuse befreit. Dann gibt man sie in einen Kessel mit soviel Wasser, daß die Früchte gut bedeckt sind. Die weichgekochte Masse läßt man, ohne zu pressen, durch ein Seihtuch ablaufen und verwendet den Markrückstand zu Marmelade. Den abgelaufenen Saft er setzt man mit 450 g Zucker auf Liter Saft und kocht ihn in einem flachen Kessel unter öfterem Abschäumen in kur zer Zeit zu Gelee ein. Die Quitten gelieren allgemein gut. Auch, daß sich die Quitte zur Herstellung eines ausge zeichneten Fruchtlikörs eignet, ist wenig bekannt. Er wird, so schreibt der genannte Referent, ebenso wie andere Frucht liköre hergestellt und besteht im allgemeinen aus 2 Liter Saft, 1^ Liter Weinbrand, bis 1 Kilogramm Zucker, 1 Gramm Zimmt, 1 Gramm Gewürznelken und 5 bitteren Mandeln. Man läßt die Mischung in einer Flasche am warmen Ort stehen und das Aroma sich ausbauen. Erft dann filtriert man den Likör. Außer zu Gelee und Likör eignet sich aber die Quitte noch zu mancherlei anderen köstlichen Dingen. Es sei nur auf die Quittenpaste und das Quittenbrot und auch auf den wohlschmeckenden Süßmost aus Quitten hingewiesen. natürlich läßt sich die Frucht auch hervorragend in Dosen Gläsern einkochen. Das „Wie?" beantwortet der ge nannte Autor wie solgt: Die Apfel- bezw. Birnenguitten werden mit einem sauberen Tuch abgerieben, geschält und gevierteitt, wobei auch das Kemgehäuje zu entfernen ist. Die zerteilten Früchte werden ebenso wie die Aepfel und Birnen in leicht gesalzenes bezw. gesäuertes Wasser gelegt, damit das Fruchtfleisch nicht anläuft. Man kocht sie in einer Zuckerlösung vor, bis das Fruchtfleisch nicht mehr hart ist. Die Zuckerlösung besteht aus 700 Gramm Zucker auf 1 Liter Wasser. Die Sterilisierzeit und Temperatur der Gläser beträgt 30 Minuten bei 80 Grad Celsius, weite Gläser werden etwa 10 Minuten länger sterilisiert. Das Sterilisieren erfolgt am besten im Wasserbad eines Koch kessels, Waschtopfes oder Sterilisierapparates. Es ist an der Zeit, daß sich die vielseitige Verwendbar keit der Quitte herumspricht. Quittengelee Quittenlikör, Quittenbrot und eingekochte Quitten stellen den verwöhn testen Gaumen zufrieden. Wer der Frucht bisher keinen Geschmack abgewinnen konnte, möge wenigstens versuchen, eins der genannten Rezepte auszuprobieren. Das Resultat wird fraglos zu weiteren Versuchen führen. Lind immer wieder: Kampf der Blattlaus! Je unansehnlicher der Schädling, um so größer seine Ver mehrung. Ungeziefer, das sich in den Häusern breit macht, wächst den Bewohnern sehr bald über den Kopf, wenn der Kampf nachlässig betrieben wird. Noch empfindlicher zeigt sich aber das Ausbreiten von Schädlingen im Garten. An erster Stelle steht nach wie vor die Blattlaus, die in einem Jahr bis zu zwei Millionen Nachkommen in die Welt setzt. Darum muß der Kampfruf immer wieder lauten: Kampf der Blattlaus! Zwei Arten der Bekämpfung müßen unter schieden werden. Die erste muß einsetzen, wenn man das Vorhandensein der Blattlaus entdeckt hat und feststellt, daß noch keine Verkrümmungen bezw. Zusammenrollungen der Blätter erfolgt sind. Die zweite ist aber schon eigentlich keine Bekämpfung mehr, sondern mehr ein Einhaltgebieten: man muß die befallenen Blätter und Triebe entfernen und verbrennen. Spritzen in diesem Stadium dürste wenig Er folg haben. Die Läuse haben sich so gut in den zusammen gekrümmten Blättern versteckt, daß sie kaum von den Spritzlösungen erreicht werden. Nein, ist es einmal so weit gekommen, dann