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Freitag, den 18. September >936 Pulsnitzer Anzeiger — Ohorner Anzeiger Nr. 219 - Seite 5 Die Korpsübmigen in Sachsen Bei prächtigem Herbstwetter begannen am Donnerstag morgen 8 Uhr die Hebungen des IV. Armeekorps im Erz gebirge in dem Raum zwischen Chemnitz und Anna- berg, an denen außer führenden Männern der Partei, deren Gliederungen usw. auch zahlreiche ausländische Ossi» ziere teilnehmen. Südlich von Ehrenfriedersdorf aus ließ um 8 Uhr mor gens der Führer der roten Streitkräfte, Generalmajor K i e- nitz, feine Spähtrupps nach Norden und Südosten vor stoßen, um seins Truppen zu schützen. Am Ort der Uebungs- leitung von Rot hielt sich auch der Uebungsleiter, General der Infanterie List, mit dem Leitungsstab auf. Auf dis Meldung von sich sammelnden gegnerischen Truppen drehte Generalmajor Kienitz seine Kräfte nach Nordosten ab, um sie in den Flöhaabschnitt zwischen Wünschendorf und Sorg au vorstoßen zu lassen. Daraufhin rückte die Rad fahrerkompanie auf eine Höhe südlich Forchheim vor, die aus zweieinhalb Schwadronen des Torgauer Reiter regiments bestehende Aufklärungsabteilung zur Sicherung der Flöha-Uebergänge nach Reifland und die IN. 102 und 103 auf L e n g e f e l d und Marienberg. In zwei ter Linie folgte das verstärkte JR. 31 und ein vierter Marsch block wurde auf Zschopau auf dem linken Flügel der Division angesetzt; der Vormarsch von Rot kam damit ins Rollen. Ein Wagen für drahtlose Telephonie sorgte wäh rend des Vormarsches für eine dauernde Verbindung mit der Division. Panzerabwehrgeschütze, Panzerspähwagen, Kraftradfahrer usw. befanden sich in dauernder Bewegung, während die Infanterie, sich sorgfältig gegen Fliegersicht schützend, rechts und links an den Straßenrändern vorging. Beim Wirtshaus Wildenstein, dicht südwestlich Grün hainichen, dem Marschziel des MG.-Batls. 7, wurde ein Panzerspähwagen vom JR. 32, also der blauen Partei, in einer Schnellsperre von Maschinengewehren gefaßt und er ledigt. Das MG.-Batl. 7 bezog am Vormittag auf dem westlichen Flöha-Ufer eine Verteidigungsstellung zwischen Schellenberg und Wünschendorf, während die Bataillonsreserve an der Straße Börnichen—Wald kirchen bereitstand. Jenseits der Flöha waren die An marschwege für die blauen Truppen durch Schnellhindernifse gesperrt worden. Die ersten Spuren von Blau machten sich südlich von Freiberg bemerkbar, wo Radfahrertrupps gesehen worden waren. In Grünhainichen bot sich ein Bild, daß man glaubte, sich in einem wirklichen kriegsmäßigen Geschehen zu befinden. Dichte Rauchwolken lagen über dem Ort, Flam men züngelten empor, dazu die Aufregung der Dorfbewoh ner. Hier war in der We berschen Spinnerei am Flöha-User Feuer ausgevrocyen, das die Favrir- nnlagen in Schutt und Asche legte. Kurz nach 14 Uhr erfolgen jenseits Eppendorf die ersten Zusammenstöße. Ein blauer Reiterspähtrupp ritt in ein Maschinengewehr hinein und wurde gefangengenommen. Weiter südlich davon kam es zu den ersten Gesechtshandlun- gen. Die (rote) Aufklärungsabteilung 24 hatte gegen 14.30 Uhr die Walthersdorfer Höhe südlich Groß-Walthers- 0 orf erreicht, wurde aber, ehe sie sich dort festsetzen konnte, von der (blauen) Aufklärungsabteilung 4 angegriffen und in südwestlicher Richtung zurückgeworfen; sie setzte sich östlich Reifland erneut fest, ohne für den Rest des Tages Vorstöße zu unternehmen. Vom Befehlsstand der Uebungsleitung westlich Neuwal- thersdorf gewinnt man einen großartigen Rundblick über das gesamte Uebungsgelände. Hier