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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung fiir die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dtep Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzliche« Soun- und Feiertag«. Der Bezugspreis betrügt bei Abholung wöchentlich öv Rps-, bei Lieferung frei HanS 55 Rps. Postbezug monatlich 2.50 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung de« Bezugspreises. ZettungsauSgab« für Abholer täglich S—6 Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 4 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den ErscheinuugStagen bis norm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschrtstlciter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, PulSnitz. Verantwortlich für den Hcimatteil. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. —D. A. Vl.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstraße 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmanuschast zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderetes zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 161 Mittwoch, den 13. Juli 1938 90. Jahrgang „News Chronicle" lügt Aebelste Brunnenvergistung soll Deutschlands friedliche Absichten entstellen chß Die englische Zeitung „N ews Chronicle" bringt in großer Ausmachung die angeblich wörtliche Wiedergabe einer Borlesung, die ein sehr hochstehender deutscher Offizier vor Führern der Partei über Deutsch lands angebliche Ziele in Spanien gehalten habe. Danach habe Deutschland sich in Spanien cingcmischt, um es als Prüffeld für Deutschlands militärische Methoden zu be- nulren, als ein Mittel, um lebenswichtige Stellungen zu erringen und Englands und Frankreichs Strategie in einem möglichen Krieg schon im voraus zu durchkreuzen. Der Offizier habe angeblich weiter gesagt, daß das deutsche Ziel darauf hinauslaufc, Portugal von England zu tren nen. Notfalls könne die mächtige Armee, die Franco nach einem Siege in Spanien haben werde, hierfür in die Waagschale geworfen werden. Unterstützt von der weit verbreiteten Stimmung in Portugal zugunsten eines na tionalistischen Spanien würde diese Armee in der Lage sein, und zwar wirksamer, als diplomatische Mittet cs sein könnten, in Portugal ein Regime an die Macht zu bringen, das für Deutschland annehmbar sei. „News Chronicle" bringt zu dieser unglaublichen Unterstellung einen eigenen Artikel, in dem zunächst gesagt wird, daß weder die englische noch die portugiesische Negierung diese brutale Enthüllung deutscher Ziele in Spanien durch einen der größten Männer in der deutschen Armee ignorieren könnten. In seiner Vorlesung habe der deutsche Offizier enthüllt, daß das Ziel der Einmischung in Spanien das sei, in einem als unvermeidlich ange sehenen Kriege Großbritannien und Frankreich in die Zange zu nehmen. Der Offizier habe gesagt, daß die Bat terien in der Nähe von Algeciras und gegenüber von Gibraltar große Dienste leisten würden, wenn es dazu komme, die englisch-französische Lebenslinie zu durchschnei den. Weiter habe er gesagt, daß man den Grundstein für eine Kampffront gelegt habe, die teils deutsch, teils italie nisch, teils nationalspanisch längs der Pyrenäen gegen Frankreich laufen würde. Das sei verteufelt offen und be schränke sich nicht auf England und Frankreich allein, son dern gehe ebenso Portugal an, was durch Auszüge aus dieser angeblichen Vorlesung nachzuweisen versucht wird. Angesichts dieses Beweismaterials sei Chamberlains Negierung einer schuldhaften Vernachlässigung britischer Lebensinteressen überführt. Durch ihre Spanienpolitik helfe die Regierung Ländern, deren geheimes Ziel es sei, die Kontrolle über strategische Stellungen zu erhallen, Lurch die sic in die Lage kämen, England in die Knie zu zwingen. Die portugiesische Regierung werde gleichfalls gewarnt. Sollte sie Francos Sache unterstützen, würde