fort mit den befallenen Teilen. Wo aber die Blattlaus rechtzeitig entdeckt wird, muß es sofort heißen: Her mit der Spritze! Der Handel führt ge- nügend bewährte Präparate. Bekanntlich ist Vorbeugen stets bester als Heilen. Also wird der Gartenbesitzer auch an vorbeugende Spritzungen denken, die am besten mit 8—15prozentigem Obstbaum- kabolineum oorgenommen worden. Ein« Blattlaus im ersten Jahr verwandelt sich in 2 Millionen im zweiten Jahr! Das bedenke, wer sich vor Schaden und Verdruß be wahren möchte! ..... — Wir kontrollieren unsern Regen Mehr Ertrag durch Tropfenwasser / Mit der Gießkanne nachhette« Nachbar Schultze hat in seinem Garten seit vielen Jahren einen Regenmesser stehen. Nach jedem stärkeren Regen liest er an dem Apparat die gefallene Niederschlags menge in Millimetern ab und schreibt die Maßzahl in sein Notizbuch. Reicht ihm zur gründlichen Durchfeuchtung seines Erdbodens di« Regenmenge laut Kontrolle nicht aus, so be ginnt er sofort seine aufgestellten Regentonnen zu leeren und neues Master kommt auf die Beete. Mancher Garten freund schüttelt dann wohl über ihn den Kopf, weil er meint, der Himmel hätte genug Nässe gespendet. Der Rogen dringt aber meist nicht tief genug in das Erdreich und di« Wirkung ist gehemmt. Bei Nachbar Schulze ist aber eine gründliche Durchfeuchtung immer gewährleistet. Er erzielt deshalb seit Jahren ohne besondere Mehrdüngung stets die stärksten Koblköpie und di- arönten Früchte. Regenmesser sind aber nicht billig. Deshalb soll hier nun an Hand einer Zeichnung gezeigt werden, wie man sich einen Regenmesser in einfacher Weise selbst Herstellen kann. Nur ein Meßglas mit Kubikzentimeterskala von etwa 200 Kubikzentimeter Inhalt ist zu kaufen. Laut Abbildung ist an einem Pfahl eine Konsole in niedriger Höhe über dem Erdboden angeschraubt worden. Sie besteht aus zwei senkrecht zueinander gestellten und verschraubten Brettchen a und b und dem Stützbrettchen c. (Siehe dazu auch die kleine Skizze rechts, oben m der Zeichnung.) Die Konsole 'trägt eine Milchflasche als Sammelaefäß. In die Oeffnung desselben ist ein gewöhnlicher Trichter eingeführt worden. Der Trichter mit einer Oeffnung von 12 Zentimeter Durch messer ruht dabei ganz in dem Flaschenhals und verschließt ihn. Es soll nämlich so wenig Master wie irgend möglich aus dem Sammelglas verdunsten. Der Trichter wird durch eine oben in den Pfahl eingelassene Drahtschleife in senk rechter Lage gehalten. Auch eine genügend weite Ringöse mit Schraubgewinde ließe sich gut dazu verwenden. Die Trichteröffnung muß höher als der Kopf des Pfahles ge lagert sein, damit der Pfahl den seitlich geworfenen Regen beim Einfall in den Trichter nicht behindert. Das Wasser sammelt sich in der Flasche an und wird ins Meßglas um gegossen, an dessen Teilung die Niederschlagsmenge in Ku bikzentimeter abzulesen ist. Es erfolgt dann nur noch eine leichte Umrecknuna in Reaenböbe nach Millimetern. Unter Regenhoye versteht man die Höhe, die das Wasser auf dem Erdboden einnehmen würde, wenn durch Versickern. Abfluß oder Verdunsten nichts verloren ginge. Hat nun, wie in unserem Falle, der Trichter ein« 12 Zenti meter weite Oeffnung, so bedeutet das eine Flächenöffnung von 6 mal 6 Zentimeter mal 3,14 — 113 Quaüratzenti- metern. Man berechnet nämlich den Flächeninhalt eines Kreises: Halbmesser mal Halbmesser mal 3,14. Wäre bei spielsweise ein winziger Moen von 1 Millimeter Regen höhe gefallen, so hatten dann 113 