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schwierigen Reise ins Schattenland zu begleiten 106 ). Ob eine gemeinsame Be stattung erfolgte, wird in der Quelle jedoch nicht angegeben. Nach R. Moss kaufte in Efati ein Häuptling ein Kind, damit es ihm später in den Tod folgen könne 107 ), und auf der Rossel-Insel erfolgte beim Tode eines Häuptlings die Tötung von Jungen und Mädchen anstatt der Witwe 108 ). In Melanesien wurde in Maevo eine Frau getötet, um mit dem Ehemann oder einem geliebten Kind begraben zu werden 109 ). Schon aus diesen wenigen Beispielen erkennen wir den breiten Deutungsspielraum von Doppelbestattungen von Erwachsenen mit Kindern. Wie schon seit dem Paläolithikum üblich, kann also für eine ganze Anzahl neolithischer Kulturen eine besondere Wertschätzung einiger verstorbener Kinder, oft sogar eine bevorzugte Bestattung nachgewiesen werden. Aus den angeführten Gründen sollte man erwägen, manche Funde anders als bisher zu deuten. Gräber mit auffallenden Kinderbestattungen müßten in Zukunft be sonders darauf überprüft werden, ob nicht gerade das Kind die zentrale Stel lung einnimmt 110 ). Die besonders hohe Einschätzung, deren sich in allen auf geführten Kulturen jeweils ein kleiner Teil der Kinder erfreut, trägt auch zum Verständnis der Tatsache bei, warum auch in Gräberfeldern und Kulturen, in denen offensichtlich die Mehrzahl der verstorbenen Kinder nicht mit beige setzt wird, für einen gewissen Prozentsatz doch Ausnahmen gemacht wer den. Verhältnis von Männern und Frauen in den Gräbern Zu ganz unerwarteten Ergebnissen führt ein Vergleich des zahlenmäßigen Ver hältnisses von Männern und Frauen in Gräbern der Steinzeit. Von den bis 1929 bekannten Skeletten des Paläolithikums 111 ) waren 77,4 % männlich und nur 22,6 % weiblich (vgl. Tabelle S. 43), wozu noch vier dem Geschlecht nach un bestimmte Skelette von Erwachsenen und Jugendlichen kamen. Das Kollek- 106) B. Mörner, a. a. 0., S. 83. 107 ) R. Moss, The Life after Death in Oceania and the Malay archipelago. Oxford 1925, S. 197. 108) R. Moss, a. a. 0., S. 203. 109) E. Bendann, a. a. 0., S. 199. 110) In Biendorf, Kr. Köthen (Walternienburg-Bernburger Kultur) fand inan die Reste eines Rindes, einer gestreckt liegenden Frau (?) und eines als linker Hocker beigesetzten Kindes (U. Fischer, a. a. 0., S. 270; W. Götze, Jungsteinzeitliche Doppelbestattung von Mutter und Kind mit 2 Rindern in Biendorf, Kr. Köthen, in: Jahresschrift fiir die Vorgeschichte der sächsisch-thüringi schen Länder 25, 1936, S. 91-100). —Vielleicht wurden hier Rind und Frau dein Kinde geopfert.— Weniger klar ist in dieser Beziehung der Befund der Siedlungsgrube 27 von Weißenfels-Eselsweg (Trichterbecherkultur) mit Haustieren, 2 Erwachsenen und 2 Kindern, vgl. H. Behrens, Die neolithisch-frühmetallzeitlichen Tierskelettfunde der Alten Welt. Berlin 1964, S. 104. ul ) J. v. Trauwitz- Hellwig, a. a. 0.; J. 0. Wurstmacher, ZurTotenbehandlung im Paläolithikum, ungedr. Dissertation. Mainz 1955.