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Mittwch, den 21. Oktober 1936 Pulsnitzer Anzeiger —- Ohorner Anzeiger Für das wahre Europa von Nutzen Bemerkenswert ist auch noch die Stimme des Außen politikers des „Lavoro Fascifta". Er steht den Wert der veutsch-italienischen Begegnung zunächst und vor allem in dem Gedankenaustausch über die allgemeine politische Lage in Europa, wobei man auf beiden Seiten von inner lich verwandten Lebensanschauungen und politischen An lichten ausgehe. Die feierlichen Erklärungen ihres Frie denswillens und der Bereitschaft zur Mitarbeit am Wie seraufbau eines neuen Europa, die von Mussolini und Hitler wiederholt betont worden seien, schließen dabei auch den leisesten Zweifel aus, daß die bevorstehenden Unterredungen des Grafen Ciano eine Blockbildung oder auch nur eine oppositionelle Stel lungnahme zu anderen Ländern zur Folge haben können. Das Blatt weist ferner darauf hin, daß Deutschland and Italien Donauländer seien und daß daher wahrschein lich auch diese Frage bei den Berliner Besprechungen einer Prüfung unterzogen werde. Italien habe die deutschen Interessen im Donaugebiet niemals übergangen oder gegen sie Stellung genommen. Man könne ohne übertrie benen Optimismus voraussehen, daß es den Vertretern ver beiden Länder möglich sein werde, zu einem Einver nehmen über ihre Definition ihrer gegenseitigen Jnter- rssen zu gelangen. „Lavoro Fascifta" kommt abschließend zu der Feststel lung, daß die verwandten politischen Anschauungen und oas starke europäische Verantwortungsgefühl des faschisti schen Italiens und des nationalsozialistischen Deutschlands zu der Annahme berechtigten, daß die Berliner Zusam menkunft nicht nur für die beiden Länder selbst, sondern auch für das wahre Europa von Nutzen fein werde. Himmlers Besuch in Nom Aufmerksamkeiten Mussolinis für den Rcichsführcr SS. Die Ankunft des Reichsführers SS. und Chefs der Deutschen Polizei Himmler wird von der italienischen Presse an bevorzugter Stelle veröffentlicht. Die römischen Blätter begrüßen den Reichsführer SS. als eine der be kanntesten Persönlichkeiten der Bewegung und schildern, wie die Abordnung der deutschen Polizei bei den feier lichen Veranstaltungen zum Jahrestag der italienischen Sicherheitspolizei von Mussolini und vom Außenminister Graf Ciano mit ganz besonderer Aufmerksamkeit behan delt wurde. Bei der Parade und bei den gymnastischen Uebungen des Corpo dei Metropolitani, das sein elfjäh riges Jubiläum feierte, ries Mussolini den Reichsführer an seine Seite und unterhielt sich mit ihm angelegentlich über den Verlauf der einzelnen Uebungen. General der Flieger Milch in Turin und Mailand Staatssekretär General der Flieger Milch besichtigte von Nom kommend in Turin die Lingotto-Werke und unternahm darauf in einer neuartigen italienischen zwei motorigen Maschine einen Rundflug über der Stadt. Fer ner besichtigten die deutschen Flieger die vierte Bomber brigade in Sonate Pozzolo bei Mailand sowie die Flug zeugfabriken in Sesto Calende. Im Lause des Mittwochs begaben sich die deutschen Flieger nach Desenzano am Gardasee, wo sie die dort stationierte Fliegerabteilung besichtigten. Von dort aus traten sie mit dem Flugzeug den Rückflug nach München an. Empfang im dayreuther Schloß Die deutsch-ungarische Kulturverbindung. Die musikalischen Veranstaltungen ans Anlaß des 125. Geburtstages von Franz Liszt begannen am Montag abend mit einem Gastspiel der Budapester Staatsoper in der Ludwig-Siebert-Festhalle zu Bayreuth. Die unga rischen Künstler erneuerten den Versuch, das Oratorium Liszts „Die Legende von der Heiligen Elisabeth" (Dich tung von Otto Roquette) in einer szenischen Aufführung darzubieten. Die Aufführung fand herzlichen Beifall. Die große Festhalle war dicht besetzt. Zum Abschluß des ersten Tages der Franz-Liszt- Gedenkwoche vereinigte ein Empfang, den der bayerische Ministerpräsident Ludwig Siebert im Neuen Schloß gab, die Teilnehmer des Festaktes anläßlich der Wiederher stellung des Bayreuther Opernhauses und die Ehrengäste der Liszt-Feier. Auch die Mitglieder des ungarischen