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niedriges Heiratsalter angenommen 33 ). Außerdem mag es auch damals in ver schiedenen Breitengraden Abweichungen gegeben haben. Für die Zwecke unserer Statistik ist es anscheinend am günstigsten, Jugendliche über 14 Jahre bereits zu den Erwachsenen zu zählen, wie es auch U. Fischer 34 ) getan hat. Dadurch wird das Prinzip der Nekropolen mit wenigen oder aber mit zahl reichen Kinderbestattungen leichter durchschaubar. Während im allgemeinen seit dem Paläolithikum ein hoher Prozentsatz an Kindergräbern beobachtet wird (mit Ausnahme der südrussischen epipaläolithischen Nekropolen Volo- skoe und Vasil’evka I mit 5,3 und 8 % Kindern), ist der Anteil in den sub neolithischen Gräberfeldern Nordeurasiens, den Gräberfeldern vom Typ Mariupol sowie in Ostorf, Västerbjers und in der Bandkeramik verschwindend gering. Auch der Friedhof Columbia I) der Hamangia-Kultur von Cernavoda scheint kaum Kindergräber zu enthalten 35 ). Zu den Kulturen, in denen Kinder in der Regel nicht auf dem gleichen Gräber feld wie die Erwachsenen beigesetzt wurden — von Opfern abgesehen—, gehört auch die Kugelamphorenkultur. Sie ergab fast keine Einzelbestattungen von Kindern 36 ). Demgegenüber kennt die Ockergrabkultur eine Vielzahl von Kinderbeisetzungen, auch als Einzelgräber, desgleichen die Schnurkeramik. Eine geringe Anzahl von Kinderbestattungen bedeutet natürlich nicht, daß die Sterblichkeitsrate eine andere war. Die Gründe für den Mangel an Kinderbestattungen liegen auf einer anderen Ebene. Zumindest ein Teil der Kinder wird jeweils abseits von den Erwachse nen bestattet. Aus neuerer Zeit können zunächst aus Europa Beispiele ge nannt werden. In Irland war es z. B. früher üblich 37 ), ungetaufte Kinder an irgendeinem stillen Platz auf dem eigenen Feld zu begraben. Solange die Grä ber kenntlich waren, wurden sie aus Angst vor schädlichen Einwirkungen, die von den Toten ausgehen, von jedem sorgfältig gemieden. Um die Berührung dieses Platzes durch Mensch und Tier auszuschließen, begnügte man sich oft nicht damit, einen abgelegenen Winkel auf dem eigenen Hof abzusondern, 33) G. Asmus, in: 0. Kunkel, Die Jungfernhöhle bei Tiefenellern. München 1955, S. 77. 31 ) U. Fischer, a. a. 0. “) I). Herein, S. Morintz, Santierul arheologic Cernavoda, in: Materiale i cercetri arheologice 3, 1957. S. 83—91; 0. Necraso V, M. Cristescu u. a., Vorläufige t Intersuchungen zum osteologischen Material der Ausgrabungen von 1956 in Cernavoda, in: Materiale si cercctari arheologice 5, 1959, S. 106—110, 114; I). Berciu, Spturile de la Cernavoda, in: Materiale i cercetari arheologice 5, 1959, S. 99-106. 3 “) A. Häusler, Die Gräber der Kugelamphorenkultur in Wolhynien und Podolien und die Frage ihrer Herkunft, in: Jahresschrift fiir mitteldeutsche Vorgeschichte 50. 1966 (im Druck). 37 ) H. Hartmann, Ober Krankheit, Tod und Jenseitsvorstellungen in Irland. l.Teil. Halle 1942, S. 90: analog werden bei den gegenwärtigen christlichen Fellachen Ägyptens ungetaufte Kinder unter dem Fußboden bestattet. In Galizien war es üblich. Kinder im Vorgarten zu begraben, vgl. S. N. Bibikov,Zur Frage des Grabrituals in der Tripoljekultur (russ.). in: Kratkie soobscenija 1IMK 48, Moskau 1952, S. 39.