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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- rmd Tageszeitung für die Stadt uud den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn O-, Zritrmg erscheint täglich mit «ntvnchme der Patzsch« «M g^ertnWi Lmc BqmgSpret» beträgt bei »bhoinntz wSchenttich kV RA, bet V»,^»UUW f«1 Ha«» W Vtp,. Postbezug monatlich 2.SV RM. Die BehtnLern», der Ldrfernng «chtferägt k-n« Anspruch «f Rückzahlung d« Bezug «preis«». ZettumgoUnSGabe für Lbhoter 'ä»Sch S—» Uhr nachwtttogL. Brets« »ab Nachtaßfätze bet Wiebeetzninnpen »ach PerEste «r. 4 — Für da« Erscheine« von Luzeige» in bestimmt«» Bk»»»«,« «»Sa» bestimmte« Plätze» keine Gewähr. Anzeigen stsd an den SrßcheimmMoge« bi» «r». 10 Uhr anfMgebe«. — Verlag: Mohr ä Hoffman«. Druck: Sari Hoffman« u. Gebrüder Mohr. Hauptschrtstleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellvu Walter Hoffman», PulSaktz. Beran twortiich für den Hetmattetl, Sport n. Anzeigen Walter Hoffmann, PulSnitz; für Polittk, Bilderdienst und den übrigen Test Waller Mohr, Pulsnitz. — D. A. VI: Lstliv. Geschäftsstellen: Albertstr aste 2 und A dolf-Hi tler-Str aße L. Fernruf S18 »ad äSO Der P«ls«1tzer Avzeiger tp dar Mr Deröfi«lMch««g der a«ttiche« BeLmmtmachrmges der Amtshauptmaunschast M Kamenz, de» Stadlrates M Pulsnitz vnd des Gemeivderates zv Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen der Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 173 Mittwoch, den 27. Juli 1938 90. Jahrgang Chamberlain zur Mission Runcimans Vernünftige Lösung der fudetendeutschen Frage Vor dem englischen Unterhaus machte Premiermini ster Chamberlain Mitteilung von dem Entschluß der britischen Regierung, Lord Runciman als Untersucher und Vermittler nach der Tschecho-Slowakei gehen zu lasten. Ohne ein Sonderstudium, sagte er dabei zu dem tschecho-slowakischen Problem u. a., sei es für die Leute in Großbritannien schwer, zu einer richtigen Schlußfol gerung über Recht und Unrecht in dem Streit zwischen der Tschecho-Slowakei und den Sudetendeutschen zu ge langen. „Hier sind wir uns wiederum nur zu sehr be wußt, daß alles Material vorhanden ist, das zu einem Bruch des Friedens führen kann mit allen unberechen baren Folgen — falls diese Angelegenheit nicht kühn und mit einem vernünftigen Maß von Beschleunigung behandelt wird. Daher haben wir in Uebereinstimmung mit unserer allgemeinen Politik und in enger Verbin dung mit Frankreich alles getan, um eine friedliche Lö sung des Streites zu erleichtern/ Es sei nicht wahr, daß die britische Regierung die tschecho-slowakische Regierung gepreßt habe. „Unsere Sorge hat vielmehr darin bestan den, daß die tschecho-slowakische Regierung allzu hastig eine Lage behandeln könnte, die so delikat ist. Es ist doch liußerst wünschenswert, daß beide Parteien nicht in sie Lage geraten, in der sie festsitzen/ Englands Rat an Prag Die britische Regierung habe es daher der tschccho- stowakischen Regierung dringend angeratcn, ihren Vor schlag Henlein zu unterbreiten, bevor sie diesem ihrem Parlament zuleite. Wenn cs irgendwie möglich sei, daß ein durch Verhandlungen erzieltes Ueber einkommen zwischen den Führern der Sudctendeutschen und der tschechischen Regierung erzielt werden könnte, bevor das Statut tatsächlich dem Parlament zugeleitet werde, so sei das offensichtlich die beste aller Lösungen. „Ich wünschte nicht, daß ein starkes Maß Druck von ans erforderlich war, um die tschecho-slowakische Regie rung dazu zu veranlassen, das zu tun, was sie die ganze Zeit zu tun wünschte, nämlich die beste Möglichkeit für eine völlige und reiche Erörterung irgendwelcher Vor schläge zu schaffen, die sie etwa zu machen wünsche. Im Laufe der Zeit ist es jedoch zweifelhaft erschienen, ob ohne irgendeine Hilfe von außerhalb ein freies Abkommen zwischen den Sudetendeut schen und der tschechischen Regierung zu er zielen war. Unter diesen Umständen bat die britische Re gierung geprüft, ob es nicht irgendeinen anderen Weg gibt, der es ihr gestatten würde, ihr