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lichte. Dagegen sehen wir in zahlreichen mittel- und spätneolithischen Kul turen wiederum einen hohen Prozentsatz an Kinderbestattungen, was auf eine erneute Änderung der Einstellung hindeutet. Wirft schon die Anzahl der in den Gräberfeldern gefundenen Kinderbestattun gen ein interessantes Licht auf das Verhältnis der Erwachsenen zum Kinde, so sind die mit großem Aufwand ausgestatteten Kinderbeisetzungen nicht minder bezeichnend. Wir können mit den reichlich mit Schmuck versehenen paläoli- thischen Bestattungen der Kindergrotte von Mentone und mit dem üppig aus gestatteten Kindergrab von Mal’ta in Sibirien 54 ) beginnen. Auch bei den Schädeln der Ofnethöhle gehört der reiche Kopfschmuck stets zu Kindern. In der mesolithischen Nekropole von Teviec an der bretonischen Küste war eine Kinderbestattung (Grab C) besonders reich ausgestattet 55 ). Die Jäger- und Fischergruppen des Subneolithikums setzen diesen Brauch fort, wie uns ein Grab von Tamula in Nordestland 56 ) besonders auffällig vor Augen führt (Abb. I). Auch das Baikalgebiet kennt solche Beispiele 57 ). In dem Gräberfeld von Mariupol lagen bei den meisten Kindern sehr seltene und bei Bestattun gen von Erwachsenen nicht vorkommende Beigaben, so in Grab 101 ein Schmuckplättchen in Gestalt eines Tieres, in Grab 104 Bergkristall und in Grab 109 ein Porphyrit-Anhänger. Nur das Kinderskelett zu Füßen des Er wachsenen aus Grab 85 wies keine Beigaben auf 58 ). Von den Kulturen des Donauländischen Kreises ist zunächst das Kindergrab von Bruchstedt, Kreis Bad Langensalza, anzuführen, welches die reichsten Beigaben des ganzen Gräberfeldes aufweist 59 ). Als Parallelfall kann das Kindergrab 1/1942 von Luzianky gelten, dem u. a. 610 Spondylusperlen, eine Axt, ein Beil und fünf Pfeilspitzen beigegeben wurden 60 ). Das Kindergrab 2/1942 wies 20 keramische Beigaben auf. Ein vermutliches Kindergrab des Spätlengyeler Horizontes von Tuchoraz, Bezirk Kolin, wies mindestens 20 Beigefäße auf 61 ). In Grödek Nadbuzny wurden drei Gräber der bemalten Bandkeramik gefunden. Dabei ä4 ) M. Jahn, Allgemeine Vorgeschichte. 1948, Tat. 9. 33) M. et S. J. Pequart,. . ■ Töviec, Station-Ncropole msolithiqu du Morbihan. Paris 1937. 56) A. Häusler, Die Grabsitten. .. 67) A. Häusler, Die Grabsitten..., S. 1155. 58) A. Häusler, Die Grabsitten..., S. 1161; M. Makarenko, Mariupol’skij mogil’nik. Kiev 1931, Taf. 10 und 51. 59) H. Kahlke, a. a. O., S. 133. A. Neugebauer, W. Coblenz, Hockergrab mit Spondylusschmuck aus Zauschwitz, Kr. Borna, in: Ausgrabungen und Funde 5, 1960, S. 65-68, berichten über ein besonders schönes Beispiel dieser Art. Außer einem Gefäß war das etwa 10 Jahre alte Kind mit einem sonst sehr seltenen Spondylusschmuck ausgestattet. 00) B. Novotny, Luzianska skupina a pociatky malovanej keramiky na Slovensku. Bratislava 1962, S. 148, 220. 61) M. Zäpotockä-Stekla, Neue neolithische Funde in der Umgebung von Cesky Brod, Pfiäimasy (Bez. Kolin) (tschech.), in: Archeologickö rozhledy, Jg. 16, H. 5, 1964, S. 625—645.