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Pulsnitzer Anzeiger — Ohorner Anzeiger Nr. 158 — Seite 10 M150 fahren einen Korb geholt Methusalem stlrbt anUeberWerung - Kile Chroniken berichten von Lebenswundern In Casablanca ist vor einiger Zeit ein Neger gestor ben, der laut amtlichen Zeugnissen 140 Jahre alt geworden sein soll. Man behauptet von dem Neger, er sei zur Zeit der älteste Mann der Erde gewesen. (Das gleiche erzählte man übrigens von dem vor einigen Jahren verstorbenen Türken Agha Zaro, der das 157. Lebensjahr erreicht haben soll.) Im allgemeinen steht man diesen Altersangaben skeptisch gegenüber, denn es ist aufallend, daß diese Me thusalems immer in Ländern und Zeiten anzutrefen sind, die keine amtliche Personenregistratur kannten oder ken nen. Die Altersangaben gehen in der Regel auf die Er innerungen der Methusalems zurück oder beruhen auf Schätzungen, und man kann nicht sagen, daß diese Art besonders zuverlässig wäre. Welcher An das amtliche Zeugnis ist, das die 140 Lebensjahre des verstorbenen Negers von Casablanca beweisen soll, weiß man nicht, zu verlässig ist dagegen jenes des mazedonischen Schäfers Kosta Dmitrow, das ihm bestätigt, daß er sich im 121. Le bensjahr befindet. Interessant ist, daß dieser Schäfer Dmitrow Zeit seines Lebens einen harten Daseinskampf führen mußte und daß er selbst vegetarisch gelebt hat. Amerikanische Statistiken führen eine Anzahl lebende Methusalems aus, die 100 Lebensjahre weit überschritten haben sollen. So eine Indianerin mit >30 Jahren, eine Mexikanerin, die 122 Lebensjahre erreicht haben soll, gleich zwei Farmer, von denen behauptet wird, daß sie das Licht der Welt vor 118 Jahren erblickt haben. Von rumänischen Hirten wird erzählt, die 110, 112 und 118 Jahre alt sein sollen, aber hier wie bei den amerika nischen Methusalems fehlen die glaubhaften Unterlagen für die Altersangabe. Kann ein Mensch viel älter als 100 Jahre werden? Schon Hufeland, der Zeitgenosse Goethes, stellt in seinem Buch „Makrobiotik" die Behauptung auf, daß der Mensch, feinen natürlichen Anlagen gemäß, im Durchschnitt 200 Jahre alt werden müsse, und es sei nur seinen groben Fehlern zuzuschreiben, wenn er dieses Alter nicht erreiche. Auch Darwin sprach die Ueberzeugung aus, daß ein Mensch ein Alter von 180 bis 200 Jahren müsse erreichen können, wenn er seine Natur zu handhaben verstehe. Vorausgesetzt, daß Hufeland und Darwin recht haben, hätten also bisher die Menschen es nicht verstanden, die Natur zu handhaben, wenn man von dem Bischof Mungo in Glasgow absieht, der im Alter von 185 Jahren ge storben fein soll. Bischof Mungo hat im 16. und 17. Jahr hundert gelebt, sein Alter ist niemals amtlich beglaubigt worden. Ebensowenig das des irländischen Bauern Jen- kis, der im Jahre 1670 im Alter von 169 Jahren gestor ben fein soll, und des englischen Bauern Thomas Parr, von dem die Chronik behauptet, daß er 152 Jahre alt gewesen sei, als er starb. Der Psychologe Pflüger erwähnt auch die schlesische Leinenweberin Johanna Obst, die 1670 geboren sein soll und im Jahre 1825 starb, demnach 155 Jahre alt gewesen sein müßte. Im Gegensatz zu dem mazedonischen Schäfer Dmitrow aß Johanna Obst viel Fleisch und begann ihren Tag damit, daß sie drei Glas Branntwein zu sich nahm. Allerdings hatte auch sie Zeit ihres Lebens sehr arbeiten müssen. Trotzdem darf man diese Altersangaben nicht ohne weiteres in das Reich der Fabel verweisen. So erzählte Jenkins, der 1670 starb, von dem Treffen bei Floweden, das 1513 stattfand, wohin er als l2jährigcr Junge mit seinem Pferd geschickt wurde, das Pfeile für die Krieger trug. Diesem Methusalem wurde in dort ein Denkmal errichtet. Parr hat unter neun englischen Königen gelebt. Bis in sein spätes Alter mußte er sich durch Arbeit ernähren. Als er 120 Jahre alt war, verheiratete er sich mit einer Witwe, mit der