Volltext Seite (XML)
Donnerstag, den 2. Juli 1936 Pulsnitzer Anzeiger Nr. 152 — Sette 2 Vestmögliche Verwertung Die andere Seite der Erzcugungsschlacht. Es wäre eine schlechte Wirtschaftspolitik, die alle Kräfte zu dem einen Ziele der Erzeugungssteigerung zu- sammensassen und sich dann nicht darum kümmern würde, ob die aus diese Weise zusätzlich gewonnenen Güter auch wirklich zweckmäßig und vollwertig ihrem eigentlichen Verwendungszweck zugeführt werden. Aus dieser Er wägung beschränkt sich die nationalsozialistische Wirt schaftspolitik nicht etwa darauf, nur durch die landwirt schaftliche Erzeugungsschlacht eine möglichst große Er weiterung unserer einheimischen Nahrungs- und Rohstofs- grnndlagcn zu ereichen, sondern wendet sich jetzt — nach dem die wirtschaftliche Vcrwertungsmöglichkeü dnrch die Marktordnung sichergestellt ist — in verstärktem Umfange der Beobachtung der tatsächlichen Verwertung zu. Es ist nur zu bekannt, daß keineswegs alle landwirt schaftlichen Erzeugnisse ihr eigentliches Ziel, nämlich die bestmögliche Verwertung erreichen. Schon durch un zweckmäßige Ernteeinbringung, mehr noch dnrch Unachtsamkeiten bei der Bearbeitung und bei der Lagerung, gehen erhebliche Werte verloren. Das gleiche ist auf dem V erteilungswege der Fall; hier richten insbesondere Unachtsamkeiten beim Versand erhebliche Schäden an. Bei der Verteilung durch die Einzel- handelsgeschäste und schließlich bei der Verwen dung imHaushalt selbst gehen weitere Werte verloren. Da die Verluste im Einzelsall verhältnismäßig gering fügig sind, werden sie oft nicht genügend beachtet. Man ist aber erstaunt zu erfahren, wie umfangreich diese zahl losen kleinen Einzelverluste in ihrer Gesamtwirkung für die Volkswirtschaft sind. Schon in den landwirtschaftlichen Erzeugerbetrieben beziffert man beim Getreide die durch Pflanzenkrank heiten und durch Schädlinge verursachten Schäden auf 10 v. H. des Gesamtertrages. Bei Kartoffeln rechnet man mit 25 v. H. Ausfall durch Krankheiten und 5 v. H. durch Schädlinge, während bei Obst die durch Krankheiten verursachten Ausfälle auf 10 v. H. und die durch Schäd linge verursachten auf 20 v. H. beziffert werden. Selbst verständlich erfordern die einzelnen Erzeugnisse, wie Ge treide, Oelfrüchte, Hackfrüchte, Obst und Gemüse jeweils ganz verschiedene Methoden, um den jetzt noch vorhande nen Verderb zu vermindern. Stets muß man sich dabei aber vor Augen halten, daß gerade diese Vielseitigkeit der Erfordernisse zum stärksten Einsatz aller Kräfte und Möglichkeiten verpflichtet. Deshalb darf keine Gelegen heit vorübergelassen werden, um in diesem Sinne zu wir ken. Die große Aufklärungswoche „Kampf dem Ber ber b", die vom 5. bis 12. Juli im ganzen Reich veran staltet wird, dient in erster Linie diesem Ziel. Sie kann auf stärkste Anteilnahme in allen Volkskreisen rechnen. Die Aufklärung über die Notwendigkeit einer sorg fältigere Verwertung aller Lebensmittel und sonstigen Ver brauchsgüter stellt besonders wichtige Ausgaben auf al len Gebieten der Verteilung und Verarbeitung, sowie des Haushalts. Allein derVerlustanLebensmittelu wird auf etwa 1,5 MilliardenRM im Jahr geschätzt, Während sich die Einfuhr an Lebens- und Genußmitteln im Jahre 1935 auf rund 1,3 Milliarden RM belief. Man sieht hier, welche Werte auch für unsere Devisenwirtschaft aus dem Spiel stehen. Den Verarbeiter und Verteiler betrieben erwachsen hieraus ganz besondere Ausgaben. Man rechnet in ganz Deutschland mit rund 200 000 selb ständigen Müllern, Fleischern, Bückern