dauerte; sie wurde schon im 13. Jahrhundert erwähnt, gehörte aber nicht dem Augustiner-Chorherren-Stift zu St. Thomae, sondern befand sich in Privat besitz. Nur die Nähe der Thomaskirche gab ihr also den Namen. Als die Kanalisationsarbeiten begannen (Abb. 7), war die Ruine der Thomas- Mühle, eines großen unverputzten Backsteinbaus, noch nicht beseitigt. Deutlich war das Schützenwehr zu erkennen, von dem aus das Wasser nieder stürzend die neuzeitliche Turbine angetrieben hatte. Dieser Höhenunterschied im Flußbett ließ vermuten, daß die Thomas-Müller schon immer bemüht ge wesen waren, das Wasser vor dem Schützenwehr möglichst hoch anzuheben, um für die unterschlächtige Mühle einen stärkeren Wasserdruck zu erzeugen. Hier mußte deshalb noch am ehesten in tieferen unbeseitigten Schichten südlich des Schützens zwischen angestauten Stoffen Keramik zu finden sein. Da glück licherweise im Abschnitt vor der Thomas-Mühle die Kanalisationsarbeiten für einige Zeit unterbrochen waren, legte der Verfasser etwa 8 m südlich der Mühle einen Suchgraben durch den Boden des Flußbettes (Abb. 8—9). Während das westliche Ufer von Schuttmassen überdeckt war, konnte das östliche Ufer als Ansatz für den Mühlgrabenschnitt benutzt werden, zumal der begonnene Abbau gewisse Einblicke in die Strukturen der neuen und alten Uferbefestigun gen gestattete. Die sehr gut gearbeitete letzte Ufermauer stand auf einer Platte aus vier Eichenholzbalken (Abb. 8); ihr ungleichmäßiges Absinken in den Boden verhinderten Unterzüge, deren Enden von eingerammten Holzpfählen gestützt wurden. Das vorderseitige Quadermauerwerk war mit Bruchsteinen etwa 3,50 m hoch hinterfüttert. Verfaulte Pfosten im Flußbett gehörten zu einer älteren hölzernen Uferbefestigung; sie führte zu der aus senkrechten Bohlen zusammengesetzten unteren Hälfte eines nicht mehr benutzten Schützens (Abb. 9,15) hin, der etwa 4 m südlich vor dem Schützen der letzten Thomas- Mühle liegt. Die dazwischen befindliche Fläche war stark betoniert und bot keine Untersuchungsmöglichkeit. Mehrere Rundhölzer vor dem Mühlenwehr werden dann zu jener Brücke gehört haben, die auf der Stadtansicht von Leipzig aus dem Verlag Merians unmittelbar vor der Mühle über den Mühl graben führte (Abb. 10). Der Zeichner gab also den Standort der Mühle im 17. Jahrhundert richtig wieder. Die Thomas-Mühle muß allerdings auch schon im Mittelalter ungefähr an dieser Stelle gestanden haben. Erfreulicherweise wurde nämlich im Suchgraben das älteste Bett des Mühlgrabens sichtbar — blaugraue Irdenware des 13. Jahrhunderts auf seinem Grund bestätigte die um 1200 zu vermutende Entstehungszeit der Mühle (Abb. 8,2). Im freigelegten Bereich war eine geringe Uferböschung festzustellen, die etwa einen Winkel von nur 30 Grad hatte und mit Bruchsteinen, darunter auch Ziegelbruch, befestigt war (Abb. 8,3). Das Packlager schnitt in den gewachsenen Boden ein, der hier aus eiszeitlichen Schottern, gelbrötlichen Lehmsanden und bläulichen Tonen besteht. An die Böschung schloß sich eine Einmuldung