er noch zwölf Jahre lebte und die dann 18 Jahre vor ihm gestorben ist. Merkwürdigerweise hörte man erst kurz vor seinem Tode in London von ihm. Der König wurde sehr begierig, diesen Greis zu sehen, und der Bauer mutzte sich auf den Weg machen. Dies kostete ihm das Leben, denn er wurde so königlich behandelt und mußte ein so fürstliches Leben über sich er gehen lassen, daß er wenige Monate später starb. Parr wurde von Harwey, dem Entdecker des Blutkreislaufes, seziert. Bei der Sektion befanden sich alle inneren Organe in völlig gesundem Zustand. Nicht einmal die Rippen waren verknöchert, was sonst bei alten Menschen üblich ist. Harwey schloß aus dem Sektionsbefund, daß Parr „an schnell erzeugter Ueberfüllung", mit anderen Worten, an Ueberfütterung zugrunde gegangen ist. Parr war nicht der einzige Methusalem, der in diesem Alter noch auf Freiersfützen ging. Allerdings dürfte er Ler einzige Mensch sein, der von seiner Auserkorenen erhört wurde, während der Däne Draakenberg den Ruhm für sich in Anspruch nehmen darf, der älteste Freier ge wesen zu sein, der einen Korb bekam. Draakenberg soll 1626 geboren sein. Die Chronik behauptet, daß er bis zu feinem 91. Lebensjahre als Matrose der königlichen Flotte diente, dann 15 Jahre in der türkischen Sklaverei ver brachte und mit 111 Jahren sich schließlich zur Ruhe setzte. Jetzt erst kam Draakenberg auf den Gedanken zu heiraten. Er nahm eine 60jährige Frau, die ihm tzber nach zehn Jahren wieder starb. Neun Jahre hielt es Draakenberg als Witwer aus. Als er im 130. Lebensjahre war, ver liebte er sich in ein junges Bauernmädchen. Sein Antrag wurde abgewiesen, und als er sein Heil bei anderen ver suchte und immer Körbe erhielt, beschloß er schließlich, ledig zu bleiben. Ob die Körbe gegeben wurden, well er so alt war oder wegen seines Temperaments, das bis zu feinem Tode höchst ungezügelt gewesen sein soll, steht nicht fest. Jedenfalls ist Draakenberg im Jahre 1772 gestorben, wenn sein Geburtsjahr richtig angegeben wurde, im 146. Lebensjahre. Die Chronik berichtet von einem reußen, der mit 110 Jahren in den heiligen Stand der Ehe getreten ist. Mittelster» hieß der Mann, der 1792 im Akter von 112 Jahren starb. Er soll 1681 in Fissahn geboren sein und wäre demnach 112 Jahre alt geworden. Mittelstedi ! war nicht weniger als 67 Jahre Soldat, machte ai! - Kriege unter den ersten drei preußischen Königen mit und !war dreimal verheiratet. Als ihm die zweite Frau ge- storben war, heiratete er 1790, also im 110. Lebensjahre, iseine dritte Frau. Ob sie alle das Alter erreicht haben? Niemand kann das beweisen. Immerhin liegen gewisse Anhaltspunkte vor, so bei Jenkins, und es ist schon möglich, daß sic in einem Alter starben, das weit über dem normalen Lebens alter lag. Hundertjährige dagegen sind nicht so selten. In Deutschland lebten im Jahre 1935 61 Hundertjährige, darunter 13 Männer und 48 Frauen, was ungefähr der amerikanischen Statistik entspricht, wonach ungefähr auf jede Million Menschen ein Hundertjähriger kommt. Diese Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts war es außerordentlich schwierig, die Höhe des Portos für Bries sendungen nach dem Ausland zu ermitteln. Ein Brief von Berlin nach New Vor! kostete bei Beförderung mit einem deutschen Dampfer 90 Cents, bei Beförderung mit einem britischen Dampfer 1,25 Dollar. Der in Mexiko wohnende Adressat eines Briefes aus London hatte dem Postamt bei Empfang des Briefes andererseits wieder anderthalb Dol lar zu zahlen. Ein Brief von Berlin nach Rom auf dem Wege über die Schweiz kostete 68 Cents, über Frankreich aber 90 Cents, also so viel wie von Berlin nach Amerika. Für Sendungen nach Amerika gab es beispielsweise allein dreizehn verschiedene Routen, und das Porto schwankte zwischen wenigen Cems und einem Dollar. So standen die Dinge, als der deutsche Generalpost meister