und Konditoren sowie mit rund 450 000 selbständigen Einzelhändlern im Nahrungs- und Genußmittelgewerbe. Schon ans diesen Zahlen kann man ermessen, daß jede auch nur geringe Verminderung der bisher im Einzelbetrieb eingetretenen Verluste für die Gesamtwirtschast recht erhebliche Summen ergibt. Das gilt noch mehr für die große Zahl der Haus haltungen. Hier gilt es in erster Linie, den Kampf aus zunehmen gegen Schmutz und Staub, gegen Fliegen und andere Insekten, gegen Wärme, Feuchtigkeit und schlechte Luft. Durch zweckmäßige Aufbewahrung der Nahrungsmittel in Keller, Speisekammer und Schränken oder an sonst geeigneten Stellen, kann hier auch von denjenigen Hausfrauen sehr viel getan werden, die über Mittel zur Anschaffung eines Kühlschrankes nicht verfügen. Die Aufgaben der Hausfrau auf diesem Ge biete könnten wesentlich erleichtert werden, wenn Architek ten und Baumeister bei allen Wohnungsbauten künftig darauf achten würden, daß Vorratskammern und ein gebaute Speiseschränke nicht gerade, wie es heute noch oft der Fall ist, nach der Richtung der stärksten Sonnenbestrah lung gebaut werden. Selbstverständlich kann in den Haus haltungen, die zur Anschaffung eines Kühlschrankes in der Lage sind, der Kampf gegen den Verderb von vornherein sehr viel nachhaltiger geführt nud die tägliche Vorrats wirtschaft im Haushalt dadurch wesentlich vereinfacht werden. Im übrigen bietet die häusliche Vorratswirtschaft — auch ohne Kühlschrank — gerade im Kampf gegen den Ver derb erhebliche Erfolgsmöglichkeiten. Im Sommer kommt die Ernte an Beerenfrüchten, Steinobst und Gemüse oft in Mengen an den Markt, die den täglichen Bedarf er heblich übersteigen. Dann ist es Zeit, auch im Haushalt an das Ein kochen zu denken. Trotz unserer hochent wickelten Konservenindustrie mit ihren ausgezeichneten und preiswerten Erzeugnissen wird die häusliche Vorrats wirtschaft schon aus ernährungspolitischen Gründen immer erhebliche Bedeutung erhalten. Allerdings ist hier eine zweckmäßige Lenkung erforderlich. Der Einkauf muß dann erfolgen, wenn das Hauptangebot auf den Markt kommt. Erfolgt diese richtige Lenkung und ebenso eine sorgfältige Verarbeitung der Früchte im Haushalt, dann stellt diese Art von häuslicher Vorratswirtschaft einen für die ruhige Marktentwicklung und einen erfolg reichen „Kampf dem Verderb" gleich wichtigen Faktor dar. Rn. * Kauft Arbeitsbeschaffungslose! Seit etwa vierzehn Tagen ist der Verkauf der Losbriefe der 7. Reichslotterie für Arbeitsbeschaffung im ganzen Reich im Gange. Ueber- all sind die Losbriefe zu fünfzig Pfennig mit sofortigem Gewinnentscheid entweder durch die braunen Losverkäufer zu haben, die diese auf den Straßen, in den Gaststätten und bei Veranstaltungen anbieten, oder bei den stündigen Lertriebsstellen in Geschäften, die durch Plakate kenntlich sind. Kein Wunder, daß die Lose wieder überall stark be gehrt sind; denn jedes Los ist ein Baustein zur Fort setzung des großen Werkes der Arbeitsbeschaffung. M MUW Ser WWMlk MIWIW Vier Mann getötet, sechs schwer verletzt Magdeburg, 2. Juli. Der im ganzen Reich durch seine Konzerte beliebte Musikzug der SS.-Lcibstandarte wurde von einem schweren Unfall betroffen. Der Musikzug befand sich in zwei Autobuffen auf der Heimkehr von einer Konzertreise im Westen des Reiches. Zwischen Burg und Genthin durchfuhren die Wagen in langsamem Tempo eine stark ansteigende Strecke. Aus der entgegengesetzten Richtung kam von Genthin her ein Last wagen mit Anhänger, der aus der durch einen niedcr- gegangenen Wolkenbruch schlüpsrig gewordenen Asphalt decke ins Schleuderng eriet. Der Fahrer konnte den schwe ren Zug nicht mehr zum Halten bringen und fuhr gegen einen Baum. Hierbei rutschte der Anhänger so unglücklich über die Straße, daß er mit voller Wucht die Seitenwand des zweiten Autobusses der SS.