Opernhauses in Budapest, die die Veranstaltungen der beiden ersten Tage der Festwoche bestreiten, waren der Einladung gefolgt. Es bestand eine sinnvolle Verbindung zwischen dem Festakt im markgräflichen Opernhaus und dem Staats empfang im Neuen Schloß, denn beide Prunkbauten wur den unter der kunstsinnigen Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, der Lieblingsschwester Friedrichs des Großen, von dem gleichen Meister St. Pierre geschossen. Zwei Wagner-Manuskripte als Geschenk Ministerpräsident Siebert begrüßte feine Gäste mit einer Ansprache, in der er die Stadt Bayreuth im Namen der bayerischen Staatsregierung zu ihrer Liszt-Woche beglückwünschte und als äußeres Zeichen der Verbunden heit zwischen der Landesregierung und der Wagnerstadt dem Oberbürgermeister zwei Originalhand- fchriften Richard Wagners überreichte, die der bayerische Staat aus ausländischem Besitz zurück erworben hat. Als Vertreter des ungarischen Kultusministers feierte Gesandter von Sztojay in seinem Trinkspruch die Heilige Elisabeth und Franz Liszt als Sinnbilder der deutsch-ungarischen Kulterverbindung. Polens neuer Marschall General Rydz-Smigly wird der Nachfolger Pilsudskis. Die polnische Regierungspresse bestätigt die seit einiger Zeit umlaufenden Gerüchte über die bevorstehende Ernen nung des Generalinspekteurs der polnischen Wehrmacht, General Rydz-Smigly, zum Marschall. Das der Regierung nahestehende Blatt „Kurjcr Czervony" berich tet, daß General Rydz-Smigly am 11. November, dem polnischen Unabhängigkeitstage, durch den Staatspräsi denten zum Marschall von Polen ernannt werden wird. Das Regierungsblatt fügt hinzu, daß die Auszeich nung Rydz-Smiglys vom ganzen Volk mit größter Be friedigung bearützt werde. Bei dieser Ernennung handelt es sich jedoch um mehr als eine AuSzeichnunL. Die Verleihuna des Marschall- staves bedeutet den letzten Schritt, mit dem General Rydz- Smigly auch äußerlich die Stellung des Marschalls Pil- sudsky einnimmt. Praktisch und politisch allerdings ist dieser Zustand bereits seit einiger Zeit vorhanden. Rydz- Smgly ist von niemand geringerem als Marschall Pil- sudsky selbst zu seinem Nachfolger bestimmt worden. Pil- sudski hatte ein ungeheures Vertrauen zu dem Mann, der in den bcir n für daS Schicksal des polnischen Staates entscheidenden Augenblicken in seiner nächsten Nähe mit kämpfte. Das war einmal, als der große Marschall im August 1920 die polnische Hauptstadt gegen die bolschewistischen Armeen verteidigte. In diesem Moment höchster Bedräng nis führte Rydz-Smigly die alten Legionäre Pilsudskis zu einem entscheidenden Flankenstoß heran, durch den die muyen geworfen wurden. Ebenso stand Rydz-Smigly an der Seite des Marschalls, als dieser sechs Jahre später erneut um Warschau kämpfte, diesmal freilich nicht als Verteidiger, sondern als Eroberer der polnischen Haupt stadt, um mit seinem Staatsstreich das innerpolitische Le ben Polens zu reinigen. Die Würde eines Marschalls von Polen hat bisher außer Marschall Pilsudski nur der französische Marschall Foch bekleidet. Vielfach wird vermutet, daß der ll. No vember auch der Tag der Verkündigung des ideellen Pro gramms sein wird, das der Kommandant des Legionär verbandes, Oberst Koc, im Auftrage des Generalinspek- teurs ausgearbeitet hat und das die Grundlage für die Neuordnung der inneren politischen Verhältnisse sein soll. Görings Auftrag Das Ausland über die Bedeutung der Bevollmächtigung Die Beauftragung des Preußischen Ministerpräsi denten Generaloberst Göring mit der Durchführung des neuen deutschen Vierjahresplanes hat auch im Auslande stärkste Beachtung gefunden. Die polnische Telegraphenagentur betont, daß die Erhebung des Generalobersten Göring zum zweiten Manne im Staate nach dem Kanzler die offizielle Be stätigung einer schon lange vorhandenen Sachlage sei und ein Beweis, daß der Preußische Ministerpräsident sich des vollen Vertrauens des Führers erfreue. Der Berliner Berichterstatter des klerikalen „Kur ier Warszawski" nennt die Entscheidung des Füh rers eine außerordentlich wichtige Wendung. Der Kanz ler übertrage eine so wichtige