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REKONSTRUKTION EINER MITTELALTERLICHEN IRDENEN WÄRMESCHALE Von Herbert Küas Unter den mittelalterlichen Scherben, die am Ranstädter Steinweg in Leipzig während der Ausschachtungen für Neubauten 1951/52 geborgen wurden 1 ), befindet sich ein Gefäßteil, der sich trotz Umschau in der Keramikliteratur und der Erörterungen mit Keramikforschern der Deutung entzog. Im Laufe der folgenden Jahre lichtete sich jedoch durch weitere Funde das über die Ganz form des Gefäßes und seinen Zweck gebreitete Dunkel. Der zuerst gefundene Gefäßteil besteht aus der unteren Hälfte einer Schale und einem darunter befestigten, konisch sich verengenden Fuß (Abb. 1,2). Dieser Fuß ist durch eine Standplatte verschlossen, wurde aber durch Einschneiden eines Dreiecks in den Mantel des Fußes wieder geöffnet. Löcher im Schalen boden stellen eine Verbindung mit dem Hohlfuß her. Ein kleiner Einschnitt am Bruchrand der nicht erhaltenen Schalenwandung ließ auf Öffnungen auch in dieser schließen. Ob die Schale Henkel besaß, war fraglich. Jedenfalls war sie außen grün glasiert. Weiter führte ein ähnliches Bodenstück, das der Verfasser bei Ausschach tungsarbeiten im Leipziger Stadtkern aufgrif (Abb. 2). Frische Bruchstellen veranlaßten die nochmalige Durchsicht des Erdaushubes. Erfreulicherweise kam noch eine Anzahl kleinerer Bruchstücke von der Gefäßwandung ein schließlich des Mündungsrandes zum Vorschein, so daß es möglich war, das ganze Gefäß zu rekonstruieren (Abb. l,i). Ungeklärt war allein noch, ob dieser Gefäßtyp mehr als nur einen Henkel besaß. Die Antwort brachte ein Fund stück, das der Verfasser ungewöhnlicherweise aus dem Bauschutt auf einem Gewölbe ausgrub, womit auch eine Datierung gewonnen war (Abb. 1,3). Bei der Bauuntersuchung der romanischen Stiftskirche zu Wechselburg hatte sich her ausgestellt, daß man die Gewölbe der Vorhalle während einer baulichen Um gestaltung des Stiftes 1474/75 wegen Baufälligkeit erneuert hatte. Die neuen Ziegelgewölbe waren mit leichtem Bauschutt abgedeckt, der Scherben von ') H. Küas, Über die stadtgeschichtlichen Untersuchungen und Bodenfunde im Gelände der Neu bauten an der Straße der III. Weltfestspiele (früher Ranstädter Steinweg), in: Aus Geschichte und Neuaufbau der ehemaligen Rannischen Vorstadt Leipzigs. Leipziger Stadtgeschichtliche Forschun gen, Heft 1, 1952.