Quadratzentimeier mal 0,1 Zentimeter - 11L Kubikzentimeter Master die Trichter- ösfnung passiert. Zeigt also das Meßglas nach dem Um gießen 11Z Kubikzentimeter Master an, so weiß man, daß die Niederschlagsmenge 1 Millimeter Regenhöhe hatte. Die doppelte Kubikzentimeterzahl im Meßglas, in un serem Falle 22,6 Kubikzentimeter, entspricht demnach 2 Millimeter Regenhöhe. Man liest deshalb nach dem Um- gießen des Wassers aus der Sammelflasche in das Meßglas nur diese Zahl der Kubikzentimeter ab, teilt diese durch 11,3 und hat dann sofort die Niederschlagshöhe in Millimetern. Beispiel: Das Meßglas zeigt 56L Kubikzentimeter an. 56,5 geteilt durch 11Z ist 5. Darrach sind 5 Millimeter (Text u. Zeichnung Höhne) Regen gefallen. Es wird sich empfehlen, auf dem Meßglas einen schmalen Streifen Papier senkrecht aufzukleben und auf ihm die Umrechnungsskalä einzutragen. Eine Regen kontrolle nach Millimetern Regenhöhe zeigt dem Garten freund an, ob das himmlische Naß von durchhaltender Wir kung war. Meist wird man mit Wassergaben noch nach helfen müü-^ Wer pflückt das Obst? In den vergangenen Wochen, in den augenblicklichen und noch in den nächsten werden Sie immer wieder er leben, daß da und dort, wo der Weg Sie an Gärten und Kleinsiedlungen vorüberführt, Obst an Sträuchern und Bäumen hängt, das kein Mensch aberntet. Wir haben es an den Erdbeeren und Johannis- und Stachelbeersträuchern gesehen, wir sehen es an den Kirschbäumen und wir wer den dasselbe an den Birnen- und Apfelbäumen sehen . . . Wer pflückt das Obst? Niemand! Die Besitzer sind teils nachlässig, teils haben sie bereits „genug" geerntet und haben keine Lust mehr, sich die Arbeit des Pflückens zn machen. Vielleicht sind sie auch abwesend. Aber wie dem auch sei: niemand pflückt das Obst. Es ver fault an Baum und Strauch. Es verkommt. Und das in einer Zeit, in der die Kampfparole gegen den Verderb das ganze Reich durchhallt! Der Verderb und Schwundwert an Obst ist pro Jabr in Deutschland mit der gewaltigen Summe von 136 Milli onen errechnet worden. Für 136 Millionen Mark lasten wir bei uns Obst verderben! Aber — in dieser Summe ist nickt einmal der Verlust enthalten, der durch an Baum und Strauch verfaulendes Obst entsteht. Vorsichtige Schätzungen ergeben, daß im Reiche für etwa 50 Millionen Mark Obst nicht gepflückt wird! Obst ist Volksgut. Volksgut ist heilig. Wer Obst in seinem Garten verfaulen und verkommen läßt, versündigt sich an der gesamten Volksgemeinschaft. Es mag Fälle geben, in denen sich ein Gattenbesitzer durch irgendwelche Ereignisse (Krankheit, Todesfall, unaufschiebbare Reise usw.) außer stande sieht, das in seinem Garten reifende Obst zu pflük- ken. Selbst dann aber sollte er dafür Sorge tragen, daß das Obst nicht verkommt. Ungezählte Volksgenossen werden jederzeit bereit sein, die Ernte vorzunehmen und mei stens genügt ein kurzer Anruf bei der NSV. oder einer anderen, dem Volkswohl dienenden Einrichtung, um das Obst in die richtigen Hände gelangen zu lasten. Unverzeih lich ist die Angelegenheit aber dort, wo Pomadigkeit das Obst verkommen läßt, Gartenbesitzer und Siedler sollten hier offene Augen haben, wenn ihnen eine derartige Gleichgül tigkeit in irgend einem Garten offenbar wird. Es verdirbt in Deutschland jährlich wahrhaftig mehr als genug: Für 185 Millionen Mart Kartoffeln, für 135 Mil lionen Mark Getreide, für nahezu 80 Millionen Mark Ge müse, für 25 Millionen Mark sonstige Nahrungsmittel. Daß aber