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Fachsimpeln? Natürlich! — de«« man lernt nie aus. „Hallo, Herr Lehmann!" — „Hallo, Herr Schulze?" „Dars man mal zu Ihnen in den Garten kommen? Also wissen Sie, meine Johannisbeersträucher — ich klagte Ihnen ja schon mein Leid — jetzt ist das Gehein ge löst! Damals zeigte ich Ihnen di« stark verkrümmten Blät ter — die grüne Johannisbeerlaus ist daran schuld! Die Höhe, was? Die Läuse saugen an den Blattern und da durch treten die Verkrümmungen ein. Aber nun habe ich ein wirksames Mittel bekommen " „Das sicherste Mittel besteht doch sicher darin, die befal lenen Triebspitzen abzuschneiden!" „Gewiß, aber um vorzubeugen, muß man auch spritzen und zwar von unten her mit Nikotin- und Schmierseifen- lösunqen." „Wills mir für alle Fälle merken. Man lernt oben nie aus. Übrigens — wie stehts mit Ihren Zwiebeln. Haben Sie in diesem Jahr mehr angebaut?" „Ich? Nein — Platz hätte ich schon noch gehabt, aber es fehlte mir an Dung, an Stallmist. Darum habe ich davon abgesehen." „Das war ein Fehler. Die Zwiebel, Herr Nachbar, ver trägt keinen frisch mit Stallmist gedüngten Boden! Dort gedeiht sie am besten, wo sie einen Boden vorfindet, der vor Jahresfrist zum letztenmal Stalldung erhielt." „Tatsächlich? Aber — —" „Nein, das weiß ich nun ganz genau. Noch tausendmal besser ist es sogar, den Boden, auf dem die Zwiebel ange baut werden soll, nur mit künstlichem Dünger zu tränken. Stalldung gibt der Zwiebel einen wenig angenehmen Bei geschmack. Das sind so kleine Finessen, di« sich aus der Praxis ergeben, klein« Tricks, wenn man so sagen will. Da habe ich zum Beispiel meine Tomaten diesmal ganz herrlich in Schuß bekommen." „Wahrhaftig, ein wahre Pracht. Wie haben Sie das ge schafft?" „Durch kleine liebevolle Pflichtarbeiten, Herr Nachbar. Die Tomaten, das weiß ja jÄ>er, brauchen zum guten Ge deihen viel Wärme und viel Feuchtigkeit. Ich habe also an allen heißen Tagen — vi«le hatten wir ja gerade nicht — tüchtig gegossen. Mit abgestandenem und vor allen Dingen gut vorbereitetem Wasser." „Mit vorbereitetem Wasser?" „Gewiß, Herr Nachbar. Soll die Tomate reich tragen, muß man dem Wasser Kalisalze und schwefelsaurer Ammoniak sbeigeben. Sie sehen ja, was für einen Prachterfolg ich mit diesem kleinen „Trick" erzielt habe." „Ich könnte Sie regelrecht beneiden! Aber dafür habe ich auf einem anderen Gebiet einen Bombenerfolg gehabt. Ihre Stiefmütterchen sind längst verblüht, sehe ich!" „Die Stiefmütterchen? Aber natürlich. Bei der fortge schrittenen Jahreszeit " „Irrtum, mein Lieber! Bei mir stehen sie jetzt noch in herrlichster Bslüte." „Wie haben Sie das Zauberkunststück fertig gebracht?" „Ich hübe alle abblühenden Triebe weggeschnitten und dadurch die Mutterpflanze gezwungen, aufs neue Blüten anzusetzen!" „Sehen Sie mal an. Wieder etwas zum Merken. Wie stehts übrigens mit Ihren Winterrettichen?" „Ich habe in diesem Jahr darauf verzichtet, well mich die Ernte im Vorjahr enttäuscht hat." „War das vielleicht eigene Schuld? Wan« hoben Sie da mals den Samen ausgesat?" „Mitte Juli." „Das war schon falsch. Ausgangs Juni muß die Aus saat erfolgen. Denken Sie im nächsten Jahr daran! Der Boden muß, wie bei den Zwiebeln, altgedüngt sein. Dann muß man darauf achten, daß die Beete immer feucht ge halten werden. Dann, wenn die jungen Pflänzchen kom men, muß man scharfe Auslese halten." „Ich habe meistens alle stehen lassen und nur die ent fernt, die allzu dicht kamen." „Man soll die schwachen entfern«» und nur die starken Pflänzchen