sie damit Kräfte ermutigen, die notfalls bereit seien, die Un abhängigkeit des Landes durch Gewalt zu beseitigen. Die Veröffentlichung dieses Dokuments müsse die Augen Chamberlains öffnen. -i- Wie DNB. zu dieser Veröffentlichung des „News Chronicle" von zuständiger Seite erfährt, handelt cs sich bei dieser angeblichen Vorlesung eines deutschen Offiziers vor Führern der Partei um eine ebenso plumpe wie unverschämte Lüge, die nur zu dem niederträch tigen Zweck erfunden wurde, eine neue Hetz, und Lügenkampagne gegen Deutschland zu entfesseln. Schade um die viele Mühe! Es ist für uns klar ersichtlich, was man mit dieser neuen Lüge bezweckt, um deren Verbreitung sich das be kannt deutschfeindliche Blatt „verdient" gemacht hat. Wir kennen nicht die trübe Quelle, aus der man dabei gefischt hat; so viel ist aber sicher, daß man eine Infor mation benutzt hat, die in anerkannt geschickter Weise völlig haltlose und leicht widerlegbare Schwindeleien zu einer neuen Hetze benutzt. Im Gegensatz zu einem anstän digen Journalismus, der erst die Quellen prüft, aus denen ihm eine solche Nachricht zusließl, Hai aber die Schrift leitung des „News Chronicle" in bewährter Weise zuge griffen und durch die ganze Art der Aufmachung noch zu erkennen gegeben, wie erfreu, man ist, wieder cinmal mit einer solchen „Sensation" aufwarten zu können. Ob daran überhaupt nur ein Körnchen der Wahrheit ist oder nicht, bleibt den Schmutzfinken jenseits des Kanals gleichgültig. Sie arbeiten nach dem Grundsatz, immer nur Behauptun gen aufzustellen. Dementis braucht man nachher nicht un bedingt zu geben, und selbst wenn man es tut, bleibt ja doch irgend etwas hängen. Es ist allerdings ein schändliches Beginnen, gerade zu einem Zeitpunkt, da das Bemühen Ler eng lischen Regierung um eine Lösung der Spanienfrage an einem entscheidenden Punkt angekommen ist, hier guerzu- schießen. Man hatte wohl von Moskau her oder ober vielleicht auch aus Frankreich diesen Torpedo erwartet, Laß er nun aber aus dem gleichen Lande kommt, das de, Gastgeber der Nichteinmischungskonferenz ist, dürfte selbst für die hartgesottensten englischen Demokraten etwas be schämend sein. Man Hai diesmal weit ausgeholt, hat ein Thema gewählt, das jedes, aber auch jedes Sensations bedürfnis befriedigen muß. „Ein hoher deutscher Offizier" „Vorlesung vor Führern der Partei", „ein als unver meidlich angesehener Krieg" — das sind Schlagwörter, mit denen man nicht nur einem einfachen Leser imponieren kann, sondern mit denen man auch Leute mit größeren geistigen Ansprüchen befriedigen zu können glaubt. Die vlatte Unverschämtheit dieser Meldung und ihrer Ausschlachtung stellt alles in Len Schatten, was bis her von den englischen Lügenblättern geboten wurde. Aber auch diese Lüge muß zerschellen an der einfachen Tatsache, daß man in diesem Falle wieder einmal restlos mit Hirngespinsten aufgcwartet hat, denen auch nicht die geringste Grundlage zukommt. „News Chronicle" hat sich viele Mühe mit diesen Dingen gemacht, und es ist schade um die vielen Schweiß tropfen, Lie hier vergossen, schade um die vielen geistigen Akrobatismen, die hier aufgewendet wurden, weil sie doch verloren sind. Der Auftraggeber Moskau im Hintergrund kehrt sich allerdings ebensowenig daran wie seine Trabanten, deren Eifer und Mühe einer besseren Sache würdig gewesen wären. Beispielsweise hätte man sich den Kopf über eine anständige Lösung in Palästina oder vielleicht auch darüber zerbrechen können, wie man Lie Tschechen zur Vernunft bringt. Aber die bezahlien Lumpen des „News Chronicle" hatten andere Anweisung, sie sollten die politische Atmosphäre vergiften, sollten ver suchen, Europa in Brand zu stecken, und zu diesem Zweck gleich drei Nationen, England, Frankreich und Portugal, gegen Deutschland aufhetzen. Wir erinnern uns nur zu gut noch der Marokko-Hetze, an der dieses Blatt stark