Mission, von deren Durch führung schließlich das weitere Schicksal Deutschlands ab hänge, seinem besonderen Vertrauensmann. Minister präsident Göring, der als hervorragender und seit Jahren erprobter Parteikämpfer schon vielfach Beweise großer Taten gegeben habe, sei vollauf berufen, eine solche Auf gabe zu übernehmen. Die neue Entscheidung des Kanz lers Habs eine erstklassige politische Be deutung. Auch die Wiener Presse legt der Bestellung Gö rings zum Leiter des Vierjahresplanes größte Bedeutung bei. Dis „Neue Freie Presse" schreibt, mit der Ernennung Görings bestätige sich die überragende Rolle, die dem Vierjahresplan zukommt. Gleichzeitig werde eindeutig klar, daß man sehr wohl die Absicht habe, mit diesem Plan Ernst zu machen. Das Ausmaß der Vollmachten werde vor allem daran ersichtlich, daß Göring alle Behörden einschließlich der obersten Reichsbehörden und alle Partei- stellen nur anzuhören brauche und dann mit Weisungen versehen könne. Gerade mit den vor einigen Monaten bezüglich der Devisenfragen und der Rohstoffbeschaffung erlernen Vollmachten werde vergleichsweise der Umfang der neuen Vollmachten nicht nur bezeichnend für eine neu artige Kompetenzverteilung sein, welche sich in ihnen an deuten dürfte, sondern auch für den bestehenden Zwang, den wirtschaftliche Erfordernisse auf die Durchführung des Planes ausüben. Der nationalsozialistische „Danziger Vor posten" widmet der neuen Aufgabe von Generaloberst Göring an führender Stelle einige Betrachtungen. Gö ring sei nunmehr mit einer Aufgabe betraut worden, die seit langem als eine Lebensfrage des Reiches gilt, näm lich der Sicherstellung des unbedingt Notwendigen an Nahrungsmitteln und Rohstoffen. Sonäeraufgabe für Wilhelm Keppler Der Führer und Reichskanzler hat, wie bereits be- kanntgegeben, durch die Verordnung vom 18. Oktober 1936 den Ministerpräsidenten Generaloberst Göring mit der Durchführung des neuen Vierjahresplanes beauftragt. Dieser Auftrag umfaßt auch die dem Beauftragten des Führers und Reichskanzlers für Wirtschaftsfragen, In genieur Keppler, seinerzeit übertragenen Aufgaben. Aus diesem Grunde hat der Führer und Reichskanzler die Beauftragungen des Ingenieurs Keppler mit Wirt- schaftsfragen und mit der Sonderausgabe Rohstoffe zurück genommen. Ministerpräsident Generaloberst Göring wird innerhalb seines neuen Arbeitsbereiches dem Ingenieur Keppler ein bedeutsames Sondergebiet zur Bearbei tung übertragen. Der Führer und Reichskanzler hat Ingenieur Keppler bei dem Ausscheiden aus seiner bisherigen Tätigkeit sei nen besonderen Dank und seine Anerkennung ausge sprochen. Tausend Frauen als Geiseln Nationalistisches Telephongespräch mit Madrid Der Sonderberichterstatter der englischen Zeitung „Times" meldet, die Marxisten in Madrid machten neuerdings Jagd aus Frauen. In der vergangenen Woche seien in dem Madrider Stadtviertel Salamanca annähernd 1000 Frauen verhaftet und in zwei beschlag nahmten Häusern untergcbracht worden. Es sei möglich, oaß die Marxisten beabsichtigten, die verhafteten Frauen im Falle einer Belagerung Madrids als Geiseln zu ver wenden. Die vom General Varela befehligten nationalisti schen Truppen rückten bis auf 30 Kilometer an die spa nische Hauptstadt heran und schlugen die Roten in einem blutigen Gefecht vernichtend. Mit ungeheurer Wucht grif fen die Nationalisten im Nahkampf mit Handgranaten an und rieben die roten Truppen auf. General Varela ließ sich sofort nach dem Gefecht tele phonisch mit dem Madrider Kriegsministerium verbinden und verlangte den „Kameraden Minister" zu sprechen, dem er seine, des Kriegsministers, neue Niederlage, mitteilte und die hoffnungslose Lage Madrids klarmachte. Die Mitteilungen des siegreichen nationalistischen Be fehlshabers riefen in dem roten Ministerium ungeheure Bestürzung hervor; Varela bekam geantwortet, daß man bis zum Letzten Widerstand leisten würde. Noch ein spanisches Alkazar Die in einem Klostergebäude von Andujar etn- geschlofsenen und von den Roten belagerten 200 Polizi sten und eine große Anzahl Zivilpersonen, darunter auch Frauen und Kinder, widerstehen