Abb. 2. Leipzig, Große Fleischergasse/Ecke Hainstraße. Unterteil einer Wärmeschale, außen grün glasiert (vgl. Abb. 1,1). verlauf schon einer etwas späteren Entstehungszeit dieser schlichteren Wärme schalen angehören, etwa dem beginnenden 16. Jahrhundert. Die Rekonstruktion einer in Mitteldeutschland in Gebrauch befindlichen irdenen Wärmeschale der Spätgotik fordert dazu auf, ihre Existenz in den vor angehenden und folgenden Jahrhunderten zunächst auf deutschem Boden nachzu weisen, wobei man auf archäologisch gewonnenes Material zurückgreifen muß, weil sie infolge ihrer Zerbrechlichkeit in Museen schwer zu finden ist 3 ). Zu gleich sind einige grundsätzliche Probleme zu beachten. Die Wärmeschale gehört in die große Familie der Kohle- und Räucherbecken und der transpor tablen Kochherde. Dennoch hatte sie eine ganz spezielle Aufgabe, die wahr scheinlich sogar der primäre Anlaß zur Bildung von Geräten für die genannten Zwecke gewesen ist. Der Mensch hatte das urtümliche Bedürfnis, wärmende Glut in seine Nähe zu ziehen; hierzu bot sich nach Erfindung des Tonbrennens der irdene Topf an. So ist es durchaus möglich, daß der rekonstruierte mittel- 3) Der Verfasser dankt Herrn Dipl. phil. H. Mechelk, der ihm den Einblick in Material der Dresdener Stadtkernforschung ermöglichte. Glasierte Bruchstücke, darunter auch Puppengeschirr, konnte der Verfasser auf Grund seiner vorliegenden Rekonstruktion als Teile zerstörter Wärmeschalen deuten, nur sind an den Dresdner Wärmeschalen in der Durchbruchzone der Wandung nicht Dreiecke, son dern liegende Kreuze eingeschnitten. 343