Dinge verderben, die nicht einmal geerntet wer den, führt doch wohl zu wett. Wo sich alle Kräfte der Nation zusammentun, um ein geschlossenes Ganzes zu bil den, muß mit derartigen, das Volkswohl schädigenden Methoden Schluß gemacht werden. Wer einen Garten hält, ist auch für seine Führung und Haltung verantwortlich. Deutscher Garten ist deutscher Boden. Auf deutschem Boden darf aber in Zukunft nickts mehr verkommen! Kleine Winke — großer Autzen Wenn Bienen stechen. Gegen Bienen- und Wespen stiche hilft Zwiebelsaft. Die Zwiebel muß in zwei Hälften ge schnitten, ausgepreßt und der Saft auf die Stichwunde ge träufelt werden. Buttermilch. Buttermilch enthält reichliche Vitamine, mit Ausnahme des Vitamins Sie sollte recht oft, schon wegen ihrer die Verdauung fördernden und darmreinigenden Eigenschaft, häufiger als üblich auf den Tisch kommen, bei spielsweise in Verbindung mit Kartoffeln und Gemüse. Fressen Kaninchen Unkraut? Sogar sehr gern. Die staatlich anerkannte Lehr- und Versuchsanstalt für Geflügel zucht in Kiel-Steenbeck berichtet, daß die Versuche, besonders viel oorkommendes Unkraut — frisch und auch getrocknet — an Kaninchen zu verfüttern, mit bestem Erfolg vorgenommen wurden. Die Tiere nahmen das Unkraut nicht nur gern, sie zeigten auch wesentliche Ge-nr-fft-nunol-men Weiche oder Harle Eier? Daß im Ei große Nähr werte enthalten sind, ist allgemein bekannt. Weniger dagegen, welche Art der Zubereitung die beste ist. Es wird häufig dem Umstand Rechnung getragen, daß hartgekochte Eier schwerver daulich sind, andererseits wieder wird aus weichgekochten Eiern wenig Nutzen gezogen, weil sie in wenig zweckmäßiger Form zugeführt werden. Meist werden weichgekochte Eier mit dem Teelöffel genosten, die einzelnen Bisten ungekaut hinunterge schluckt. Ein auf diese Weise genossenes Ei ballt sich aber im Magen in größere Stücke und bietet so den Verdauungssäften wenig Angriffsfläche. Man sollte zu weichgekochten Eiern stets Brot essen, damit sie mit diesem gründlich gekaut und im Magen zerteilt werden. Am besten werden die Nährwerte des Eies ausgenutzt, wenn es in Getränk oder Suppen gerührt ge nossen wird. Ihr Kleister verdirbt so schnell? Das geht auch vielen anderen so, weil man meistens vergißt, dem Wasser, in dem der Kleister gekocht wird, zuvor eine Alaunlösung hinzu- seken. Ist das Unglück aber einmal geschehen, können Sie sich auch noch helfen, indem Sie sich Nelkenöl (wenn es sein muß, auch reines Terpentinöl) beschaffen und einige Tropfen in den Kleister hineinrühren. Knickeier sollten Sie wirklich in Zukunft nicht mehr verärgern. Ist der Sprung nicht gar zu gewaltig, können Sre Knickeier sogar kochen wie jedes andere heile Ei. Vielleicht merken Sie sich ein paar Tricks für vorkommende Fälle! Ehe Sie ein Knickei ins Wasser legen und kochen lassen, wickeln Sie es in Butterbrotpapier ein und zwar so, daß die Papier enden fest zusammengedreht find. Doch behutsam, liebe Haus frau, sonst knackt Ihnen das Ei noch bei der Behandlung total entzwei. Oder etwas anderes: Reiben Sie den Sprung vor sichtig und reichlich mit Salz ein und fügen Sie dem Koch wasser außerdem noch einen Eßlöffel Salz bei, auch dann bleibt das Knickei vor dem Auskochen bewahrt.. Schließlich kann man das Auskochen auch noch dadurch verhindern, dass man dem kochenden Wasser einen kräftigen Schuß Essig bei mengt. Versuchen Sie es einmal, und Sie werden sehen: Knick eier find gar nicht lo schlimm wie ihr Ruf!