im Beet lassen." „Leuchtet mir ein, ja, leuchtet mir sogar sehr ein. Wissen Sie, Herr Nachbar, wir sollten uns öfter einmal über diese kleinen Dinge unterhalten. Man hält sie für selbstverständlich — und dann stellt sich heraus, daß jeder so Chemie im Kampf gegen die Brennesiel Der Brennessel versuchte man früher dadurch Herr zu werden, daß man fortwährend hackte und das Unkraut im mer wieder auszog. Auf die Dauer konnte ein solches Ver fahren natürlich nicht ausreichen. Die chemischen Hilfsmittel, die wir heute zur Verfügung haben, erweisen sich nicht nur als weit zuverlässiger, sie haben di« Bekämpfung des Un krauts zugleich auch auf eine sehr einfache Formel gebracht. Es gibt hier zwei verschieden« Arten der Bekämpfung, deren ! jede für besondere Zwecke in Betracht kommt. Für den Garten nimmt man Aetzkalk, den man untergräbt. Je Qua dratmeter verwendet man eine Kalkmenge von etwa 600 Gramm, unter Umständen auch etwas mehr. Das Erdreich empfängt auf diese Weise auch kostbare Nährstoffe. Soll die Brennessel hingegen von Gartenwegen, Lagerplätzen usw. vertrieben werden, dann zieht man eines der zahlreichen Spezialmittel heran, die im Handel erhältlich sind. Ein Kilogramm des Mittels löst man in hundert Liter Wasser. Mit Hilfe der Gießkanne bringt man die Lösung auf die Wegstellen. Im allgemeinen dürste ein Liter der Losung für eine Bodenfläche von einem Quadratmeter ausreichen. ,Damit in der Nähe befindliche Aulturoflanzen nicht Scha- de« leiden, kann man durch eine Bretterrinne oder durch ähnliche Vorrichtung einen genügenden Schutz schaffen. sein« eigenen, selbst ausprobierten kleinen Tricks hat. Man - lacht zwar über uns, wenn wir uns immer nur von un ¬ seren Zwiebeln und Tomaten und ähnlichen Dingen unter halten und sägt, wir können nichts anderes als fachsim peln. Aber die Leute, die so reden, sollte man getrost lachen lassen. Fachsimpeln kann manchmal gute Früchte tragen. Ich jedenfalls habe manches aus unserem kurzen Gespräch gelernt." „Ich auch, Herr Nachbar. So nur kommt man ja auch weiter. Durch Austausch der gegenseitigen Erfahrung. Man sollte von rechtswegen noch viel mehr „fachsimpeln", jawohl. Denn man lernt nie aus!" „Da haben Sie recht. Also dann bis zum nächsten Mal! Und das mit der Aussaat der Winterrettiche werde ich vor merken fürs nächste Jahr — und die Sache mit den Zwie beln, die nur künstlichen Dung haben sollten, auch. Emp fehle mich, Herr Nachbar!" Aus „Räubern" werden pfirsichträger Die Nachtfröste mit Reif Ende April und teilweise auch noch Anfang Mai haben an den frühen Pfirsichen viele Blüten zerstört. Die diesjährige Pfirsichernte an Spalieren und Buschbäumen in freier Lage ist deshalb recht mager. Wer jedoch an geschütztem Standort über nicht ausreichenden Ernteertrag klagt, hat sicherlich den so wichtigen Sommer schnitt zur Erzielung kräftiger Blütenknospen nicht zur An wendung gebracht. Wir wollen nun dafür sorgen, daß sich jetzt an freistehenden, grünen Trieben gesunde Fruchtaugen bilden, die im nächsten Jahre austreiben, blühen und reich lich Früchte bringen. Zum eigentlichen Sommer- oder Grünschnitt gehört auch die richtige Behandlung der Wassertriebe, der soge nannten Räuber, die laut Abb. 1 nur am Hauptstamm oder älteren, dicken Aesten hervorbrechen und zweitens das Entfernen aller überflüssigen, zu dickstehenden Triebe, um Licht und Luft zu schaffen. (Abb. 2.) Die Wassertriebe haben den Namen Räuber irrtüm lich bekommen, da man frü her annahm, sie schädigten durch Verbrauch von Nähr stoffen die