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weitere Hinweise auf Kannibalismus für die Bandkeramik 209 ), die Baalberger Kultur 210 ) und die Bodrogkeresztür-Kultur 211 ). Verschiedene Befunde lassen auch für die Kugelamphorenkultur auf die Ausübung des Kannibalismus schließen 212 ). (). Kunkel 213 ) führt eine ganze Anzahl von Opferhöhlen an, in denen die Knochen von Menschen zusammen mit Tierresten und Scherben angetroffen wurden. Wo es keine natürlichen Höhlen gab, dienten häufig auch einfache Gruben dem gleichen Zweck, wofür bei 0. Kunkel ebenfalls viele Beispiele angeführt werden. Aus der Tripoljekultur (Tripolje-A-Stufe) läßt sich eine Siedlungsgrube von Luka-Ustinskaja, Geb. Kamenec-Podol’sk, auf die gleiche Weise interpretieren. Diese ovale Grube wurde unter einer Ploscadka ange troffen. Der Boden war von zahlreichen Unio-Muscheln bedeckt, die eine bis zu 0,52 m starke Schicht bildeten. Man fand ferner Scherben, Tierknochen und den Schädel eines 12 bis 14 Jahre alten Mädchens, das zu einem Mittel meertyp gehört 214 ). Die Faunenreste aus der Grube und dem darüber ge legenen Haus gehörten Rind, Reh, Schaf und Ziege an. Ein Teil der häufig aus Tripoljesiedlungen genannten Menschenknochen wird auf die gleiche Weise zu erklären sein. Dazu könnten auch die zerstückelten Skelette von Trajan gehören, die in Gruben zusammen mit Scherben, Mollusken und Tierknochen angetroffen wurden. Eine Grube enthielt das gestreckte Skelett eines Jüng lings, eine andere ein zerstückeltes Kinderskelett, von dem etliche Knochen fehlten 215 ). Eine analoge Grube wurde in dem Gräberfeld Columbia B von Cernavoda (Hamangiakultur) entdeckt, in der der Anteil der Frauen nur 38,2 % betrug. Die Grube enthielt Menschenknochen, die mit Tierresten und zerschlagenen Gefäßen durchmischt waren 216 ). Die Zahl solcher Befunde ließe sich bei einigem Suchen sicher leicht erheblich vermehren. In vielen Nachrichten über kultischen Kannibalismus im völkerkundlichen Bereich wird betont, daß die Opfer vorzugsweise Frauen und Kinder waren. 209) W. Coblenz, Band keramischer Kannibalismus in Zauschwitz, in: Ausgrabungen und Funde 7, 1962, S. 67—69. Hier enthielt eine Grube außer einem Mahlstein und Scherben aufgeschlagene Knochen von mindestens 5 Individuen, u. a. von Kindern, z. T. mit Brandspuren an den Schädel knochen, vermischt mit Rinderknochen. 21 °) U. Fischer, a. a. O., S. 53. 211) I. Bognar-Kutziän, a. a. 0., S. 366, 369. 212) .1. Kowalczyk, Das Problem der Kollektivgräber im Neolithikum Polens (poln.), in: Wiado- moci Archeologiczne H. 4, 1962, S. 9; weiterer Literaturnachweis bei A. Häusler, Die Gräber der Kugelamphorenkultur • . • 213) 0. Kunkel, a. a. 0., S. 117 0. 214) T.D.Belanovskaja, Die Früh-Tripoljesiedlung Luka-Ustinskaja (russ.), in: Issledovanija po archeologii SSSR, Leningrad 1961, S. 56—68. 215) J. Neustupny, Neue Beiträge zum Neolithikum Rumäniens, in: Slovenska archeologia VI, 1958, S. 257 IE mit weiterer Lit. 216) Wie Anm. 35.