Volltext Seite (XML)
Mittwoch, den 6. Iull 1938 Pulsnitzer Anzeiger — Ohorner Anzeiger Nr. 155 — Seile 8 Die Frau und ihre Welt Sommerfreuden ILtankgeputzt ist jedes Blättchen und es glitzern Gras und Halm, «egen hat sie fein gewaschen und vertrieben Staub und Llnalm. All« Kräfte sich entfalte«, herrlich ist der Rosen Dust und man atmet mit Behagen schön«, reine Sommerluft. Mutter stopft am Fenster Strümpfe Vater liest auf dem Balkon, und in seiner Hängematte raucht verstohlen der Herr Sohn. Tochter an der Taxushecke leis' zu dem Verlobten spricht: „Heute abend in der Laube, lieber Schatz, vergib das nicht." Ja, das sind so Sommersreude«, jeder hat sein Steckenpferd, schöne Tage soll man kosten heitern Sinns und unbeschwert. Heiße Tage — kühle Räume Gazefenster gegen Insekten So ieür man die nach Süden gelegene Wohnung ge- «undheittich schätzt und so angenehm eine solche Wohnung im Winter auch ist, — im Sommer kann sie an heißen Tagen recht lästig werden. Die Sonnenstrahlen speichern die Wärme in den Hauswänden auf, die dann in die Räume ausstrahlt. Das geht um ko stärker vor sich, je dünner die Wände find. Solche nach der Südseite gelegenen Wände müßen einmal in recht Hellen Farben verputzt oder gestrichen werden, außerdem zieht man zweckmLßig wilden Wein oder Efeu daran empor, das wirkt isolierend. Alle von der Sonne getroffenen Fenster müßen an heißen Tagen schon früh am Morgen geschloßen gehalten werden. Sind Jalousien vorhanden, so werden sie ebenfalls früh herab gelaßen. Von innen schließe man die Fenster mit Hellen Vorhängen, also nicht nur mit Stores. Die Vorhänge be feuchte man mehrmals am Tage mit Hilfe eines Zer stäubers, denn das Verdunsten von Wasser macht die Räume angenehm kühl. Aus diesem Grunde wische man auch die Fußböden täglich ein- bis zweimal naß auf und hänge, wenn nötig, noch angefeuchtete Handtücher im Zimmer auf. Vas Verdunsten von einem Liter Wasser absorbiert so viel Wärme, wie sieben Liter Eis zum Zerfließen verbrauchen. Wenn man auf ein angefeuchtetes Handtuch noch ein paar Tropfen Kiefernadelöl sprengt, wird die Zimmerluft noch erfrischender. Während man tagsüber alle Fenster ge schloßen hält, öffnet man alle Türen, so daß von einem Raum in den andern eine gute Luftzirkulation entsteht,; ebenso öffne man die Oefen, denn auch sie fördern den Abzug warmer Luft durch den Schornstein Ist die Sonne untergegangen, dann öffne man alle Fenster, damit die kühle Luft ungehindert eindringt. Wenn möglich, mache man durch gleichzeitiges Oeffnen gegenüber liegender Fenster Durchzug, der alle schwüle Luft vertreibt. Am besten bleiben die Fenster die ganze Nacht geöffnet, um gerade dis kühle Rachtluft in den Räumen aufzufangen.! Gegen lästige Insekten sch^t man sich durch eingesetzte; Gazefenster. —s. j Kleine Sorge für den Teppich ! Tin nützliches Kapitel — auch für die Reisezeit , - - ' stumpf geworden sind und viel von ihrer Leuchtkraft ver loren haben, wieder auf. Eindringlich muß aber vor dem mit Unrecht so gern als Reinigungsmittel verwandten Salmiakgeist gewarnt werden, da dieser die Farben völlig zerstört Auch feuchte Teeblätter oder Sauerkraut dürfen nicht angewandt werden, sie reinigen die Oberfläche nur vorübergehend, während der tiefer sitzende Staub zurück bleibt — eine Wirkung wird also absolut nicht erzielt, nur ein vorübergehender Augenblickserfolg! Die Frage, wie wir unsere Teppiche in der Reisezeit behandeln sollen, wird gerade in diesen Monaten wieder aktuell. Wenn wir für längere Zeit — etwa für vier Wochen — verreisen wollen, so empfiehlt es sich dringend, den Teppich nicht einfach „so liegen" zu laßen: die Motten gefahr ist zu groß! Wir werden zunächst den Teppich gut ausklopfen und