be- reiligt war und die erst durch das Eingreifen der franzö sischen Negierung zunichte gemacht wurde. Wird die britische Regierung Len gleichen Mut besitzen und in mannhafter Weise die Hetzer in ihre Schran ken zurückweisen? Verschlechterung der amerikanischen Wirtschaftslage Roosevelt stellt sinkende Einnahmen und steigend« Aus gaben fest Washington. Präsident Roosevelt gab am Dienstag Den revidierten Voranschlag für das am l. Juli begonnene Haushaltsjahr bekannt, der ein grelles Schlaglicht auf die weitere Verschlechterung der amerikanischen Wirtschaftslage während des letzten halben Jahres wirft. Während sich der im Januar veröffentlichte erste Vor anschlag auf die Hoffnung einer entschiedenen Besserung der Geschäftslage gründete, haben sich die Geschäftsbedingungen, wie Roosevelt in seinem neuen Bericht eingestehen muh: entgegen den Erwartungen nicht nur nicht ge bessert, sondern a llmählich verschlechtert. Das mache eine zusätzliche Bereitstellung von Mitteln für Zwecke der Arbeitsbeschaffung notwendig, wodurch gleichzeitig Lie Wirtschaft den benötigten Auftrieb erhalten werde. Der Rückgang der Geschäftslage werde im lausenden Fiskaljahr nicht nur die Einnahmen erheblich senken, sondern auch die Ausgaben erheblich größer werden lassen, als vor sieben Monaten vorauszusehen gewesen sei. Roosevelt schätzt jetzt das gesamte Ausgabeuprogramm für das laufende Haushaltsjahr auf 8985 Millionen Dollar. Dadurch steigt , der Fehlbetrag im Haushalt auf 4984 Millionen Dollar. Der englische Bauer bleibt sich selbst überlassen Landwirtschaftsdebatte im Oberhaus London. Das Oberhaus beschäftigte sich am Dienstag mit der Landwirtschaftspolitik der Regierung. Lord Addison (Labour) erklärte, wenn England auch nicht Lie nö tigen Lebensmittel selbst erzeugen könne, so fei das kein Grund, große Gebiete unbearbeitet liegen zu lassen. Durch die Politik, für die sich Chamberlain in seiner Kettering-Rede ausgesprochen Habe, so behauptete Addison, sein ein Nie dergang von unglaublichem Ausmaß über England Herein geb rochen. Auch der konservative Lord CranwortH erklärte die Maßnahmen der Regierung für enttäuschend. Für die Regierung antwortete der parlamentarische Se kretär des Landwirtschastsministeriums, Lord Feversham, der erklärte, der Rückgang der Landbearbeitung und die Abwanderung der Landarbeiter in die In dustrie seien beklagenswert. Die Regierung sei sich dieser Probleme voll bewußt. Der Kernpunkt aber sei, daß England sich nicht selbst ganz ernähren könne« Wenn man die weiten Gvasslächen Englands umpflüge, so würde man zwar mehr Nahrungsmittel selbst ziehen können, aber England würde für andere Dinge von der Einfuhr ab hängig werden, die es jetzt selbst habe. Die Politik der Re gierung gche dahin, dem Bauer selbst die Kontrolle über sein Unternehmen zu überlassen und ihm lediglich Id urch Anleitung zu helfen. Die Re gierung wolle Lie Landwirtschaft in ihrer natürlichen Entwicklung unterstützen. „Oeuvre"-Pythia orakelt wieder Phantasien über die Achse Berlin—Rom. Der außenpolitischen Mitarbeiterin des „Oeuvre", für die es schon seit langem keine Geheimnisse mehr gibt, ist es trotz der augenblicklich an Sensationen armen Zeit wieder einmal gelungen, ihrem bescheidenen Leserkreis mit einer „Bombensache" aufzuwarten. Frau Tabouis, deren außerordentliche Hellsehergabe bereits sprichwört lich geworden ist, hat sich nach langer Trance zu der Erkenntnis durchgerungen, daß der Duce augen blicklich gegen den Führer mächtig aufge bracht wäre. Er beschuldige ihn, den Spanienkrieg ab sichtlich hinauszuschieben, damit Italien aus diesem Krieg vollkommen erschöpft hervorgehe und es ihm für die Zu kunft unmöglich sei, sich von Berlin zu trennen. Darüber hinaus beschuldige Mussolini den Führer des Versuchs, Lie Inkraftsetzung des italienisch-englischen Abkommens zu hintertreiben. Amtlicher Teil Seite 6