-Lcibstandarte in ihrer ganzen Länge aufritz. Zwei Männer des Musikzuges waren sofort tot, zwei Mann verstärken kurz nach ihrer Einlieferung im Burger Krcislranlcnhaus. Ausserdem befinden sich im Krankenhaus zur Zeit noch sechs Schwerverletzte und eine Anzahl von Leichtverletzten Der erste Autobus, der die Höhe bereits überwunden hatte, bemerkte von dem Unfall nichts, und erst in Berlin erfuhren die Männer von dem Unglück, das ihre Kame raden betroffen hat. Als die Meldung von dem Unfall in Lichterfelde bekannt wurde, eilte Obergruppenführer Sepp Dietrich sofort zur Unsallstelle und zu den verletzten Kameraden. Mit der Leibstandarte trauert die gesamte Bewegung um die Toten, die auf so tragische Weise ums Leben kamen. Ueberall im deutschen Volk wird das furchtbare Unglück tiefste Anteilnahme auslösen. Urkunde der Freikorpskämpfer Ausfertigung durch den Reichskriegerbund. Der Reichs- und preußische Minister des Innern hat den Bundesführer des Deutschen Reichskriegerbundes be auftragt, den ehemaligen Angehörigen der Freikorps eine Urkunde über ihre Beteiligung an den Freikorpskämpfen auszustclleu. Der Neichskricgerbund hat die den aufge lösten Verbänden der Baltikum- und Freikorpskämpfer eingereichten Anträge übernommen und wird alle ihm »vergebenen Papiere nach ihrer Sichtung den Einsendern wieder zugehen lassen. Die von der Abwicklungsstelle der Baltikum- und Freikorpskämpfer ausgestellte Urkunde „Einsatz für Deutschland" ist ungültig. Die von dem Reichskriegerbund im Auftrag und in Vollmacht des Reichs- und preußischen Ministers des Innern ausge stellte Urkunde, die nicht die Bezeichnung „Einsatz für Deutschland" trägt, ist im Gegensatz zu der bisher aus gestellten eine amtliche Urkunde. Weimar im FestsiHmuck Dor der Zrhnjahresfeieo des erstell Reichspart«tagrs Weimar, 2. Juli. Dre um diese Jahreszeit sonst nur vom Fremdenverkehr belebte thüringische Gauhauptstadt Weimar hat in wenigen Tage« ihr Aussehen völlig ver ändert. Ein geschäftiges Kommen und Sehen, ein bis zur äußersten Grenze vermehrter Kiaftwagenverkehr erfüllt die im Schmuck der Jahnen und grünen Gewinde prangend« Stadt. Nur wenige Stunden noch, dann wird jegüchrr Jahr- Verkehr ruhrM, werden die entziehenden Kolonnen der For mationen das Strahrnbild beherrschen. Die Stäbe und Dor- kommandos sind bereits Ängetroffen. Die frohe Erwartung der Bevölkerung wird bald erfüllt werden. Ein einzigartiges Erlebnis wird dir HuNderttausendr drei Tage lang in Atem Hütten. Belohnt werden soll die treue Gefolgschaft des Jüh- rers, die alte Garde, die Teilnehmer an dem ersten Reichs parteitag im Juli 1926. Belohnt werden soll aber auch die Einwohnerschaft Weimars für ihre Haltung damals vor zehn Jahren und seither bis auf diesen Tag. Wer Weimar so sieht, wie es sich in diesen Tagen dar bietet, mit den prächtig geschmückten Häuserfronten, die den Hintergrund für die Aufmärsche abgeben werden, ist entzückt von der Lebensfreude, die von dieser Stadt ausgeht. Dabei wirkt das alles so selbstverständlich, und gerade in der weisen Beschränkung der Mittel und durch einen auserlesenen Ge schmack so erhebend. Einen Glanzpunkt bildet der Marktplatz mit dem Rathaus, wo bei der Erinnerungsfeier Gauleiter