übrigen Triebe. Jedoch besteht ihre nützliche Aufgabe darin, durch Assimi lation und Atmung neue Baustoffe zu bereiten und den Baum zu verjüngen. Mitte Juli haben die Wassertriebe meist schon eine beträchtliche Länge. Man kürzt sie dann, wie aus Abb. 1 zu ersehen ist. auf 5 bis 6 Blätter. Aus den Mattwinkeln brechen nun in folge der starken Triebkraft vorzeitige Triebe hervor. Einige von ihnen, und zwar di« schwachen, werden von Mitte August gänzlich ent fernt, während man die kräf tigen dann gleichzeitig ent- spitzt, um die Ausbildung von Blütenaugen zu erreichen. Aus dem Holzzweig des Räubers ist somit ein Fruchtzweig geworden, der im nächsten Jahre Früchte trägt. Da am Pfirsich stets mehrere Zweige absterben, so lassen sich die Wassertriebe durch Herunterbiegen zum Aus füllen von Lücken gut verwenden, was gerade bei Spalie ren von großem Rutzen ist. Abb. 1 zeigt einen eingegange nen Zweig. D«r runde Pfeil deutet an, wie der Räuber an dessen Stelle treten soll. Den kleinen Räuber r links am Stamm wird man gänzlich w«gnehmen, was aber erst im Herbst geschehen soll, wenn er seine Mission als Baustoff- bereiter erfüllt hat. Stehen beim Pfirsich die Triebe zu dicht, so daß sie sich gegenseitig Licht und Lust fortnehmen und erfolgverspre chende Blütenknospen dann nicht bilden können, so müssen jetzt alle überflüssigen Triebe entfernt werden. Abb. 2 veranschaulicht einen vor jährigen Trieb, aus dem acht neue Triebe hervor gingen. Man schneidet die Triebe 1, 3 und 6 einfach weg. Bei einem Pfirsich spalierbaum gilt jedoch die Regel, stets die nach oben gerichteten stärkeren und die nach unten wachsenden schwächeren Triebe beim Auslichten zu beseitigen, um einen Ausgleich im Wachstum zu erreichen. Die nach oben strebenden Zwei ge wachsen nämlich schnel ler und holen alles wieder ein. Ende Juli hat sich di« Triebkraft des Pfirsichs ausgetobt. Das Längen wachstum ist dann zum Stillstand gekommen. Nun wollen sich erst in den Blattwinkeln die Blüten augen auskilden. Versäumt bekommt man anstelle der gewünschten Blütenknofpen meist Mattaugen. Jeder kräftigen. Rute beläßt man des- balb nur zehn bis zwölf Blätter, jeder schwächeren sechs bis acht. (Siehe auch Abb 3.) Nach dem Entspitzen der Triebe, Querstriche mit dem Zeichen 8 deuten die Schnittstellen an, wandern die vorhandenen Aufbaustoffe zu den Augen in den Blattwmkalir und bilden sie zu Blutenknospen au». Zeigt es sich später, daß einige Knospen Mattknospen blie ben und noch austreiben, so muß man solche Neutriebe bis auf zwei Blätter entspitzen. Bekanntlich trägt der Pfirsich nur an jungem vorjährigen Holz. Deshalb schneidet man den abgeernteten Fruchtzweig bei 8 ab. Der Winterschnitt gilt beim Pfirsich nur als Ergänzung des Grünschnittes; der Sommerschnitt ist der wichtigste. Im Spätwinter lassen sich durch ihre Form die Blütenknospen von den Blattknospen leicht unterscheiden. Während erstere rund und dick sind, haben Blattknospen eine längliche spitze Gestalt. Mit dicken Blutenknospen besetzte Triebe kürzt man auf 15. Zentimeter; man achtet aber darauf, daß das oberste Auge ein Holzauge ist, sonst werden Ende Mai die kleinen Früchte abgestoßen. Bukettfruchtzweige, das sind fache mit zusammengedrängten Blutenknospen, läßt man unbehelligt. Zweige mit Blatt- und Blütenknospen von un gefähr gleicher Zahl dürfen 25 Zentimeter lang bleiben. Alle reinen Holztriebe ohne Blütenaugen kürzt man bis auf zwei Blattaugen. (Text und Zeichnungen (3): Höhn e.) Wenn wir die Kartoffel nicht hatten! Nun ernten