der Elster-Pleißen-Aue und den Markt der slawischen Siedlung, den späteren „Eselsmarkt“, erreichte. Diese Straßensiedlung nahm nach Ansicht von Stadtarchivar Dr. Ernst Müller ihren Ausgang von einer Wegfahrtskapelle der iroschottischen Mission auf der südlichen Straßenseite 1 ). Wenn auch der Standort der im 16. Jahrhundert abgetragenen Jacobikirche innerhalb der langgestreckten Baugrube nicht berührt wurde, so überquerte diese doch, wie Skelettfunde beweisen, den Westrand des zur Kirche gehörigen Friedhofes (Abb. 3,4). Das erlaubte, sich von Hypothesen der älteren Stadtgeschichts forschung zu lösen, die in diesem Gebiet den Ausgangspunkt für die Stadt entwicklung sah. Die Durchsicht aller geborgenen Scherben ergab allerdings, daß Keramik des 11. Jahrhunderts und der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts überhaupt nicht ver treten ist. Es ließ sich also das von E. Müller angenommene hohe Alter der Jacobsparochie auf dem archäologischen Wege bisher nicht erweisen. Zeug nisse dafür könnten in dem noch nicht untersuchten straßennahen Streifen liegen, und zwar unterhalb der später erfolgten Straßenerhöhung, wenngleich es bedenklich stimmt, daß dann nicht doch einige Scherben dieser älteren Sied lungsepoche in das rückwärtige Gebiet gelangten. Leider sind systematische Grabungen in dem jetzigen Grünstreifen nicht besonders aussichtsreich, weil hier die tiefen Keller der jüngeren Häuser einschnitten, deren Grundmauern auch die Baugruben der neuen Häuser auf der Südseite des Ranstädter Stein wegs kreuzten. Außerdem ist noch eine Einschränkung hinsichtlich des Fried hofes zu machen. Die äußere Reihe der Bestattungen (Abb. 4 A,n) lag in unge störtem Boden, aber doch vom Siedlungshorizont des 13. und 14. Jahrhunderts aus nicht tief genug. Es handelt sich demzufolge um eine Friedhofserweiterung, jedoch innerhalb eines zur Schottenkirche gehörigen Gebietes. Erst westlich dieser Grenze setzen die Siedlungsspuren des 13. und 14. Jahrhunderts ein. Die Zeugnisse mittelalterlicher Besiedlung verteilten sich über die ersten vier Baugruben, wurden aber am besten in der Nordwand der östlichen Baugrube stratigraphisch überschaubar, wozu Tiefenangaben über Teilbefunde in den Baugruben selbst treten (Abb. 3). Man sieht, daß von einem ersten Siedlungs horizont aus mehrere Aschen- und Abfallgruben in den gewachsenen Boden eingetieft sind. Diese unterschiedlich großen Gruben gehörten bereits einer Zeit an, in der man den Abfall nicht mehr unmittelbar neben dem Haus ab warf, sondern formunbestimmte Abfallgruben in einer gewissen Entfernung hinter der Wohnstätte im freien Gelände aushob (Abb. 4). Es ist bezeichnend, daß die Reste solcher Abfallgruben innerhalb der langgestreckten neuen Bau gruben nach Westen hin abnahmen, weil die Richtung der modernen Wohn- 6) E. Müller, Die Rannische Vorstadt in ihrer älteren geschichtlichen Entwicklung, in: Aus Ge schichte und Neuaufbau der ehemaligen Rannischen Vorstadt Leipzigs, Leipziger Stadtgeschicht liche Forschungen, Heft 1, 1952.