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O 43, 22. Februar 1916. Redalttoneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. angehört. I» einer weiteren Resolution wird ein Handelsbündnis mit den verbündeten Mächten liegen die jetzigen Feinde vorgeschlagcn und angekiindigt, daß im Falle, daß die Negierung nicht darauf eiu- gehe, die Handelskammern selbst Vertreter der Verbündeten und der britischen Dominions einladen sollen, um über diesen Gegenstand zu beraten. Vierzehn Resolutionen fordern die Negierung ans, die Frage einer gegenseitigen Bevorzugung aller Teile des britischen Reiches und von ans Gegenseitigkeit beruhenden Handelsbeziehungen zwischen dem bri tischen Reich und den verbündeten Ländern, ferner einer vorzugsweisen Behandlung der neutralen Länder sowie einer Regelung der Zölle und Handelsbeziehungen im Verkehr mit feindlichen Ländern in Erwägung zu ziehen. Weiter fordern sie die Negierung auf, Schritte zu tun, um die Rückkehr zu den vor dem Kriege herrschenden Verhältnissen unmöglich zu machen. Die Handelskammer von Manchester, einer Stadt, die bisher als Hochburg des Freihandels galt, verwarf den Antrag der Direktoren, daß die Freihandelspolttik nach dem Kriege fortgesetzt werde, und daß alle Versuche, ein Schutzzollsystemeinzuführen, znrückgcwiesen werden sollten. Alle Redner betonten, daß es notwendig sei, Schritte zu tun, um den deutschen Handel nach dem Kriege ansznschließen oder einzn- schränken. Die Deutsche Shakespeare-Gesellschaft begeht am 23. April das 300jührige Gedächtnis von Shakespeares Todestag mit einem ernsten Rückblick ans die geistigen Güter, die er und seine deutschen Theater- nachfolgcr unserem Volke gebracht haben. Der Vorsitzende wird über die Entstehung eines deutschen Shakespeare durch deutsche Arbeit sprechen; es folgt ein Vortrag des Professors Brotanek von der deut schen Universität Prag über »Shakespeare und der Krieg«. Für den Abend bereitet das Weimarer Hoftheater eine besondere Auf führung des »Macbeth« vor. Am 24. April wird die Oper »Othello« gegeben, am 25. April »Maß für Maß« auf der von Oberregissenr Jürgens entworfenen Stilbühne. Alle literarischen Sehenswürdigkeiten Weimars werden den Mitgliedern der Gesellschaft osfenftehen. Der Shakespearetag fällt diesmal ans den Ostersonntag. Die Ausländer an den preußischen Hochschulen. — Zur Frage deü Studiums der Ausländer an den preußischen Hochschulen hat der Aus schuß der Studentenschaft der Berliner Universität an den Kultus minister eine Eingabe gerichtet, in der eine Anzahl von Leitsätzen und Forderungen aufgestellt werden, die sich zum großen Teil mit den be reits in Kraft befindlichen Bestimmungen decken. Neu oder bisher nur an vereinzelten Hochschulen verwirklicht dürfte die Forderung sein, daß fiir Ausländer — mit Ausnahme solcher deutscher Abkunft und Mutter sprache — eine besondere Semestergebühr von 100 Mark einzuführen ist. Ferner wird u. a. gefordert, daß bei allen Vorlesungen und Übungen mit Demonstrationen die ersten vier Bankreihen den Reichs deutschen Vorbehalten bleiben sollen. Zum Arbeiten in Instituten und Kliniken sollen Ausländer nur zu einem für die einzelnen Hochschulen nach Maßgabe der örtlichen Verhältnisse festzulegenden Satze vom Hun dert der Studierenden zugelassen werden. Gegen die Leitsätze in der vorliegenden Fassung stimmten von 22 anwesenden Mitgliedern des engeren Ausschusses zwei Vertreter und eine Vertreterin der Korpo rationen und mehrere Gruppen der Nichtkorporierten, die auch schon vor dem Kriege es ablehnten, irgendwelche Beschränkung des Aus- länderstndinms vorznnchmen. Die neue R u n d s ch a u. Nr. 1. Berlin, S. Fischer. — es 1916. I^3U83mi6, k'. Iknecki. — Major Prigge, Dardanellen-Kriegs- tagebnch. Weimar 1910, Gustav Kiepenhencr. - Wissen und Leben. Heft 9. Zürich, Orell Füßli. Eine landeskundliche Kommission beim Generalgouvernement Warschau ist auf Veranlassung des Generalgonvernenrs' v. Beseler, des derzeitigen ersten Vorsitzenden der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, gegründet worden. Die äußeren Geschäfte der Kommission, deren Arbeitsgebiet im wesentlichen das ehemalige »Kongreß-Polen« umfaßt, leitet der Major im Generalstab Hclfritz, während die wissen schaftliche Leitung in den Händen des Professors der Geographie an der Universität Greifswald 1>. Max Friederichsen liegt; ihm fällt auch die Sammlung und Redaktion der in Aussicht genommenen Arbeiten zu, die in einer Sammlung von »Beiträgen zur Landeskunde vom Polen« vereinigt werden sollen. Auch hat der Leiter der Feld-Wetter