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, Die Frau und ihre Wett , Gut gemeint und doch falsch! Es kommt so oft vor, daß ein Volksgenosse dem andern sein Leid klagt, etwas erzählt, was ihn gerade be drückt, und der andere hat die redlichste Absicht, ihm zu helfen, und zwar nicht nur mit Worten, sondern mit Taten. Es erfaßt ihn der unbedingte Willen zur Tat, und er glaubt dann, daß unter allen Umständen in dem Fall so fort etwas geschehen müsse. Dieser Uebereifer bewirkt dann oft das Gegenteil von dem, was gerade gut gewesen wäre. Es bewahrheitet sich dann leider oft das alte Sprich wort: „Blinder Eifer schadet nur!" Wer einem andern wirklich helfen will (in diese Lage kommt man ja sehr leicht), der überlege kn aller Ruhe, was im Interesse des andern zu tun ist, und erst wenn er erkannt hat, wie dem andern richtig geholfen werden kann, dann erst handle er danach. Man wird dann zur eigenen Ueberraschung feststellen, daß man meistens etwas ganz anderes unter nimmt, was man in der ersten Aufwallung getan hätte oder tun wollte. Oft ist die Hilfe so gut gemeint und doch falsch. Da kommt Frau Schulze zu Frau Müller und erklärt auf die Frage, warum sie so schlecht ausfieht, daß sie gerade Kopf schmerzen hat. Frau Müller hatte vor vierzehn Tagen auch Kopfschmerzen, und der Arzt verschrieb ihr damals Tabletten, die sofort halfen. Sie sagt jetzt zu Frau Schulze: „Ach, ich hatte auch so furchtbare Kopfschmerzen und war so erkältet, da hat mir Dr Tabletten verschrieben, hier nehmen Sie mal eine, die helfen sicher," und Frau Schulze nimmt eine davon in dem Glauben, daß es sich um ein gutes Mittel gegen Kopfschmerzen handelt. Es kann sein, daß die Tabletten auch bei Frau Schulze günstig wirken, vielleicht aber auch nicht, vielleicht wird ihr Zustand danach sogar bedeutend schlechter! Denn, liebe Frau Müller, Sie beachten bei Ihrem guten Hilfs willen leider nicht, daß Kopfschmerz ganz verschiedene Ur sachen haben kann, und daß dementsprechend auch die Gegenmittel verschieden sein müssen. Bei Frau Schulze können die Kopfschmerzen durch etwas ganz anderes ver anlaßt sein, als bei Ihnen. Infolgedessen müßte sie auch andere Tabletten nehmen. Ihre Tabletten hat der Arzt nur für Ihre Erkrankung verschrieben, sie sind kein Universalmittel. Man verborge oder verschenke niemals Arzneimittel, auch wenn sie noch so gut geholfen haben. Denn gerade Arzneimittel wirken individuell stets verschieden, je nach der Ursache der Beschwerden. Ein Mittel, was sehr gut geholfen hat, kann bei unserem Mitmenschen unter Um ständen Schaden herbeiführen, der sich vielleicht gar nicht wieder gut machen läßt. Man müßte sich dann ewig Vor würfe machen. Jedes Arzneimittel wird vom Arzt nur für den ge rade vorliegenden Fall und für die Körperbeschaffenheit der betreffenden Person verordnet, ob es für die gleich er scheinenden Beschwerden auch bei anderen günstig wirkt, können wir nie beurteilen, und wenn wir es wirklich gut meinen, dann geben wir nie Arzneimittel, die uns halfen, an andere weiter, denn es ist, wenn auch gut gemeint, falsch. —g. Ist es die Wahrheit? „Ich sage immer die Wahrheit", betont Tante Frieda sto und fügt hinzu: „es ist nicht meine Schuld, wenn die M rschen es mir übel nehmen." Ja, sagt sie denn immer die Wahrheit? Eigentlich sagt sie nur das, was sie für die Wahrheit hält, und zwar in erster Linie das, was sie in ihrer Selbstgerechtigkeit an anderer Tun und Lasten auszusetzen bat. „Soll ich denn die Unwahrheit sagen?" fragt sie ent rüstet, wenn man sie auf ihre Unliebenswürdigkeit auf merksam