Hilfe dabei zu ge währen, daß die beiden Verhandlungspartner zusammcn- gebracht würden. Unabhängiger Untersuchet zur Prüfung an Ort und Stelle Auf ein Ersuchen der tschecho slowakischen Regierung hin haben wir dem Vorschlag zugcstimmt, daß eine Per son mit den erforderlichen Erfahrungen und Qualitäten diese Frage an Ort und Stelle nachprüfcn und versuchen solle, falls das notwendig ist, Mittel und Wege vorzu- schlagcn, welche die Verhandlungen zu einem Erfolg füh ren. Ein solcher Untersucher (investigator) und Vermitt ler würde natürlich unabhängig von der britischen Ne gierung sein. Er würde tatsächlich unabhängig von allen Regierungen sein, und er würde le diglich persönlich handeln, und es würde natürlich not wendig sein, daß ihm alle Möglichkeiten sowie alle In formationen zur Verfügung gestellt würden, damit er seine Aufgabe zu erfüllen vermöge. Dies kann nicht zusichern, daß ein Vorschlag dieser Art notwendigerweise zu einer Lösung dieser Frage füh ren wird, aber ich glaube, daß er zwei wertvolle Ergebnisse haben kann: 1. er wird sehr viel dazu beitragen, die öffentliche Meinung über die wahren Tatsachen des Falles zu un terrichten; — 2. ich hoffe, daß er bedeutet, daß bie Fragen, die bisher unlösbar erschienen, sich unter dem Einfluß eines solchen Vermittlers als weniger hartnäckig erweisen werden, als wir das gedacht haben. Es ist offensichtlich, daß die Aufgabe an denjenigen, der diese Pflicht übernehmen wird, ein äußerstes Maß von Anforderungen stellt, und daß diese Aufgabe sehr delikat ist. Die britische Regierung ist glücklich, daß es ihr ge lungen ist, von Lord Runciman das Versprechen erhal ten zu haben, daß er bereit ist, diese Aufgabe auf sich zu nehmen, vorausgesetzt, daß er, wie ich hoffe, des Vertrauens der S u d e t e n d e u t sch e n versichert wird und daß er dem Beistand der tschecho-slowakischen Regierung erhält/ NW Schiedsrichter — Vermittler Auf eine Frage Bellengers bestätigte Chamberlain, daß Runciman in keiner Weise ein Schieds richter (arbitrator) sein würde. Er sei ein Unter sucher (investigator) und Vermittler (Mediator) und würde versuchen, sich mit allen Tatsachen bekanntzu machen. Auf eine weitere Frage Bellengers, ob sich beide Seiten geäußert hätten, erklärte Chamberlain: „Wir haben noch nichts von den S u d e t e n d e u t s ch e n gehört/ Die britische Regierung, so erklärte der Premiermini ster im weiteren Verlauf seiner Rede, habe sich ständig dafür eingesetzt, daß man in einer sehr delikaten und schwierigen Lage die Geduld bewahre. Wenn eine fried liche Löfung dieser tschechischen Frage gefunden werden könnte, so würde er der Ansicht sein, daß der Weg nun mehr wieder für eine weitere Anstrengung zur Herbeifüh rung einer allgemeinen Befriedigung offen sei — einer Befriedung, die nicht zu erreichen sei, solange man nicht davon überzeugt sei, daß keine größere Meinungsver schiedenheit oder kein größerer Streit übrig geblieben sei. La, «eWel Moll Sitte» '„Das deutsch-englische Abkommen (gemeint ist das Flottenabkommcn; D. Schriftl.) ist ein Beweis dafür, daß ein vollständiges Uebereinlommen zwischen einem demo kratischen und totalitären Staat möglich ist. Ich sehe nicht ein, warum diese Erfahrung sich nicht wiederholen sollte. In diesem Abkommen hat Hitler eine bemerkens werte Geste höchst praktischer Art zum Schutz des Friedens gemacht (lebhafter Beifall), dessen Wert bisher noch nicht genügend gewürdigt worden ist/ In seiner beachtlichen Rede befaßte sich Chamber lain außerdem noch mit verschiedenen außenpolitischen Problemen, so mit dem Pariser Besuch des britischen Herrscherpaares, mit der Svanienfrage, mit dem englisch italienischen Abkommen und der Stellung Großbritan niens zu den Vereinigten Staaten. Ter Premierminister schloß mit der Feststellung, daß sich die Atmosphäre allgemein aufgehcllr habe. Auf dem gesamten Kontinent sei eine Entspannung der Lage eingetreten, die vor sechs Monaten noch bedrük- kcnd gewesen sei. Zu dieser Besserung der Atmosphäre und der Minderung der