erfahrt man, was sich im Lauf des Tages bei der (blauen) 4. Division ereignete. Die Division marschierte mit dem verstärkten JR. 10 über Reichstädt—Pretzschendorf—Vobritzsch und mit den verstärk ten Infanterieregimentern 52 und 101 über Sadisdorf— Hermersdors—Frauenstein vor und erreichte di« Höhen west lich der Freiberger Mulde. Das JR. 10 erkundete auf den Höhen südwestlich Weigmannsdorf und besetzte anschließend auf der Bernhard- und Karlshöhe Verteidigungsstellungen und trieb Sicherungen nach Westen vor. Das JR. 52 besetzte anschließend die Höhen nördlich und östlich Dorfchemnitz und stellte ebenfalls Sicherungen aus. Das JR. 101 befand sich in der Gegend von Frauenstein in Reserve. Blau erreichte demnach sein Tagesziel, die Offenhaltung der Freiberger Mulde in dem befohlenen Abschnitt, und erwartet nun neue Befehle. Die (rote) 24. Division erreichte am Nachmittag eben falls die befohlene Linie und setzte das JR. 103 auf dem rechten, das JR. 102 auf dem linken Flügel ein; das JR. 31 wurde etwa in der Mitte hinter der Front in Reserve gehalten. Durch das ihm zugeteilte Pionierbataillon, die Panzerabwehrabteilung 24 und die Radfahrerkompanie ließ der Kommandeur vor seiner rechten Fronthälfte, entlang der Straße Wernsdorf—Forchheim bis zur Südostspitze der Tal sperre, eine Reihe von Sperren anletzen, während der linke Flügel durch die Aufklo-ungsabteilung 24 gesichert wurde. In der Mitte mußte dis rote Flöha-Stellung wegen der vorgelagerten Talsperre als unangreifbar angesprochen wer den. Nachdem beide Parteien ihre Artillerie vorgezogen und in Stellung gebracht hatten, gingen sie in den späteren Abendstunden zur kriegsmäßigen Ruhe über, die mit der Verpflegung der Truppen, mit Vorschaffen von Munition und den Vorbereitungen für den nöcb^»n Tag angefüllt war. „Horst Weffel" in Dienst gestellt Glückwunschtelegramm des Stabschefs Lutze Das neue Segelschulschisf der Kriegsmarine, „Horst Wessel", ist in Dienst gestellt worden. Bei der Flaggen parade wurden Kriegsflagge und -Wimpel gesetzt. Der Stabschef der SA., Lutze, hat aus diesem Anlaß an den Kommandanten des Segelschulschiffes „Horst Wessel", Fregattenkapitän Thiele, Hamburg, folgendes Telegramm gerichtet: „Zur Indienststellung des zweiten Segclschulschisfes der ReichSkricgsmarine, das unter dem stolzen Namen „Horst Wessel" der Welt Kunde geben wird von der Auf bauarbeit und dem Friedenswillen des neuen Deutsch lands, meine und der gesamten SA. herzlichste Glück- wünsche. Segelschulschisf „Horst Wessel" allezeit glückhafte Fahrt! Lutze." In der Nacht zum Sonnabend wird das Schiff den Hamburger Hafen verlassen und durch den Nordostsee kanal nach Kiel gehen. Oer tausendste Lleberseesahrgast Neue Höchstleistung des L. Z. „Hindenburg". Unter den Gästen der achten Nordamerikafahrt des Luftschiffes „Hindenburg" befindet sich auch der tausendste Ueberseepassagier. Der tausendste Fahrschein wurde einer Amerikanerin ausgehändigt, einer Frau Frances Springs aus Fort Mill, South Carolina. Zu Ehren dieses tausendsten Fahrgastes des Luft schiffes „Hindenburg" sand von feiten der Deutschen Zep pelin-Reederei in Frankfurt a. M. vor der Einschiffung der Fahrgäste eine kleine Feierlichkeit statt, bei der Frau Springs durch die Geschäftsführung der Reederei begrüßt wurde. Als Ehrengabe wurde ihr eine kunstvolle Schale aus Duralumin, dem Baustoff des Luftschiffgerippes, überreicht. Auf dieser Schale ist außer einer Abbildung des Luftschiffes „Hindenburg" eme besondere Widmung eingraviert. Daß es dem