macht. „Nein, aber Du brauchst doch nicht alles, was Du denkst, auszusprechen." „Dann würde ich ja heucheln!" Damit ist Tante Frieda fertig und setzt die Brille auf, um einen Fleck unter die Lupe zu nehmen, der ihr von der anderen Seite des Tischtuchs her ins Auge sticht. Es hat keinen Zweck, mit ihr weiter über dieses Thema zu sprechen, trotzdem man noch manches darüber sagen könnte. Was nämlich dem einen als Wahrheit erscheint, sieht der andere als Irrtum an und umgekehrt. Wenn Tante Frieda zu ihrer Freundin sagt: „ich würde meine Tochter nicht mit solch einem tiefen Ausschnitt laufen lassen", so ist die Freundin empört, denn sie findet gar nicht, daß der Ausschnitt so tief ist. Und wenn jemand zu Tante Frieda sagt: „Dein Wintermantel ist aber schon recht abgetragen", so ist Tante Frieda empört, denn sie findet ihn noch sehr schön und gar nicht abgetragen. Mit dem „Die-Wahrheitsagen", ist es so: es kann sein, daß nicht alles wahr ist, was wir dafür halten, und darum solle» wir lieber schweigen oder vorsichtig in unseren Be hauptungen sein. Wenn wir allerdings nach unserer Mei nung gefragt werden, dann sollen wir ehrlich und wahr haftig sagen, was wir denken. 1- Woher stammen unsere Gemüse? Die Hausfrau kennt heute eine Unmenge Eemüse- arten, die sie kunstgerecht in der Küche zubereitet, aber über ihre Herkunft ist ihr wenig oder nichts bekannt. Die Vorgeschichtsforschung und die Ueberlieferung haben in letzter Zeit vieles festgestellt, was dazu geeignet ist, uns die verschiedenen Gemüsesorten in einem anderen Lichte er scheinen zu lassen. Unseren germanischen Vorfahren waren bereits die Hirse, der Buchweizen, die Gerste, der Hafer, der Meerrettich, der Sellerie, ferner Fenchel, Pfefferkraut, Zichorie, Möhre, rote Rübe und Sauerampfer bestens be kannt. Außerdem fand man in Pfahlbauten in der Schweiz auch die Erbse. Ein großer Teil des übrigen Gemüses stammt jedoch aus andern Ländern, von wo sie teils in jüngerer, teils schon in frühester Zeit eingeführt worden sind. Die Linse stammt vom Himalayagebirge. Von hier wurde sie schon in frühester Zeit — wahrscheinlich während der Völkerverschiebungen vor oder nach der Eiszeit — ein- gefllhrt. Aus Asien kamen auch der Schnittlauch, der Porree und der K n o b l a ü ch zu uns. Auch Nero kannte den Schnittlauch, denn, wie berichtet wird, nahm er diesen oft, um seine Stimme klarer zu machen, wenn er seiner Liebhaberei des Theaterspielens nachging. Man gab ihm deshalb den Spitznamen „Lauchesser". Zur Zeit der Phara onen wurde Lauch auch in Aegypten angebaut. Hier lernten die Israeliten den Knoblauch kennen, den sie heute noch besonders bevorzugt kauen. Aber auch die Soldaten, Ma trosen und Arbeiter im alten Rom kauten Knoblauch, wenn sie ermüdet waren, denn Knoblauch ermuntert und kräftigt die Nerven. Auch die Zwiebel stammt aus Indien und war bereits vor mehr als 4000 Jahren im alten Aegypten bekannt, wo sie sogar Gegenstand höchster Verehrung war. Die Gurke stammt aus Ostasien, China und Persien, ebenso die verschiedenen Kürbis arten. Der köstliche, heute so beliebte Spargel wächst in Rußland, stellen weise auch noch an der englischen Küste, wild. Für uns würde also in dieser Hinsicht der Spargel dort ein recht billiges Gemüse sein, während er bei uns angebaut wer den muß. Der Spinat wurde erstmals von den Arabern kulti viert und von ihnen nach Spanien gebracht. Endivien und Petersilie waren bereits bei den Griechen, Römern und Aegyptern in alten Zeiten sehr geschätzt. Die Melone stammt zwar aus Südasien, wurde aber erstmalig in Italien, Griechenland und