zentrale Ost in Warschau die Mitarbeit der ihm unterstellte» Kräfte auf klimatologischem Gebiete zugesagt. Auf Grund der Stndienergeb- nisse der Kommissionsmitglieder und der bisherigen Literatur soll ein »Geographisches Handbuch von Polen « versaßt werden. Tie Auf gabe der Kommission ist also rein wissenschaftlicher Natur und bezweckt die Belebung und Vertiefung des Interesses der wissenschaftlichen Welt nnd der Behörden an Land und Leuten der zurzeit von uns militärisch besetzten Gebiete Polens. Die großen Pariser Boulevard-Blätter haben infolge des Papier- mangels sich geeinigt, in einem Umfang von mir vier Seiten zu er scheinen. Beihilfen der Provinz Brandenburg für Kunst und Wissenschaft. — Trotz der zunehmenden Schwierigkeiten der Krtegszeit weist der Haushaltplan des Brandenburgischen Provinzialverbandes für 1916 im wesentlichen unveränderte, zum Teil sogar erhöhte Aufwendungen für gemeinnützige Zwecke, Kunst und Wissenschaft ans. Die Beihilfen für gemeinnützige und wissenschaftliche Veranstaltungen sind mit 11000 Mark unverändert in den Voranschlag eingestellt, die vom Provinziallandtag widerruflich beschlossenen Zuwendungen an gemein nützige Anstalten weisen sogar gegenüber dem laufenden Haushalt mit 81 825 Mark ein Mehr von 2000 Mark auf. Für Unterstlitzungs- und Hilfskassenfonds werden 467 370 Mark, das sind 30000 Mark mehr als im vorigen Jahre, flir Denkmalpflege nnd Heimatschntz unver ändert 33 900 Mark gefordert. Insgesamt betragen die für gemcin- nützige Zwecke, Kunst und Wissenschaft in den Voranschlag für 1916 eingestellten Summen 634 095 Mark. Als außerordentliche Ausgaben sind weitere 65 074 Mark zur Neubearbeitung des Inventars der Ban- nnd Knnstdenkmäler der Provinz Brandenburg nnd fiir die geologisch-agronomische Aufnahme der Provinz als letzte Rate 5400 Mark eingestellt. Ein akademischer Hilssbund Zür Thüringen. Unter dem Vorsitz des Prorektors Prof. Or. Thümmel in Jena fand eine Versammlung von Angehörigen akademischer Berufe ans Thüringen statt. Es wurde beschlossen: Unter der Führung der Universität Jena wird ein aka demischer Hilfsbund für Thüringen gebildet, der die Aufgabe hat, Akademikern, d. h. solchen Personen, die in Jena studieren oder stu diert haben oder vor dem Studium stehen, zu helfen, wenn sie in folge ihrer im Kriege erlittenen Beschädigungen der Beratung und Unterstützung für ihre Weiterbildung oder künftige Erwerbstätigkeit oder für einen notwendigen Wechsel des Berufes bedürfen. Der Hilfsbund schließt sich als Ortsausschuß dem Allgemeinen Akademischen Hilfsbund in Berlin an. Die Mitgliedschaft wird durch Zahlung eines Jahresbeitrages von 5 Mark oder einmalige Zahlung von min destens 100 Mark erworben. Personenvereinignngen zahlen mindestens 50 Mark jährlich oder 1000 Mark einmalig. -Der Vorsitzende konnte die Mitteilung machen, daß die Firmen Carl Zeiß und Schott L Ge nossen in Jena ihren Beitritt unter Zahlung von zusammen 5000 Mark erklärt haben. Die Universität Jena stellt ein Amtszimmer zur Ver fügung; das Univcrsitätsrcntamt übernimmt die Zahlstelle. Den Vor sitz im Vorstand führt der jeweilige Prorektor der Universität Jena (bis 1. April Professor l)r. Thümmel, für das nächste Jahr Pro fessor l)r. Michels). Büchereinsuhr Australiens und Neu-Zeelands. — In der letzten Januar-Nummer veröffentlicht?ub1i8k6rs' Oiranlar eine Aufstellung der Büchereinsuhr von Australien und Nen-Zeeland, die einige be merkenswerte Hinweise bietet. Zunächst muß bemerkt werden, daß die australische Gesamteinfuhr an geistiger Nahrung in den letzten vier Jahren stetig zurückgegangen ist. Worin dies seinen Grund hat, ist schwer zu sagen, jedenfalls nicht darin, daß Australien selbst mehr erzeugt, denn die wenigen einheimischen Schriftsteller ziehen vor, ihre Werke in London erscheinen zu lassen. In dem Zeitabschnitt von Juli 1914 bis Juni 1915 ist aber doch der Rückgang fünfmal größer, als in den vorhergehenden drei Jahren zusammen, die nachteilige Wirkung des Krieges hat sich also auch dort fühlbar gemacht. Beschämend für England ist, daß seine Ausfuhr nach dieser Kolonie um rund 1373 500 .// — ungefähr 11°/» — zurückging, während die Amerikas, die von 1912 nach 1913 schon um 190 650 .// gestiegen war, um weitere 51 250 .// zunahm. Befremdend wirkt Frankreichs geringe Ausfuhr nach diese,» Erdteil, nnd noch mehr verwundert ihr verhältnis mäßig großer Rückgang; von 22 837 .// im Jahre 1911 fiel sie auf ^ 7441 .// in den zuletzt angeführten 12 Monaten Juli 1914 bis Juni > 1915. Sic steht fast auf gleicher Stufe mit der Italiens, die von 195