Streicher sprechen wird, wie er es 1926 in der damaligen großen Kundgebung tat. Der Weg über den Fürsten-Platz, vorbei an den mit roten Fensterteppichen und frischem Tannen grün geschmückten Fürstenhaus hin zum Schloß, bietet wunder volle Bilder. Wohin das Auge blickt, überall der gleiche Eindruck, der in der Erkenntnis gipfelt, Weimar ist gerüstet und bereit, der Zehnjahresfeier des ersten Reichsparteitages einen würdigen Rahmen zu geben. Schmugglerparadies Petrusheim Franziskanerbrüder als Schmuggler und Devisenverbrecher Clcvc, 2. Juli. Während noch in Koblenz der Prozeß wegen der sittlichen Verfehlungen von Franziskanerbrü dern der Waldbreitbacher Genossenschaft läuft, begann vor der Clever Großen Strafkammer die Verhandlung gegen fünf Brüder derselben Genossenschaft und 14 weitere An geklagte wegen schwerer Schmuggel- und Devisenvergehen. Das von der Anklagebehörde gegen die Beschuldigten ge sammelte Material ist so umsangreich, daß mit einer zwei- bis dreiwöchigen Prozeßdauer zu rechnen ist. Nach den bisherigen Feststellungen wurden 2 316 000 Kilogramm Getreide von Holland nach Deutschland ein geschmuggelt und dafür 231 300 Reichsmark unter Nicht beachtung der Devisenvorschriften nach Holland gebracht. Die zur Verhandlung stehenden Vorgänge haben sich bei der Genossenschaftsniederlassung Petrusheim inBaal bei Weeze (Kreis Geldern), hart an der holländischen Grenze, abgespielt. Die Arbeitskolonie Petrusheim um faßt 1600 Morgen, von denen 1000 Morgen unter dem Pflug sind. Es nimmt vorwiegend asoziale Elemente, Landstreicher usw., aus, um sie zur Arbeit anzuhalten und durch landwirtschaftliche Tätigkeit wieder auf den rich tigen Weg zu bringen. Das Petrusheim war zur Zeit der zur Anklage stehenden Vorgänge ein sogenanntes Grenz- durchschnittsgut. Der holländische Besitz von 56 Morgen war l929, offenbar um leichter schmuggeln zu können, durch den früheren Vorsteher des Heims, den 44 Jghre alten Adolf Keller, genannt Bruder Sigisbert, hinzu erworben worden. Die Erträgnisse der auf holländischem Boden gelegenen Aecker durften nach Deutschland ein- gesührt werden. Aus diesem Umstand erwuchs die Ver leitung zur Einfuhr weit größerer Ernteerträge, als sie der eigene Acker jemals hervorbringen konnte. Daneben wurden noch Benzin, Tabak, Zigaretten und Lebensmittel eingeschwärzt. Außer den angeklagten Brüdern haben sich noch einige Fuhrleute und Getreidehändler wegen Betei ligung an den unsauberen Geschäften zu verantworten. Der erste Verhandlungstag entrollte ein unglaub liches Bild von den Zuständen im Petrusheim und den Machenschaften des Bruders Sigisbert, der nach dem bis herigen Ucberblick als der Hauptschuldige an allen Ver gehen anzusehen ist, der aber seit etwa einem Jahre flüchtig ist. Der Angeklagte Joseph Neiß, genannt Bruder Va lentin, führte das Gut als Vorsteher bis zum Jahre 1929, wo es Bruder Sigisbert übernahm. Mit Bruder Sigis berts Eintritt verwandelte sich das ehrbare Unternehmen der Niederlassung bald in ein wahres Schmuggler paradies. Allein von 1930 bis November 1933 sind nachweislich 46 000 Zentner Getreide über die Grüne Grenze im Bandenschmuggel eingebracht worden. Der Angeklagte Johann Hoffmann, genannt Bruder Kalixtus, bezeichnetete es als ein offenes Geheimnis, daß im Petrusheim geschmuggelt wurde. Er selbst will aller dings als Küchenmeister nur mit 15 000 Zigaretten, 5 Kilo gramm Tabak nnd 30 Kilogramm Tee beteiligt gewesen sein. Der Angeklagte Albert Brenner, genannt Bruder Julius, beobachtete, daß