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gen. Zunächst steht fest, daß die Sterblichkeit der Männer größer ist als diejenige der Frauen. „Männer und Frauen sind von Urbeginn an bis in den letzten weiblichen Energieträger hinein verschieden . . . und der Mann bleibt auch durch das ganze Leben — worüber seine größere Muskelkraft leicht hinwegtäuscht — das biologisch schwächere Geschlecht mit größerer Embryo nal- und Kindersterblichkeit, häufigerer Krankheitsanfälligkeit und früherem Tod“ 166 ). Nach Pfaundler besteht im Augenblick der Befruchtung ein Ver hältnis von 142 Knaben auf 100 Mädchen 167 ). Unter den Totgeburten werden 126 Knaben auf 100 Mädchen festgestellt, während bei den Fehlgeburten die Zahl der Knabengeburten um so mehr ansteigt, je jünger die Früchte sind 168 ). In Deutschland entfallen im allgemeinen 106 Knabengeburten auf 100 Mäd chen, abgesehen von unehelichen Kindern, Kriegs- und Nachkriegszeiten; dann ist die Zahl der Knaben etwas höher. Als Grund wird eine Veränderung der intrauterinen Absterbeordnung im Sinne einer vermehrten Sterblichkeit weiblicher Früchte, besonders von .Jungkeimen, angenommen, bedingt durch die Minder- oder Mangelernährung der Mutter. Daneben gibt es noch die Erklärung durch die allgemein bekannte größere Knabenhäufigkeit bei Erst geburten 169 ). Aber auch hier wirken die gleichen Faktoren mit, da die Ge schlechtsverhältnisse der Geborenen von der mehr oder weniger günstigen vorgeburtlichen Umweltlage abhängt, also auch davon, ob eine werdende Mutter sich genügend schonen kann. Daher mehr Knabengeburten bei ehe lichen Müttern, bei Frauen aus sozial höheren Klassen und bei Erstgeborenen, da sich die Frauen besser schonen können als solche, die schon Kinder ha ben 170 ). In Kriegs- und Notzeiten wird die größere konstitutionelle Anfällig keit oder auch „diffuse Resistenzschwäche des männlichen Keims“ von anderen Faktoren überdeckt, die zu einer höheren Gebürtigkeit der Knaben führt. Wenn eine erhöhte Knabenzahl für uneheliche, also oft unerwünschte Kinder gilt und für Notzeiten, könnte man daraus vielleicht für die unter besonders ungünstigen Daseinsbedingungen lebenden vorgeschichtlichen Kulturen mit einem geringen Knabenüberschuß rechnen. Aber nicht für alle heutigen Bevölkerungsgruppen trifft das Geburtsverhältnis 106 : 100 zu 171 ). 166) E. Frh. v. Eickstedt, a. a. O., S. 2353. 167) Zitiert nach M. Martin, a. a. 0., S. 2427. 168) M. Martin, a. a. 0., S. 2427. 160) R. Martin, a. a. 0., S. 2428. 170) I. Schwidetzky, a. a. 0., S. 321 ff. mit ausführlichem Literaturnachweis. J. Filser, Warum steigt die Sexualproportion in Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegsjahren ?, in: Allgemeines Statistisches Archiv 40, 1956, S. 251 ff. R. v. Ungern-Sternberg, Warum steigt die Sexual proportion in Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegsjahren? ebd. S. 241 ff.; vgl. ferner W. Maier, Zur Frage der Sexualproportion der Geborenen, in: Archiv für Gynäkologie 197, München 1962, S. 398—401; ders., Aufschlußreiche statistische Ergebnisse über Totgeburten, in: ebd. 197, Mün chen 1962, S. 308—313. Für Literaturhinweise möchte ich Frau Professor I. Schwidetzky, Mainz, herzlich danken. 171) J. Frh. v. Eickstedt, a. a. O., Tab. 53 auf S. 812.