ihn sodann mit einem guten Mottenpulver oder einem anderen für die Insektenvertilgung geeigneten Mittel bestreuen. Nun breiten wir aus der Oberseite des Gewebes frisches Zeitungs- oder anderes Papier und rollen so — die Oberseite nach innen — den Teppich fest zu sammen. Nun wird auch die Außenseite mit Motten- oder anderem Insektenpulver bestreut und der Teppich sodann ganz dicht in festes Papier eingebunden. Diese Vor bereitungen sind zwar etwas umständlich, und sie mögen auch mancher Hausfrau für die Zeit ihrer doch immerhin bedingten Abwesenheit nicht lohnen, aber sie sind für die Erhaltung des Teppichs doch ungeheuer wichtig. o. Wacbsmlltk Linser Balkon Vorsicht beim Begießen der Blumen Wer einen Balkon Hal, freut sich im Sommer darauf, in der Morgensonne seinen Kaffee zu trinken und sich nach getaner Arbeit im Liegestuhl auf dem Balkon auszuruhen. Natürlich macht das nur rechte Freude, wenn man dabei von blühenden Blumen umgeben ist, und wenn aus den Blumenkästen die bunte Fülle verschwenderischer Pracht quillt, dann fühlen wir ein inneres Behagen und uns wird ums Herz so leicht und froh. Gewiß, das Bepflanzen der Blumenkästen ist eine Geldfrage, aber es gehört nicht viel dazu, den Blumenflor auf dem Balkon zu bereichern. Was wir auf unserem Balkon pflanzen, richtet sich immer danach, in welcher Himmels richtung er gelegen ist, ob er viel oder gar keine Sonne hat, ob er windgefchützt ist oder nicht. Auch das Gegenüber ist von Wichtigkeit. Wo der Balkon auf freies Gelände schaut, sollte man nicht eine höhere Bepflanzung wählen, aber wenn man neugierigen Blicken klatschfreudiger Nach barn preisgegeben ist, wird man sich für eine höhere Be pflanzung gern entscheiden. Man wird sich vielleicht eine schützende Hecke aus Wein oder Klematis ziehen, oder doch wenigstens die Geranien und Petunien oder die Sommer begonien mit den großen leuchtenden Blüten so dicht stellen, daß man dahinter ein wenig versteckt ist. Wer kein Geld hat, sich ein paar nette Balkonmöbel M kaufen, sollte sich wenigstens die Mühe machen, den alten Tisch und die alten Stühle für den Balkon hell anzu streichen. Beim Begießen der Blumen auf dem Balkon wende man die nötige Vorsicht an. Nach 8 366, Ziffer 8 des Reichsstrafgesetzbuches kann mit Geldstrafe bis zu 150 Reichsmark oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft werden, wer nach einer öffentlichen Straße oder Wasser straße, oder nach Orten hinaus, wo Menschen zu verkehren pflegen, Sachen, durch deren Umstürzen oder Herabfallen jemand beschädigt werden kann, ohne gehörige Befestigung aufstellt oder aufhängt, oder Sachen auf eine Weise aus gießt oder auswirft, daß dadurch jemand beschädigt oder verunreinigt werden kann. Den Teppichen wendet die Hausfrau besondere Auf merksamkeit zu und läßt ihnen besondere Pflege angedeihen, um die Lebensdauer dieser oft teuren und nach längerem fleißigem Sparen angeschafsten Gewebestücke zu erhalte^ und zu verlängern. Um dieses zu erreichen, genügt es abe nicht den Teppich nur regelmäßig abzusaugen oder z klopfen, sondern es kommen noch anders kleine „Kniffe hinzu — kurz, man kann ruhig von einer „Teppichwißen, schäft" reden, deren einzelne Kapitel wir gründlich be herrschen müßen, wenn wir ungetrübte Freude an der hübschen bunten Dingern haben wollen. Im wesentlichen handelt es sich um die Art der Rein; gung des Teppichs. Hier denken manche Hausfrauen, c besonders gut zu machen, wenn sie jeden Tag den Staub sauger in Tätigkeit setzen. Dieses ist aber nicht nur unnötig sondern in gewissem Sinne auch falsch. Es genügt voll kommen und entspricht den Anforderungen, die so ei> Teppich an seine sachgemäße Pflege stellt, weitaus besser wenn Sie den Staubsauger