ab 1932 immer mehr Getreide herbeigeschafft wurde; er war bei der Wegbeförderung be hilflich. Der Angeklagte Horstmann, der die geschäftlichen Arbeiten erledigte, gab zu, daß Verladescheine unter Fäl schung von Zeit und Namensangabe verwendet wor den sind. Gefängnis für Bruder Arno Schwere sittliche Verfehlungen an Geistesschwachen. Koblenz, 2. Juli. In der sechsten Verhandlungswoche im Prozeß gegen die Franziskauerbrüder wurde am Mitt woch gegen den 26jährigen W. M.. genannt Bruder Ge nesis, aus dem Kreise Ottweiler und den 26jährigen Wal ter Spilzberg aus Westfalen, genannt Bruder Arno, ver handelt. Im ersten Fall verkündete das Gericht die Ein-- stellung des Verfahrens aus Grund des Strassreihetts- gesetzes vom 7. August >934, da bis aus einen einzigen Fall alle übrigen ihm zur Last gelegten Fälle verjähr, seien. Da die Strafe für den restlichen einen Fall nicht mehr als sechs Monate betragen hätte, wurde das Ver fahren auf Grund der Amnestie eingestellt. Wesentlich anders lag der Fall des 26jährigen Wal ter Spilzberg, genannt Bruder Arno, der im Februar >936 im St.-Antonius-Stist zu Linz wegen schwerer sitt licher Verfehlungen verhaftet wurde. Dem Angeklagten Wird zur Last gelegt, mit mehreren Brüdern widernatür liche Unzucht getrieben und sich als Erzieher au minder jährigen geistesschwachen Zöglingen vergangen zu haben Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen fongesetz ten Verbrechens gegen Z 174 Ziffer 1 und K 175 StGB, zu vier Jahren Gefängnis. Prozeß Simson Die Machenschaften des jüdischen Wassensabrikantcn. Meiningen, 2. Juli. Im Schwurgerichtssaal del Meininger Landgerichts wurde der Prozeß gegen den frü Heren Inhaber der ehemaligen Simson-Werke, Suhl, de, Juden Artur Simson und gegen vier seiner Angestellte, eröffnet. In dem Prozeß, dessen Dauer man auf etw« zwei Monate berechnet, sind außer Simson angeklaF Fabrikdirektor Walter Baetz, der Oberingenieur Ma; Guthke, der Betriebsleiter Richard Klett und der Werb meister Ernst Münch. Der Eröffnungsbeschlutz wirft den Angeklagten Bael und Guthke Betrug zum Nachteil des Deutschen Reichel vor, der darin erblickt wird, datz Baetz und Guthke ein, große Anzahl von für die Fabrik angefertigten Werk stücken dem Reich in Rechnung gestellt und dabei vorgv täuscht haben, die Lieferung solle für das Reichswehr Ministerium erfolgen. Baetz und Guthke sollen weite, angeordnet haben, datz für Heereslieferungen Material verwendet wurde, das von der Abnahmekommission zu rückgcwicsc» war und das durch Schweissen und ander, unzulässige Mittel wieder zurechtgemacht und dem Reick als vollwertig in Rechnung gestellt wurde. Simson selbf wird der Anstiftung und der Mittäterschaft, Münch de, Beihilfe an diesen Betrügereien beschuldigt. Baetz ist wei ter des Betruges zum Schaden seiner Firma «„geklagt der er private Ausgaben in erheblicher Höhe in Rechnung gestellt haben soll. Der Jude Artur Simson ist im Februar dieses Jahres ins Ausland geflohen und trotz ord nungsgemäßer Ladung zur Verhandlung nicht erschienen. Ebenfalls nicht erschienen ist der Angeklagte Münch, de, einen schweren Anfall von Verfolgungswahn erlitten Hai und in die Landesheilanstalt eingeliefert werden mußte; gegen ihn wurde die Verhandlung abgetrennt. * Den früheren Simson-Werken, einem der wichtigsten lind größten Unternehmen dieser Art, wurde bekanntlich durch die Entente als einzigem Werk das Monopol für Waffenlieferungen für die Reichswehr verliehen. In de, Systemzeit war es der zur internationalen jüdischen