3. Standbodentöpfe mit Kompositrändern reduzierend gebrannt Beim Schichtenabbau in weiteren Suchgräben vor dem Schützenwehr der Thomas-Mühle wurde ein verscherbtes Gefäß bemerkt, das gut zusammen gesetzt werden konnte, obwohl der Boden fehlte. Der Topf Abbildung 33,i ist von stattlicher Größe und nachweislich henkellos gewesen. Er hat ein kräftig modelliertes Randprofil — mehrere reifenförmige Absätze bilden gleichsam schlagfeste Ringe, die seine Haltbarkeit erhöhen. Zugleich wird dem weit räumigen und doch straff gearbeiteten Gefäßkörper durch diese starken Schattenzonen ein wirkungsvoller plastischer Abschluß gegeben. Ein solcher Mündungsrand wurde aus einem großen Kragen entwickelt, in den außen zwei breite Hohlkehlen mit schnittiger Trennungslinie eingetieft sind. Der untere Rand ist schräg unterschnitten, wodurch sich die untere Kragenhälfte der Halskurve anschmiegt. Der obere Rand ist sehr unterwölbt und zu einer kanti gen Hängelippe umgestaltet, was das Ausschütten erleichtert, zumal eine innere Kehlung fehlt. Es erscheint empfehlenswert, dem beschriebenen Profil typ eine allgemeine Bezeichnung zu geben, und zwar in Analogie zum „Kom- positkapitell" den Namen Kompositrand zu wählen. Vergleicht man solche Profile mit gotischen Gewölberippen, so wird die Herkunft dieser markanten plastischen Profilierung aus gotischen Raumvorstellungen wahrscheinlich. Auf der ungefurchten Schulter des großen Topfes läuft ein reiches Rollstempel muster. Die anschließende Furchung geht über die Bauchung nicht hinaus. Das Gefäß gehört zu den Spitzenleistungen mittelalterlicher Töpferei. Einen ähnlichen Kompositrand besaß das große Vorratsgefäß Abbildung 39,2 aus der gleichen Fundstelle, von dem nur der verscherbte Mündungsrand mit einem Henkel erhalten blieb. Ein gegenständiger Henkel dürfte, dem Topf Abbildung 33,2 nach zu folgern, vorhanden gewesen sein. Der Henkel setzt randständig an und ist zweimal kräftig gefurcht. Der Topf besaß auf der glatten Schulter ein breites vielteiliges Rollstempelmuster. Der Farbton war dunkel- blaugrau. Diesem Kompositprofil ist der verscherbte Mündungsrand Abbil dung 39,3 verwandt, obwohl sein Umfang dem fast ganz erhaltenen Vorrats gefäß Abbildung 33,i entspricht. Henkel sind nicht nachweisbar. Schließlich ist noch der Oberteil des zweihenkeligen Topfes mit Kompositrand Abbildung 33,2 zu nennen, der im Gesamtcharakter den bereits geschilderten Vorratsgefäßen nahekommt. Der Kompositrand hat die gleichen Form elemente, aber sie sind nicht so stark ausgeprägt. Die beiden Kehlen schließen sich unauffälliger aneinander an, und vor allem hat der obere Rand nicht mehr die Form einer kantigen Hängelippe, sondern ist von der vollrunden Lippe abgeleitet. Die Wülste zwischen den Spiralfurchen der Gefäßoberfläche sind breit und rundlich. Erfreulich ist es, daß an diesem Fundstück einmal beide