nur ein- bis zweimal wöchenl lich benutzen. Vor allem müßen Sie es vermeiden, einen neuen Teppich sogleich in den ersten Wochen des stolze: Besitzes mehr oder weniger energisch mit dem Reinigung: gerät zu Leibe zu rücken. Am besten entfernt man in de> ersten Zeit nur vorsichtig mit einem schönen weichen Besci die lockeren Härchen, die sich, als der Teppich bei de: Fabrikation geschoren wurde, zwischen den Gewebefäder sestgelegt haben und sich nun langsam loslösen. Schließer sich diese Härchen zu größeren, flaumartigen Flocken zu sammen, so werden Sie diese am leichtesten und zweck mäßigsten mit einer Rute aus geschälten Virkenzweiaen be seitigen — ein solches Instrument können Sie sich selbst her stellen, indem Sie auf Spaziergängen sich einige Birken Meige besorgen —, vermeiden Sie es aber tunlichst, den Flocken mit scharfen Bürsten auf den Pelz zu rücken, da di^e Behandlungsmethode nur mäßigen Erfolg erzielt und vor allem auch dem Gewebe nicht sehr dienlich ist. Trotz aller sorgsamen Pflege wird es vorkommen, das; unsere Teppiche gelegentlich eine stärkere Verschmutzung aufzeigen — beispielsweise in regenreichen Zeiten, wo die Kinder mit schmutzigem Schuhwerk in die Räume kommen. L- empfiehlt sich dann, das Gewebe mit einer Lösung azhf Tetrachlorkohlenstoff zu reinigen (Hie könne» dieses Mittel M jMr D.WM prMMt -MW), MgMe frW die Für sportliche Spiele im Freien find Shorts und ein einfacher, kurzärmeliger Pullover ein idealer Anzug. Unser Modell wird durch einen Hellen Vorstoß a« Hälfe und ein gesticktes Emhlem individualisiert. Wir kochen im Sommer ... Kleine Gerichte für heiße Tage Aer Sommer stellt an die Kochkunst unserer Hausfrauen erhöhte Anforderungen. Man muß gewissermaßen die Auswahl der einzelnen Gerichte auf die Temperatur des Tages abstimmen: Erbsen mit Schweinsohren, die man im Winter so gern auftischte, wollen sich — um nur ein Bei spiel zu nennen — nicht für die lachenden, leichten und lichten Monats der sommerlichen Zeit schicken. So werden wir Mahlzeiten wählen, die nahrhaft und erfrischend zu gleich sind und die einen Hauch der blühenden und lachenden Welt, die sich uns auf Wanderungen und Spaziergängen in Wald und Feld auftut, auf unseren häuslichen Tisch, in unseren Familienkreis tragen. Diesen Anforderungen ent spricht der Fischauflaus mit Spargel Wir kaufen, wenn wir für vier Personen kochen, ein Kilo gramm Spargel ein, schälen ihn, schneiden ihn in vier bis fünf Zentimeter lange Stücke und kochen ihn in Salzwasser gar. Aus zwei Teelöffel Fett — was wir verwenden, ist durchaus gleichgültig und richtet sich ganz nach unserem Wirtschaftsgeld — zwei Teelöffel Mehl und etwas Gemüse brühe — prachtvoll können wir hierzu unsere Reste ver wenden — stellen wir eine Helle Erundtunke her. Nun säubern wir das Fischfilet, das wir zusammen mit dem Spargel besorgt haben: es werden 750 Gramm nötig sein, waschen es ab, reiben es mit Salz und Essig ein und teilen es danach in mäßig große Stücke auf. Nun streichen wir eine Auflaufform mit Fett aus und geben Spargel- und Fischstücke schichtweise hinein, fügen zu dem Ganzen die Tunke und bestreuen alles mit etwas geriebenem Käse. 15 bis 20 Minuten schmort nun alles in unserem Bratofen, bis es Herz und Magen der Familienmitglieder erfreuen kann — Ein recht gutes Sonnabendgericht sind die Semmelklöße Wir verwenden hierzu zweckmäßig unsere altbackenen Semmeln, und zwar nehmen wir hiervon ungefähr sechs Stück. Selbstverständlich müßen wir sie zuerst in Milch oder in Waßer aufweichen und dann recht gut ausdrücken. Nun rühren wir etwas Butter — ungefähr 65 Gramm — glatt, geben zwei oder drei ganze Eier, Salz, gewiegte Petersilie, eine feingeschnittene und etwas