Heinrich von Stephan einen internationalen Kon greß zur Beratung seiner Vorschläge für die Begründung des Weltpostvereins zusammenberief. Dieser Kongreß trat 1874 in Bern zusammen und nahm innerhalb von 24 Ta gen jeden einzelnen der Stephanschen Vorschläge an. So entstand der Weltpostverein als Ergebnis des erstaunlichsten internationalen Abkommens, das je ein einzelner Mann zuwege gebracht hat. Heute dient die gleiche grundlegende Vereinbarung, die Stephan für Europa und Amerika ausarbeitete, der ganzen Kuliurwelt. Es ist also ganz gleich, in welches ferne Land man einen Brief schickt, immer bedient man sich dabei der von einem Deutschen geschaffenen Organisa tion des Weltpostvereins, der überall als die bedeutendste Errungenschaft unserer Zivilisation angesehen wird. Wenn man heute — von einer Südseeinsel oder aus Krotoschin, von Buxtehude oder aus Australien — einen Brief nach einem beliebigen fremden Lande absendet, kann man sicher sein, daß diesem Brief die gleiche schnelle und aufmerksame Behandlung zuteil wird, die einst nur den Botschaften eines Cäsar Vorbehalten war. Ob man sich in Afrika oder in Grönland befindet, der Vorgang bleibt stets der gleiche: Man klebt eine Marke auf den Brief, deren Wert 25 Pfennig entspricht. Diese Marken sind in der ganzen Welt von blauer Farbe. Die einzigen Ausnahmen hiervon bilden die ermäßigten Portosätze zwischen Amerika und Spanien sowie zwischen Deutschland und Ungarn einerseits und der Tschechoslowakei andererseits. Vielleicht ist auf einem Brief als Adresse ein welt verlassenes Wellblechnest in einer entlegenen Provinz Belgisch-Kongos angegeben. Dann wird in einem Ver zeichnis nachgeblättert, aus dem man die Lage jedes ein zelnen der vielen Postämter der Welt ersehen kann. Ein anderer dickleibiger Band gibt genau die Eisenbahn- oder Schiffsrouteu nach jedem einzelnen dieser Postämter an. Ein Bries mag im Postdienst ein halbes Dutzend Länder zu durchlaufen haben, und doch wird er unbeanstandet, ohne Anwendung von irgendwelchen Rechenkunststücken von jedem einzelne» auf dem Wege zu seinem Bestim mungsort schnellstens weiterbefördert. Nur einmal alle drei Jahre tritt in diesem Paradies internationaler Zusammenarbeit die Geldfrage in Er scheinung. Viele Postsendungen von einem Lande nach einem andere« müssen nämlich durch ein drittes Land gehen. Hier handelt es fich also nicht ausschließlich um einen Gegenseitigkeitsdienst, und damit nun das dritte Land für die Beförderung der Durchgangspost entschädigt wird, muß das Geld von einer Tasche in die andere wan dern. Um diese Betrüge zu ermitteln, werden alle drei Jahre vier Wochen lang alle Postsendungen, die durch ein Land gehen, gewogen und gezählt, und zwar sowohl vom > ,. absendendeu als auch vom empfangenden Land. ' Statistik würde allerdings bei Bulgarien schon nicht mehr! zutreffen, denn dort soll es bei sechs Millionen Einwoh nern 162 Personen geben, die sich laut amtlicher Beurkun dung als Hundertjährige answeisen können, während weitere 400 Männer und Frauen behaupten, älter als 100jährig zu sein, ohne den Nachweis führen zu können. Ein allgemeingültiges Rezept vermag keiner dieser Hundertjährigen anzugeben. Die meisten behaupten, iu ihrem ganzen Leben mäßig gelebt zu haben, und das scheint tatsächlich der Grund für die Lebenslänge zu sein. Wenn dagegen Anton Senisy, ein Bauer in Limoges, der 1770 im 111. Lebensjahre starb, behauptete, er führe sei» langes Leben darauf zurück, daß er fast sein ganzes Leben von Kastanien und Türkisch-Korn gelebt habe, so dürfte man in die Wirksamkeit dieses Rezepts doch einige Zweifel setzen. Kurt Winkler. Die statistischen Aufzeichnungen all dieser Transaktio nen wandern zum Zentralbüro des Weltpostvereins. Dort werden dann die Gebühren für ein Jahr errechnet. Dio Werte von vier Wochen — solange dauern jeweils die statistischen