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^ 238, 12. Oktober 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn.Buchhandel. Der Ladenpreisdurchschnitt der Neuproduktion zeigt immer noch sinkende Tendenz. Er beträgt für die ersten neun Monate des laufenden Jahres 6.11 RM. Das ist gegen 1932 gut 11.7°/° und gegen 1931 sogar fast 29°/° niedriger. Hoffentlich bringt diese Anpassung an die geschrumpfte Kaufkraft auch den erstrebten und erwünschten Absatzerfolg. Die Meldungen darüber lauten aller dings noch nicht so erfreulich. Es wird immer noch größter An strengungen bedürfen, um die kritische Lage zu überwinden. Die vorbereiteten Buchmessen mögen dazu das Erforderliche beitragen. Ein Zeitschriftenoerleger Führer des Deutschen Handwerks. Die Veranstaltung der Reichshandivcrkerwoche vom 15. bis 21. Oktober, die eine großzügige Werbeaktion für das deutsche Handwerk darsteiien wird, lenkt erneut die Aufmerksamkeit aus die Führer des deutschen Handwerks, die es verstanden haben, die organisatorischen Formen zu erhalten und darüber hinaus durch die Schaffung des Ncichsstandes dem deutschen Handwerk den Ausbau zu geben, der bei der künftigen ständischen Gliederung erforderlich sein wird. vr. von Rente ln, der Relchsfllhrer des Gesamtiverbandes deutscher Handwerker, Kaufleutc und Gewerbetreibender wurde am 3. Mai d. A. zum Präsidenten des Ncichsstandes des deutschen Hand werks gewählt. Sei» engster und erfolgreichster Mitarbeiter auf die sem Gebiet, Karl Zeleny, wurde zum Vizepräsidenten ernannt. Karl Aeleny hat in den wenigen Monaten seiner Amtszeit durch seine umsichtige Verhandlungsweise und sein großes sachliches Verständnis für die Nöte des Handwerks Las Vertrauen aller Gaue errungene Er entstammt einer alten HandwerkerfamMe und ist in Wien ausgewach sen. Als Werkstudent hat er lange Zeit in den verschiedensten Be trieben gearbeitet. Sein besonderes Interesse galt dem Kunstgewerbe. Den Krieg machte er an der Jsonzofront mit und wurde schwer ver wundet; er wurde mit der Tapscrkeitsmedaille ausgezeichnet. Später war Karl Zcleny als Schriftsteller gewerblicher Blätter tätig. Seit 1928 ist er in München Inhaber eines Verlages handwerklicher Fachzeitschriften und eigener Schriftleiter in diesem Verlag. Schon vor Jahren trat er in die S.A. ein. Anfang 1932 wurde er als Re ferent für Handwerk und Gewerbe in die Hauptabteilung IV der Reichsleitung der NSDAP, berufen. Diese Tätigkeit befähigte ihn dann in den Tagen der deutschen Revolution, die Umbildung der Handwerkskammern und der Handwerksverbände mit Umsicht vor zunehmen. Es steht zu erwarten, daß das Handwerk den wirtschaft lichen Niedergang, den es von alle» Wirtfchaftsgruppen wohl am stärksten erlebte, unter der zielsicheren Politik ZelenyS bald über winden wirb. Voraussetzung dafür ist jedoch, daß das gesamte deutsche Volk dem Handwerker wieder seine Sympathien cntgegcnbringt und ihn als einen Träger des Qualitätsgedankens auch wirtschaftlich Lurch die Erteilung von Aufträgen fördert. Deutsche Buchmesse Stuttgart. Eine Mitteilung über die Deutsche Buchmesse Stuttgart vom Verein Stuttgarter Sortimentsbuchhändler, vom Württcmbergi- schen Buchhändlerverein und von der Stuttgarter Verleger-Ver einigung befindet sich im Börsenblatt Nr. 237 vom 11. Oktober, Seite 4556. Mitteilungen über weitere Buchmessen folgen noch. Hamburger Buchmesse. Zeitlich mit der Deutschen Buchmesse in Berlin zusammen- sallend, wird in Hamburg dieHamburgerBuchmesse ver anstaltet vom Hamburg-Altonaer Buchhändler-Verein e. V. in Zusammenarbeit mit dem Kampsbund für deutsche Kultur, Orts gruppe Hamburg. Die Leitung wurde Georg Vogel, Hamburg 11, Adolphsplatz 2, übertragen. Der besonderen Bedeutung des Städtekomplexes Hamburg— Altona—Wandsbek als Kulturzentrum für niederdeutsche Art und für norddeutsches Schrifttum, wie auch als Hauptplatz für den Exportbuchhandel und für den Verkehr mit dem Auslanddeutsch tum entsprechend, wird diesen Gebieten besondere Aufmerksam keit geschenkt werden. Die Hamburger Buchmesse wird als Verlegerschau und als Sortimenter-Verkaussmesse aufgezogen. Es sind Vorbereitungen getroffen, die der Hamburger Buchmesse ein besonders interessan- 782 tes