Luftschiff „Hindenburg" gelungen ist, innerhalb von sechs Monaten tausend Fahrgäste sicher, schnell und bequem über den Ozean nach Nord- und Süd amerika zu bringen, ist ein neuer Rekord, der sich den bisherigen Leistungen des neuen Luftschiffes würdig an die Seite stellt. Die Passagierbeförderungszahlen werden in Zukunft wahrscheinlich noch schneller als bisher wachsen, da das Luftschiff nach dem soeben erfolgten Ein bau von zwölf weiteren Kabinen 72 Fahrgäste an Stelle von bisher 50 Passagieren befördern kann. Das Gchiffsunglück beiLsland Aus der letzten Polarsahrt den Tod gefunden. Kopenhagen, 18. September. Von der -Mopsigen Mannschaft des französischen Expeditionsschiffes „Pr-nr- nuoi pas", das an der isländischen Küste in der Nähe von Reykjavik im Eissturm gestrandet ist, konnte sich nur ein Bcsatzungsmitglied retten. Bis jetzt sind dreißig Lei- chcn, darunter die des Expeditionsleiters Dr. Charcot, au gespült worden. Das gerettete Mitglied der Besatzung, der Franzose Eugene Goui^ec, machte über den Hergang der Kata strophe folgende Mitteilungen: Wegen des schweren Süd- wejtsturmes wollte das Schiff, das sich in der Nähe der isländischen Küste befand, im Hafen von Reykjavik Zu flucht suchen. Es verlor jedoch den richtigen Kurs und strandete. Rettungsboote konnten nicht ausgesetzt werden. da das Meer zu aufgewühlt war und die Wogen das Deck überspülten und zu allem Unglück auch noch der Dampf kessel explodierte. Die Besatzung legte Nettungsgürtel an und Mann für Mann wurde vom Meere verschlungen. Die französische Expedition, die von dem bekannten Polarforscher Dr. Charcot geleitet wurde, hatte sich haupt sächlich mit der Erforschung des Nördlichen Eismeeres und Grönland befaßt. Dieser traurige Abschluß der For schungsreise ist um so bedauerlicher, als es sich hier um die 27. Reise Dr. Charcots in das Polargebiet handelte, womit Dr. Charcot seine Forschungen abzuschlietzen ge dachte. Unter den Opfern des Unglücks befinden sich, außer Charcot, noch vier weitere französische Gelehrte, die Na turforscher Parat und Jacquiert, der Physiker Devaur und der Sekretär der französischen Geographischen Gesell schaft, Larronde. Mehrere andere Gelehrte, die auch zur Expedition gehörten, befanden sich zur Zeit der Kata strophe nicht auf dem Schiff, sondern noch in Grönland und entgingen so dem traurigen Schicksal ihrer Gefähr ten. Dr. Charcot war Mitglied zahlreicher Akademien und einer der bekanntesten Polarforscher. Zahlreiche geogra phischen Gesellschaften in verschiedenen Ländern hatten ihm bereits Auszeichnungen verliehen. Er befand sich gerade auf dem Wege nach Kopenhagen, wo ihm der dänische Kronprinz die Goldmedaille der Geographischen Gesell schaft feierlich überreichen wollte. Dr. Charcot hat auch im Jahre 1928 eine, freilich ergebnislos verlaufene, Such- erpedition nach dem verschollenen norwegischen Forscher Amundsen geführt. politische Rundschau Der Reichsverband Deutscher Offiziere, die Spitzen vertretung der Offiziere und Beamten a. D. der alten Wehrmacht, hält in Berlin in Gegenwart seines Ehren führers, Generalfeldmarschalls von Mackensen, seine große Arbeitstagung ab. Seiner Verbundenheit mit dem vom Nationalsozialismus geschaffenen Dritten Reich und mit der neuen Wehrmacht hat der R. D. O. durch Telegramme an den Führer und an den Reichskriegsminister, General feldmarschall von Blomberg, in denen die Bewunderung der für die Wiederherstellung unserer Wehrhaftigkeit ge leisteten Arbeit zum Ausdruck kommt, Ausdruck gegeben. Studienreise