Erhebungen — werden mit 13 multipliziert, und so wird schließlich die Jahresgebühr errechnet, die jedes Land während der folgenden drei Jahre, also bis zur nächsten Zählung, den beteiligten anderen Ländern, die Post im Durchgangsverkehr befördern, zu zahlen hat.. Aus den 1931 in Bern errechneten Ziffern ging! Deutschland mit einem Soll von 1,6 Millionen Goldfrank als der größte Schuldner hervor. Die deutsche Auslands post läuft durch viele Länder und wird von zahlreiche» Schifsahrtslinien befördert, obwohl natürlich möglichst deutsche Schiffahrls-, Funk- und Kabelwege von Deutsch land benutzt werden. Frankreich schnitt bei der letzte» Weltpostvereinsabrechnung mit fast zwei Millionen Gold frank als größter Gläubiger ab. Denn es befördert mehl! Durchgangspost für die übrige Welt als diese für Frank reich. Die Vereinigten Staaten erhielten von andere»! Ländern für geleistete Dienste rund 800 000 Dollar, dagei gen wurden die von den inländischen Absendern in Amvx rika gezahlten Gebühren für Sendungen nach dem Aus--) land auf nur !5 Millionen Dollar geschätzt. Rund zwei Milliarden Ausländsbriefe werden, seil-, dem das Einheitsporto für Ausländsbriefe eingeführt iA alljährlich in der Welt billig befördert. An der Spitze stehen die Vereinigten Staaten mit 191 Millionen Aus-, landsbriefen. Dann kommen Großbritannien und in eint»! gem Abstand davon Deutschland und Frankreich, die beide ungefähr gleich viele Ausländsbriefe schreiben. Darauf folgen Japan, Oesterreich und Italien. Einen besondere» Platz in der Statistik beansprucht Berlin, denn die Berliner schicken genau doppelt so viele Briefe nach dem Ausland wie die ganze Sowjetunion, die bekanntlich ein Sechstel der Erdoberfläche bedeckt. Und weiter zeigt die Statistik, daß Deutschland, wenn man die Auslandsbriefzahlen auf die Bevölkerung umrechnet, die regsten Briefschreiber der Welt aufzuweisen hat. Der Weltpostverein in Bern ist jetzt über 50 Jahre tätig. Dreizehn Weltpostkongresse sind bisher abgehalte» worden. Eine der fortschrittlichsten Vereinbarungen des' Weltpostvereins war das zwischen Spanien, den Vereinig ten Staaten und den übrigen Ländern der westlichen Halb kugel getroffene Abkommen, nach welchem das Porto zwi schen diesen Ländern das gleiche wie das Inlandsporto ist und nach dem die Gebühren für den Durchgangsverkehr abgeschafft wurden. Zwischen den Ländern Nord- und! Südamerikas und Spanien gibt es dementsprechend als», auch keine statistischen Erhebungen mehr, abgesehen vom) Luftpostdienst — und welche Regelung der Lustpostverkehri überhaupt noch einmal finden wird, vermag niemand z»j sagen. Aber eins ist sicher: Der Weltpostverein, dessen Be-> gründer der Deutsche Heinrich von Stephan war, bedeutet! den ersten vollkommen erfolgreichen Versuch einer luter-? nationalen Zusammenarbeit! - Kurt Aldag. seltsames China In einer alten chinesischen Familie, die ihren Stamm baum rund 1200 Jahre zurückführt, sind nicht weniger als 3000 Zwillingsgeburten. In einigen chinesischen Städten kann man zum Tode verurteilte Verbrecher kaufen, um sie nach eigenem Be lieben hinrichten zu lallen. Der Türke Agha Zaro, der vor einigen Jahren, angeb lich 156 Jahre alt, verstorben ist. Eine einwandfreie Be stätigung, daß er dieses Alter wirklich erreicht hat, ist nie mals erfolgt. Wie überhaupt fast alle Methusalems ihr Alter nur aus der Erinne rung kennen und niemals amtlich belegen können. Man findet die sagenhaften Alten hauptsächlich in jenen Län dern, die keine amtliche Per sonenregistratur kennen. Un ter diesen Umständen ist es natürlich fast ausgeschlossen, das „Gedächtnis" der Methu- salenms zu prüfen. Trotz dem ist es durchaus möglich, daß Lebensjahre weit über 100 Jahre erreicht worden sind. Aufnahme: Scherl — M. Mr rs Mennig um die Welt ! Ser Weltpostverein, die erste vollkommene internationale tinrichtung