Spannung, glaube er, habe die britische Negierung ihren Beitrag geleistet. Paris zur Entsendung Lord Runcimans Tie Entsendung Lord Runcimans als Vermittler nach Prag steht in der französischen Abendpresse im Vor dergrund des Interesses. Man vermutet, die Entsendung des englischen Lords als einen Erfolg der französischen Diplomatie zu verbuchen (?) und begrüßt allgemein die Initiative Englands in der sudetendeutschen Frage. In Paris erblickt man allgemein in der Entsendung Run cimans ein neues Zeichen der Entspannung, wenn auch in den französischen Pressestimmen oft genug die un- verholene Skepsis durchklingt, daß es trotz der Entsen dung des englischen Lords leicht auch zu keine befriedigen den Lösung kommen könnte. „Die Jett" zur Entsendung Runcimans Prag. DaS sudetendeutsche Tageblatt „Die Zeit" nimmt in ihrer Mittwoch-Ausgabe zu Ler Entsendung Lord Runci mans nach Prag Stellung. Der Zweck dieses Gesuches wäre, das Problem und die Ursachen der Meinungsunterschiede über dessen Lösung zu untersuchen und in der Sache durch Rat und Einfluß gegebenenfalls zu vermitteln. Es wäre weiter sehr wichtig, daß Runciman jede Hilse erfahre und daß ihm die verschiedenen Standpunkte und die in Frage kommenden^ Schwierigkeiten offen und eingehend von allen maßgeblichen und gutunterrichteten Stellen dargelegt würden. In maß gebenden Kreisen der Sudetendeutschen Partei erkläre man hierzu, daß die Sudetendeutsche Partei selbstverständlich immer bereit sei, durch Darlegung ihres Standpunktes eine objektive Informierung zu ermöglichen und dadurch beizutragen, daß das schwierige Rationalitätenproblem einer Lösung näheü- gebracht werde. Es bedeute weiter eine begrüßenswerte Klar stellung, daß Runciman nicht nur als ein von der britischen, sondern auch von jeder anderen Regierung völlig unab hängiger Beobachter und Gutachter tätig sein solle. Sachlich und wahr! Aufruf zur Entgiftung der politischen Atmosphäre Der Präsident des Verbandes der Internationalen Zeitschriftcnpresse (Federation Internationale de la Presse Technique et Pöriodique) Willi Bischoff erläßt folgen- sen Aufruf: „Durch die Kulturstaaten geht gegenwärtig eine große Be- oegung der Sorge. Im engsten Zusammenhänge damit steht üne öffentliche Auseinandersetzung über die Presse und die verschiedenen Methoden der Berichterstattung. In diesem Zeit punkt scheint es mir in vollem Einverständnis mit den Mit- fliedern des Exekutiv-Ausschusses meine erste und vornehmste Pflicht in meiner Eigenschaft als Präsident der Föderation internationale de la Presse Technique et Pöriodique zu sein, iie Versicherung abzugeben, daß die Internationale Zeitschrif- .enpresse, gleichviel in welcher Sprache und auf welchem Ar- -eitsgcbiet sie erscheint, es als ihre moralische Aufgabe an- steht, ihre Tätigkeit ausschließlich in den Dienst rein sach- jicher und wahrer Berichterstattung zu stellen, und sie m den Formen der Würde und des Anstandes zu halten, die die gebildete Menschheit von der Presse als einem Jn- Ürument der Kultur erwartet. Die internationale Zeitschriften-Preffe will durch die Ent giftung der politischen und menschlichen At- luosphäre dazu beitragen, den friedlichen Wettbewerb der Völker untereinander zu fördern und durch ehrliche Aufklärung 'n einer wahrhaften Völkerverständigung mitzuarbeiten. Ich Kin stolz darauf, meine ausländischen Kollegen als Bundcs- zcnosscn in dem Kampf für die großen Kulturideale der Menschheit vereint zu wissen." Man kann nur wünschen, daß dieser von echtem Frie- .wnsgeist getragene Appell des Präsidenten der internatio nalen Zeitschriftenpresse überall auf fruchtbaren Boden fal len möge. Wie dringend notwendig eine wirkliche Entgif tung der politischen Atmosphäre ist, das haben wir erst in den letzten Wochen erlebt, in denen die Gemeingefähr lichkeit eines gewissen Teiles der Auslandspresse vor aller Welt offenbar wurde. Unter Führung jüdisch-bolschewisti scher Drahtzieher war ein Hetzfeldzug gegen das national sozialistische Deutschland inszeniert worden, wie wir ihn