Gesicht geben werden. Bild- und Kartenstatistiken, Bildmon tagen sowie Darstellungen aus der bildenden Kunst zu dem Thema Buch und Leser werden dafür sorgen, daß der Besucher bis zum letzten Stand in Spannung bleibt. Werbung sür das gute deutsche Buch, Darstellungen über die Bedeutung des Buches im Volksbildungswesen, Aufklärung über Aufgaben und Berus des Buchhändlers, Angaben über seine Berufsausbildung und ähnliche Mitteilungen, allgemeinverständlich in Wort und Bild dargestellt und vorgetragen, werden die Hamburger Buchmesse über das bisher gewohnte Maß derartiger Veranstaltungen her- aushcben. Vorlesungen und musikalische Darbietungen, Führun gen von S.A.- und S.S.-Formationen, Amtswaltern, Mitglie dern der Frauenschaften und der Jugendbünde, der Schulen und Fachschaften sind in großem Umfange vorgesehen, um so mit der Werbung für das gute Buch in alle Schichten des deutschen Volkes zu kommen. Die enge Verbindung der Ausstellungsleitung mit den in Frage kommenden Stellen der Verwaltung, des Bildungswesens und der Kunst sichern von vornherein, daß die Hamburger Buch messe so durchgesührt wird, daß sie der Welthandelsstadt würdig ist. Die Bedingungen für die Beschickung und Belieferung der Hamburger Buchmesse werden im wesentlichen denen der Deut schen Buchmesse, Berlin, entsprechen, der deutsche Verlagsbuch handel wird durch Rundschreiben und Anzeige im heutigen Börsenblatt näher unterrichtet werden. Die geplante besondere Form der Hamburger Buchmesse wird jedoch eine Raumknapp heit zur Folge haben, deshalb sei den deutschen Verlagen empfoh len, schon jetzt ihre Wünsche in bezug auf Art und Umfang der gewünschten Beteiligung an der Hamburger Buchmesse bekannt zugeben an den Hamburg-Altonaer Buchhändler-Verein e. V., Hamburg 1, Große Bäckerstraße 13/15. Bo. Die bibliographische Anzeige. Eine nicht unwesentliche Voraussetzung für den Erfolg der Buch werbung. Jede Buchwerbung, die der Verleger unternimmt, bevor das betreffende Buch in der buchhändlerischen Bibliographie nachweis bar ist, wird in ihrer Wirkung beeinträchtigt. Was nützen Anzeigen, Prospekte und Bücherbesprechungen, wenn die beim Sortimenter daraufhin eingehenden Bestellungen nicht ausgeführt werden können, weil in der Bibliographie der Nachweis fehlt. Es gehört zu den Seltenheiten, das; ein Käufer über den Verlag orientiert ist. Um das gewünschte Buch doch beschaffen zu können, wendet sich der Sortimenter an die Auskunftsstelle der Deutschen Bücherei. Nach den Anfragen zu urteilen, die hier einlaufen, sind derartige ärgerliche Verlegenheiten im Buchhandel nicht selten. Aber auch die Deutsche Bücherei kann die gewünschte Auskunft dann nicht geben, wenn die Vertriebs abteilung des Verlages es unterlassen hat, das erste Exemplar jeder Neuerscheinung zwecks bibliographischer Verarbeitung sofort an sie einzuschicken. Diese bedauerlichen Erfahrungen beweisen, baß die Anzeige in der Bibliographie eine nicht unwesent liche Voraussetzung für die reibungslose Ge schäftsabwicklung im Buchhandel ist. Es schädigt Ver lag und Sortiment gemeinsam, wenn, wie das leider noch manch mal der Fall ist, ein Buch erst Wochen, ja Monate nach seinem Er scheinen in der Bibliographie nachgewiescn werden kann. Eine Statistik nicht nachweisbarer Bücher im Laufe eines Monats müßte manche Neuerscheinung aufzählen. Die Schuld liegt nicht an den Bearbeitern der deutschen Bibliographie. Sie ist in den Vertriebsabteilungen der Verlage zu suchen, die es versäumt haben, das erste Exemplar jeder Auflage sofort an die Deutsche Bücherei zu schicken. Die Deutsche Bücherei ist die Zentrale der deutschen Bibliographie und darum in erster Linie berufen, die Existenz eines Buches offiziell anzuzeigen. Sie erfüllt diese Auf gabe in der Bearbeitung der buchhändlerischen Bibliographien. Jedes eingehende Buch wird in der Regel am zweiten Tag nach seinem Eingang in die Deutsche Bücherei im »Täglichen Verzeichnis« angezeigt. Acht bis vierzehn Tage nach seiner Bekanntgabe im »Täg lichen Verzeichnis« erscheint seine bibliographische Anzeige in der »Deutschen Nationalbibliographie«. Die Anzeigen im „Halbjahrs verzeichnis« und im »Deutschen Bücherverzeichnis- folgen dann automatisch.