französischer Parlamentarier. Eine Gruppe von 26 französischen Parlamentariern, darunter acht Damen, befindet sich gegenwärtig auf einer Studien reise durch Mitteleuropa. In Aachen, dem Ausgangs punkt der Reise, interessierten sich die Teilnehmer für die soziale und gesundheitliche Lage der Arbeiter im neuen Deutschland. Sie wollten Arbeiterwohnungen, die neuen deutschen Siedlungen und die Jugendherbergen besuchen und dabei die Unterschiede zwischen den deutschen und den französischen Einrichtungen kennlernen. Von Aachen ging die Fahrt nach Essen weiter. Gedenktage am 20. September. 490 v. Chr.: Schlacht bei Marathon. — 1863: Der Sprach- und Altertumsforscher Jakob Grimm in Berlin gest. (geb. 1785). — 1870: Einnahme Roms durch die italienische Armee; Ende des Kirchenstaates. — 1873: Die Dichterin Lulu von Strauß und Torney in Bückeburg geb. — 1898: Der Dichter Theodor Fontane in Berlin gest. (geb. 1819). — 1932: Der Maler Max Slevogt in Nenkastell bei Landau i. d. Pfalz gest. (geb. 18681. Sonne: Anfgang 5.42, Untergang 18.04 Uhr. Mond. Aufgang 11.00, Untergang 19.16 Uhr. „Ein glücklicheres Deutschland" Lloyd George über das neue Deutschland. lOopzkrixkt Oeutscke8 Der frühere englische Ministerpräsident Lloyd George berichtet im „Daily Erpreß" ausführlich über seine soeben beendete Deutschlandreise. Der englische Staatsmann ist besonders von der großen Veränderung beeindruckt, di« der Nationalsozialismus herbeigeführt hat. Im einzelnen führt Lloyd George noch u. a. folgen des aus: „Es ist ein glücklicheres Deutschland. Ich sah es überall. Engländer, die ich während meiner Reise traf nnd die Deutschland gut kannten, waren von der Ver änderung sehr beeindruckt. Ein Mann hat dieses Wun der vollbracht; er ist ein geborener Menschenführer, eine magnetische, dynamische Persönlichkeit mit einem einheit lichen Ziel, einem entschlossenen Willen und einem furcht losen Herzen. Er ist nicht nur dem Namen nach, sondern tatsächlich der nationale Führer. Er hat das Volk gegen poten zielle Feinde qcschültt, von denen cs umgeben war. Er sichert es auch gegen die dauernde Furcht vor dem Verhungern, die eine der nachhaltigsten Erinnerungen der letzten Kriegsjahre und der ersten Friedensjahre war. In diesen dunklen Jahren starben über 700 000 Menschen an Hunger. Die Tatsache, daß Hitler sein Land von der Furcht vor einer'Wiederholung dieser Periode der Ver- zweif ung, Armut und Erniedrigung errettet hat, hat ihm eine unumstrittene Autorität im neuen Deutschland ge geben. Was seine Volkstümlichkeit besonders unter der Jugend betrifft, so kann darüber nicht der geringste Zweifel bestehen. Die Alten vertrauen ihm, die Jungen vergöttern ihn. Es ist nicht die Bewunderung, die einem volkstümlichen Führer zuteil wird, cs ist die Verehrung eines National- hclden, der sein Land von äußerster Verzweiflung und Erniedrigung gerettet hat. Hitler ist der George Washington von Deutschland — der Mann, der für sein Land die Unabhängigkeit von allen seinen Unterdrückern gewonnen hat. Für die Leute, die nicht tatsächlich gesehen und gefühlt haben, wie Hitler über die Herzen und Geister Deutschlands herrscht, mag diese Beschreibung übertrieben erscheinen. Dennoch ist sie die nackte Wahrheit. Dieses große Volk wird besser ar beiten, mehr opfern und, wenn notwendig, mit größter Entschlossenheit kämpfen, weil Hitler es dazu auffordert. Diejenigen, die diese grundlegende Tatsache nicht ver stehen, können die gegenwärtige Möglichkeit des neuen Deutschlands nicht beurteilen. Andererseits