Aegypten kultiviert. Alte isländische Sagas berichten, daß sie bereits in Amerika, neben dem Weinstock, vorgefunden worden ist. Die Wassermelone dagegen stammt aus Afrika. Unser Blumenkohl wurde zuerst auf der Insel Zypern angebaut, der Rettich in China, jedoch kam letzterer schon ebenfalls in alten Zeiten nach Europa und wurde hier angebaut. Aus China kam im 14. Jahrhundert auch der Rhabarber, die Bohne dagegen aus Aegypten und Ostindien, woher auch der Mais stammt, sowie der Reis. Die Artischocke ist eine europäische Pflanze. Die ersten Herbsthüte Nun heißt es bald endgültig: Abschied nehmen vom Sommer, von den duftigen Kleidchen und den malerischen Hüten, und wir könnten beinahe etwas traurig werden, wenn — nicht die neue Herbstkleidung lockte, allen voran Ler neue Herbsthut. Die Hutmode für die kommende Saison ist von großer Vielseitigkeit. Bestimmt werden alle etwas passendes fin den. Noch ist der große elegant wirkende Hut mit dem flachen Kops ebenso modern wie das sportliche Hütchen mit dem weich gebogenen Rand. Ob der Kopf des Hutes im Winter zur Abwechslung wieder höher sein wird? Ls läßt sich noch nichts bestimmtes sagen, aber hin und wieder sieht man schon solche erstaunlich hohen spitzen Modelle. Das Material für Uebergang und Herbst ist Filz. Die Farben find — der Jahreszeit entsprechend — bedeckt, rost rot, dunkelgrün oder braun. Bänder, Federn und Posa menten tragen zur Verzierung bei. Der Schleier ist sehr wichtig und erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Er gibt dem Hut die aparte Note. Manchmal ist er nur lose über den Rand gelegt, dann wieder wird er fest um das Gesicht gezogen und unter dem Kinn gebunden. Wir scheu, die Hutmode zum Herbst bringt eine abwechslungs reiche und geschmackvolle Auswahl. Unsere Zeichnungen; Breitrandiger Filzhut mit flachem Kops und der be liebten Schnllrverzierung, die man auch an den Herbst kleidern häufig finden wird. — Hut mit sehr hohem Kopf und Federschmuck. — Flottes Iägerhütchen mit Schleier und Schnallen- verziernng. Eine Reihe anderer Gemüse hat uns aber Amerika geliefert. So schon vor mehreren Jahrhunderten die Kar toffel, später die Tomate. Letztere fand eigentlich erst durch und während der Weltkriegsjahre so recht Ein gang in Deutschland. Die Einführung der Kartoffel be reitete — was uns heute merkwürdig erscheinen mag — einige Schwierigkeiten. Die Eingeborenen Südamerikas kennen sie länger als wir und benutzen die Knollen lange Zeit als Nahrungsmittel. Allerdings wächst dort die Kar toffel wild und in kleinen, wässrigen, unschmackhaften Knollen. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts, nach der Eroberung Perus, gelangte sie nach Spanien und den Niederlanden. Hier nannte man sie Tartufoli, und daraus bildete sich der Name Kartoffel. 1586 wurde sie in Irland, 1684 erst in England, 1717 in Sachsen, 1738 in Preußen, 1783 in Frankreich in größerem Umfange zum Anbau ein geführt. Seit Friedrich dem Großen ist sie aber erst in Deutschland — teilweise zwangsweise — zum Anbau ge kommen. Heute gibt es nicht weniger als 2650 verschiedene Kartoffelarten. — Diese Auslese mag genügen, um der Hausfrau einen Ueberblick zu geben, daß die heute bei uns heimischen und sogar im Hausgarten angebauten Gemüsearten nicht ihre eigentliche Heimat bei uns gehabt haben, sich aber aus gezeichnet bei uns eingewöhnten und zum Teil erst zu größerer Vollkommenheit entwickelt haben, was größten teils durch züchterische Maßnahmen erzielt worden ist. Brötchen und Schnitten — auf andere Art Pikante Käseschnittchen Dieses Rezept ist besonders