gedünstete Zwiebel sowie einige Eßlöffel Mehl hinzu, so daß auf diese Weise ein ziemlich fester Teig entsteht. Nun stechen wir Klöße ab, formen sie und laßen sie in kochendem, leicht gesalzenem Waßer gar kochen. Frischer grüner Salat oder etwas Obst bildet eine vorzügliche Beigabe. — Wenn man von Semmelklößen auf den Hering zu sprechen kommt, so scheint das zunächst etwas unbegründet und übergangslos, denn nach dem Muster eines alten Kinderbuches dürfte man hier die Frage stellen: „Hering und Semmelklöße, wie reimt sich das zusammen?" Nun, reimen soll es sich auch gar nicht, und es soll auch keinem zugemutet werden, beide Dinge auf einmal zu vertilgen, es soll nur darauf hingewiesen werden, daß der Hering auch ausgezeichnete sommerliche Gerichte liefert, beispielsweise die vorzügliche Heringspaste Vorher eines: wir müßen die Heringe gründlich wäßern, also am besten am Abend vorher in ein kühles Wasserbad legen! Ist dieses getan, so werden sie abgezogen und hübsch sorgsam entgrätet. Nun fetten wir eins Backform ein und belegen den Boden mit einer Schicht Heringe. Auf diese legen wir eine Schicht feiner hartgekochter Eier und in einem hübschen abwechslungsvollen Spiel wiederum eine Heringsschicht, bis die Backform gefüllt ist. Das Ganze be streuen wir mit etwas geriebener Semmel — sehen Sie, da taucht die Semmel nun doch noch auf — geben etwas saure Sahne darüber und backen es 20 bis 30 Minuten im Back ofen. Pellkartoffeln und grüner Salat ergänzen diese sehr Wohlschmeckende Mahlzeit— — Piroggen ist ein hübscher Name, nicht wahr? Und was sich dahinter verbirgt, ist noch viel köstlicher — an Wohlgeschmack näm lich! Also: wir rühren auf unserem Nudelbrett 150 Gramm Mehl, einen Eßlöffel Butter, ein ganzes Ei und etwas Salz zu einem Teig zusammen, teilen diesen in zwei Teile und rollen ihn dünn aus. Nun gönnen wir unserem Teig eine Ruhepause von einer Stunde und betten ihn während dieser Zeit auf ein sauberes Mundtuch. Danach rollen wir die beiden Teigflecke noch dünner aus, bestreichen den einen von ihnen mit einem gequirlten Ei und legen etwas ge dünsteten Spinat oder gedünstete Tomaten als Füllung darauf. Nun stechen wir mit einem Weinglas den Teig samt der Füllung aus, legen den anderen Teig — selbst verständlich in ebensolchen Scheiben ausgestochen — darauf, drücken die Ränder gut zusammen und legen nun diese ge füllten Teigflecks in kochendes, leicht gesalzenes Waßer, in dem sie etwa zehn Minuten verbringen dürfen. Dazu geben wir eine gute Nhabarbercrcmc Wir bereiten etwa 500 Gramm Rhabarber, indem wir ihn putzen und waschen, in Würfel schneiden und mit ein wenig Wasser gar dünsten. Während nun unser so zubereiteter Rhabarber langsam erkaltet, streichen wir etwa 500 Gramm Quark durch ein Sieb und vermischen ihn mit Zucker, Vanillezucker und dem erkalteten Rhabarber. Nun schlagen wir ein Eiweiß zu Schnee, ziehen es unter die an gerichtete Masse und richten schließlich die Speise in einer Elasschale an. Und da wir gerade beim Rhabarber sind, fei noch schnell die Rhabarbersulze empfohlen. Ein Kilogramm Rhabarber nehmen wir hierzu, waschen und zerschneiden die rötlichen Stengel, kochen sie mit 250 Gramm Zucker und K Liter Waßer weich und gebest dann das Ganze durch ein Sieb. Nun geben wir 8 bis 10 Blatt weiße und rote Gelatine, die wir in kochendem Waßer aufgelöst haben, und den Saft einer halben Zitrone hinzu, füllen die Speise in eine Form, lassen sie erstarren und geben sie mit etwas Vanillentunke auf unseren Tisch. — Ein sonntäglicher Nachtisch, den wir auch unseren Gästen, die wir zu Abend geladen haben, vorsetzen könne». Man wird schmecken, kosten und loben — und das ist schließlich die höchste BollenduW Ihrer Kochkunst!