können die Leute, die sich einbildcn, daß Deutschland zu seinem alten imperialistischen Tempera ment zurückgekehrt ist, keinerlei Verständnis für den Cha rakter der Veränderung haben. Die Idee, daß Deutsch land Europa mit einer Drohung einschüchtern könnte, das; seine unwiderstehliche Armee über die Grenzen marschie ren könnte, spielt keine Rolle in der neuen Welt- amckauuna. Was Hitler in Nürnberg sagte, ist wahr: Die Deut schen werden bis zum Tode jeden Widerstand gegen den leisten, der in ihr Land cinfällt. Aber sic haben nicht mehr den Wunsch, selbst in irgendein Land ein- zumarschiercn. Die Führer des neuen Deutschlands wissen zu gut, vatz Europa eine zu mächtige Angelegenheit ist, nm überrannt und von irgendeiner einzelnen Nation, wie gewaltig auch ihre Rüstungen sein mögen, niedergetreten zu werden. Sic haben diese Lehre im Kriege gelernt. Hitler hat während des ganzen Krieges als Soldat gekämpft und weiß daher aus eigener Erfahrung, was der Krieg bedeutet. Die Er richtung einer deutschen Vorherrschaft in Europa, die das Ziel und der Traum des alten Vorkriegsmilitarismus war, ist nicht einmal am Horizont des Nationalsozialis mus vorhanden. An der deutschen Wiederaufrüstung ko^« nicht gezweifelt werden. Nachdem alle Sieger des gro^e'- Krieges, mit Ausnahme Englands, die Abrüstungspflich ten ihres eigenen Landes mißachtet haben, hat der Füh rer grundsätzlich den übrigen Vertrag, der sein eigenes Land band, zerschmettert. Er ist damit dem Beispiel der für den Versailler Vertrag verantwortlichen Nationen gefolgt. Es ist jetzt ein zugeflandener Teil der Politik Hitlers eine Armee aufzubauen, stark genug, jedem Angreifer Widerstand zu leisten, ganz gleich, von welcher Seite er kommen mag. Ich glaube, daß er bereits dieses Matz der Unantastbarkeit erzielt hat. Kein Kand und keine Länder- gruppc könnten hoffen, das heutige Deutschland zu über wältigen. Drei Jahre stärkster Vorbereitungen haben di« Verteidigungsmatznahmen Deutschlands derart gestärkt, datz sie für einen Angriff undurchdringbar sind, es sei denn mit einem Opfer an Menschen, das noch schrecklicher wäre als das im Weltkrieg. Jedermann, der den Krieg kennt, weitz jedoch, datz ein grotzer Unterschied zwischen einer defensiven und einer offensiven Rüstung besteht. Jeder Versuch, die Posten Poincarös im Ruhrgebiet zu wiederholen, würde jetzt auf einen fanatischen Wider stand von Myriaden tapferer Leute stoßen, die den Tod für das Vaterland nicht als Opfer, sondern als Ehre betrach ten. Das ist das neue Temperament der deutschen Jugend. Ihr Glaube an die Bewegung und ihren Führer ist von einer beinahe religiösen Inbrunst. Das macht auf mich einen größeren Eindruck als irgend etwas, das ich wäh rend meines kurzen Besuchs im neuen Deutschland sah. Es war die Atmosphäre einer Wiedererweckung des Glaubens Sie hat eine außerordentliche Wirkung in der Verein heitlichung der Nation gehabt. Katholiken und Protestan ten, Preußen, Bayern, Arbeitgeber und Arbeiter sind zu einem einzigen Volk zusammengefügt worden. Religiöse, provinzielle und Klassenunterschiede zerspalten die Nation nicht mehr. Es herrscht eine Leiden schaft der Einmütigkeit, geboren aus bitterer Notwen digkeit. Ich habe überall eine heftige und kompromißlose Feindschaft gegen den Bolschewismus gefunden, ver bunden mit einer echten Bewunderung für das bri tische Volk und dem tiefen Wunsch nach einer besseren und freundschaftlicheren Verständigung mit England. Die Deutschen haben sich Endgültig entschieden, nicht mehr