wir schon unsere Frühkartoffeln. Ja, ja, das Jahr ist schon wieder mal weit fortgeschritten. Die Ernte ist gut. Und wir können zufrieden sein. Was wären wir ohne die Kartoffel? Wir können uns das kaum vorstellen. Und doch bauen wir die Kartoffel in Deutschland erst seit 350 Jahren an. Zwar kam sie weit früher nach Europa, denn wir wissen, daß die Spanier sie schon um das Jahr 1530 herum aus Peru mitbrachten. In Deutschland fing man schließlich 1586 mit dem Anbau an. Aber dieser Anbau erfolgte ohne große Begeisterung. Mit scheelen Blicken sah man auf die Knollen. Das sollte man essen? Das Zeug schmeckte ja gar nicht. Und da bildeten sich die Spanier wohl noch darauf was ein, sie übers Meer mitgebracht zu haben? Das mochte wohl für die Wilden da drüben im fernen Amerika was sein, aber hier — nein, hier machte sich nicht mal das Vieh was aus den Knollen. Das war so die allgemeine Meinung. Der Anbau er folgte spärlich. Das änderte sich auch kaum, als der Dreißig jährige Krieg dem Getreideanbau fast den Garaus berei tete. Erst 1770, als die entsetzliche Mißernte das ganze deutsche Volk von damals dem Hungertode nahe brachte, ge dachte man der armesligen Knollen. Man baute sie — der Not gehorchend, nicht dem eignen Triebe! — mehr an, und siehe da, plötzlich kam man auf den Geschmack. Hier und da weigerten sich aber die Bauern battn^'" mitzumachen. Man mußte sie erst zwingen, uns z^r war es Frie drich H., der die pommerschen und schlesischen Bauern erst mit schwersten Strafen bedrohen mußte, ehe sie sich zum Anbau der Knollenfrucht bequemten. Heute ist die Kartoffel zu einer Nahrung geworden, ohne die mail in Deutschland nicht mehr auszukommen vermag- Freuen wir uns deshalb, wenn uns die Natur einen reichen Kartvffelsegen schenkte, und es ist nur schade, daß unsere Vorfahren nicht mehr sehen können, welch unerhörten Siegeslauf di« Kartoffel, die vielgeschmähte, durch alle Wett angetreten hat! R. K- Heilkräuter früher und heute. Der Anbau von Heilkräutern läßt sich mit geschichtlicher Sicherheit bis in das 9. Jahrhundert zurückoerfolgen. Ebenso sicher ist aber, daß die Völker des Altertums den Wett der Heilkräuter ebenfalls schon erkannt hatten. Von den Wickingern ist überliefett, daß sie auf ihren langen Seereisen zur Vorbeugung gegen den durch den Mangel an frischen Nahrungsmitteln hervorgerufenen und deshalb ge fürchteten Skorbut auch Lauch und Porree mitzunehmen pflegten. Im Jahre 812 erließ der Karolinger-Kaiser Karl eine Vorschrift für die Meierhöfe, in der 71 Gewürzkräuter <uffll«zcihlt sind, die im Garten angebaut werden sollen. Von St. Gallen ist uns aus dem Jahre 820 sogar der Plan ein«s Gewürzgartens erhalten, in den sogar die Räume und Geräte zur Trocknung und Aufbewahrung der Kräuter eingezeichnet sind. Dort wurde bereits eine Auswahl der Kräuver getroffen, die sich des Klimas wegen für den An bau in Mitteleuropa eignen. Hildegard von Bingen schrieb 1120 ein großes Werk über die Naturwissenschaften, in das sie auch die deutschen Heilpflanzen — sogar zum ersten Mal mit heimischen Namen — aufnahm. 1289 wurde in Mont pellier eine Hochschule gegründet, die sich ausschließlich mit der Kräuterkund« befaßte. Den letzten Aufschwung im Mittelalter erhielt die Bedeutung der Heilpflanzen durch den großen Arzt Paracelsus. Heute können wir erlebe«, daß die Medizin wieder stärker auf diese Heilkräuter zu« rückgreist. Deshalb werden auch die Heilkräuter durch be sondere Vorträge auf dem XN. Internattapalen Gartea- bauton^reß eingehend gewürdigt. >