gut. Ein eigroßes Stück Butter rührt man zu Schaum, hinzu kommen ein Ei, Salz, Muskat und drei Löffel geriebener Parmesankäse oder Schweizerkäse. Dies rührt man glatt, füllt es in eine Spritze und spritzt damit den Rand kleiner Weißbrot scheiben. Auf dem Blech bei schwacher Oberhitze backen und nach dem Erkalten die Mitte mit Sardellenbutter aus spritzen. Schrotbrot mit Eierhäckerle Schrotbrot wird mit Sardellenbutter bestrichen, fein gehacktes Eiweiß, das mit Mayonnaise gebunden wurde, darauf gegeben und in die Mitte ein Stück Fisch oder eine Oelsardine gelegt. Weißbrot mit Lachsmayonnaise Gebutterte Weißbrotscheiben bekommen eine Auftage von Lächsmayonnaise. Auf diese werden Eiviertel gelegt und mit Lachsftreifen garniert. Weißbrot mit Tomatenmayonnaise 125 Gramm Mayonnaise werden mit einem Eßlöffel Tomatenmark verrührt, dieses auf geröstete Weitzbrot- scheiben gestrichen und mit Dreiecken von hartem Eiweiß garniert. In die Mitte gibt man eine Rosette von Schinken. Marguerite Rund ausgestochene Weißbrotscheiben werden gut mit Mayonnaise bedeckt, Blütenblätter aus Eiweiß und der Kelch aus gehacktem Eidotter, mit Petersilie verziert. Mettwurstbrötchen 1 Zentimeter dicke Brotscheiben werden zuerst mit Kräuterbutter, dann mit Mettwurst überstrichen, mit je einer Eischeibe und Tomaten garniert. Alle Wurstsorten haben die gleiche Behandlung. Diese Brötchen können in Ermanglung einer großen, flachen Platte auf einem Kistendeckel, den man mit einer Serviette bespannt, hübsch arrangiert und serviert werden. Blumen dienen als Garnitur. Für die Küche Gebrannte Mehlsuppe mit Eiereinlauf In frischer Butter röstet man feines Mehl kaffeebraun und rührt es mit heißem Wasser klar und zur Quantität der benötigten Suppe. Man würzt mit Salz, Zucker, Pfeffer, Vanille Zimt und Zitronensaft und läßt die Brühe eine Weile kochen. Inzwischen rührt man aus zerkleppertem Ei mit ganz wenig Milch, Mehl, wenig Salz und gewiegter Petersilie einen dickflüssigen Teig, den man unter be ständigem Rühren in Fränschen in die Suppe laufen läßt. Man läßt sie nun zugedeckt wenige Minuten sieden und tischt sie auf. Kalbsleber-Klübchen Man enthäutet und schabt ein halbes Pfund Kalbs leber, vermischt sie mit zwei Eiern, einer eingeweichten und ausgedrückten und einer trockenen Semmel, Salz, Pfeffer, ein wenig Majoran, gewiegter Petersilie, einem Stich fri scher Butter und läßt di« Masse eine Stunde ruhen. Dann sticht man mit einem kleinen Löffel Klößchen davon in klare Fleischbrühe oder auch in grüne Erbsensuppe. Suppe von Knochen Hat man frische oder Bratenknochen, so hacke man sie zuvor recht klein. Dann stelle man sie mit kaltem Wasser auf, gebe Salz, Wurzelwerk, ein wenig Pfeffer, ein kleines Stückchen Lorbeerblatt, eine oder zwei Nelken, Zwiebel und etwa vorhandene Bratentunke dazu. Man laste die Knochen, ihrer Menge entsprechend, zwei bis drei Stunden langsam kochen, passiere die Brühe durch und laste dann überbrühten Neis körnig in ihr ziehen. Wenn nötig, kräftige man die Suppe vor dem Anrichten mit einigen Fleischbrühwürfeln und bestreue sie mit feingewiegter Petersilie. Fünf-Minuten-Omelette Drei bis vier Eigelbe rührt man mit Zucker nach Be lieben und einem Löffel Milch glatt. Das Eiweiß schlägt man sehr fest und verbindet es durch leichtes Schlagen mit dem Gelben. Nun bäckt man in schwimmendem Fett auf gedeckter, gut Heitzer Herdplatte eine duftige Omelette auf beiden Seiten goldgelb, bestreicht die eine mit nicht zu weicher Marmelade und klappt sie zusammen. Mit Zucker bestreut, gibt man sie sogleich auf den Tisch.