noch immer im Ver trauen auf eine baldige Entsetzung durch nationalistische Truppen dem marxistischen Ansturm. In den letzten Ta gen haben die Eingefchlossenen mehrfach Ausfälle unter nommen und den Gegner zeitweilig in die Flucht geschla gen. Es gelang ihnen, größere Mengen Waffen und Wu- urtian zu erbeuten. Sowjelosfiziere in voller Uniform in Barcelona Nach einer Meldung der französischen Zeitung „M a - -in" aus Barcelona gehen dort in den Straßen sowjet- rufstsche Offiziere in Uniform spazieren. Diese Tatsache wird als erste greifbare Kundgebung für die Hilfe aus gefaßt, die Sowjetrußland den spanischen Marxisten leistet. Die englische Zeitung „Evening Standard" veröffentlicht einen Bericht, der als ein Beweis dafür gelten kann, daß die kommunistischen Machenschaften in Spanien von langer Hand vorbereitet worden sind. Im Fahre 1934 habe, dem Blatt zufolge, die Dritte Inter nationale in Moskau kurz nach der Unterdrückung des Aufstandes kommunistischer Bergarbeiter in Asturien etwa 100 Rädelsführer dieser Revolte nach Sowjetrußland zu Ausbildungszwecken eingeladen. Diese Leute sollen im Sommer dieses Jahres nach Spanien zurückgekehrt sein. Caballero auf dem Krankenlager I« seiner Ruudsuukansprache im Sender Sevilla er klärte General Queipo de Llano n. a., Largo Ca ballero befinde sich nach offiziellen Mitteilungen Ma drids im Krankenbett. Der Sender Barcelona habe bekanntgegeben, daß Azana nach Barcelona „abgereist" sei. Dies sei, so sagte der General, ein Beweis, daß die Marxisten schon ernst lich an das Verlassen der Hauptstadt dächten. — Nach einer anderen Mitteilung hatte der Präsident des roten Spanien, Azana, mit dem Präsidenten von Katalonien, Companys, eine Unterredung. In einer Mitteilung der katalanischen Generalidad wird die „Umarmung" der bei den „Staatsoberhäupter" als Beweis dafür hingestellt, daß die „beiden iberischen Völker" in unverbrüchlicher Treue den Kampf „um die Freiheit" fortzusetzen gedenke«. Moskau beMietzt AnterWtzmm Madrids Wie in Warschau bekannt wird, haben in den kehlen Tagen im Moskauer Kreml unter dem Vorsitz von Saga- nowilsch wichtige Beratungen des politischen Büros der Kommunistischen Partei slatlgesunden. Diesen Besprechun gen soll jedoch Stalin nicht beigewohnt haben. Es heißt, daß als Ergebnis der Beratungen in letzter Zeil eine Erklärung der Sowselregierung bekanntgegebea werden soll, die den Standpunkt der Sowjetunion zu den Vorgängen in Spanien im einzelnen festlegt. Diese Erklä rung werde vor allem den Entschluß der Sowjetunion zur offenen Unterstützung der Madrider Regierung zum Aus druck bringen. In Odessa soll ein Lager zur Aufnahme von 20 000 Personen aus dem spanischen Kampfgebiet, angeblich Kin dern und Frauen, vorbereitet werden. Übersiedlung der roten „Negierung" nach Barcelona bevorstehendM A Mose» Rosenberg gibt «ach Burgos, 21. Oktober. Aus verläßlicher Quelle wird über ein privates Funkgespräch zwischen Madrid und Barce lona berichtet, bas interessante Enthüllungen über die äugens blicklichen Pläne Ler roten Madrider „Regierung" bringt. Der rote Minister Prieto benutzte Lie augenblickliche Arbeits unfähigkeit infolge angeblicher Erkrankung Les Madrider „Ministerpräsidenten", Caballero, um seinen Plan, Madrid zu räumen und den Sitz der roten „Regierung" nach Barcelona zu verlegen, vorzubereiten. Diese Absicht Prietos wäre schon lange durchgeführt worden, wenn nicht sowjetrussische Botschafter bisher dagegen gewesen wäre. Rach der Niederlage von Oviedo habe, so wurde in dem abgelausch ten Funkgespräch mitgeteilt, Moses Rosenberg seine Meinung geändert. Man glaubt in Burgos, daß die rote „'Regierung" nunmehr bald nach Barcelona übersiedeln wird, um dort eine „unabhängige Sowjetrepublik" auszurusen. In Lem fraglichen Funkgespräch wurde u. a. auch von ein« wachsenden Panik angesichts des Vordringens der nationale« Truppen gesprochen. Französische Kommunistenzeitung in Oesterreich verboten W.en, Das Bundeskanzleramt hat die Verbreitung de» französischen Komnuuristenorgans „Humanit«-" in Oesterreich für ei» Jahr Verbote«. IlMsldeliiiiMiiIMMiileii!