ZUM VERHÄLTNIS VON MÄNNERN, FRAUEN UND KINDERN IN GRÄBERN DER STEINZEIT Von Alexander Häusler Bei einer Auswertung der Bestattungssitten des Donauländischen Kreises in der Ukraine 1 ) war mir aufgefallen, daß das große Flachgräberfeld Vych- vatincy der Usatovo-Gruppe insgesamt 32 Erwachsene (davon wurden 13 als Männer und 7 als Frauen bestimmt) und 32 Kinder ergeben hat, somit die Hälfte aller Bestattungen von Kindern stammte. Einige Kindergräber hoben sich durch besonderen Reichtum an Beigaben heraus. Dieser Befund ver anlaßte einen möglichst weitreichenden Vergleich, um feststellen zu können, ob es sich etwa nur um einen Einzelfall handelt. Die Frage des Verhältnisses von Männern, Frauen und Kindern in den einzelnen vorgeschichtlichen Epochen ist m. W. bisher noch nicht zusammenhängend behandelt worden, und auch die nachstehenden Ausführungen sollen nur einige wenige Aspekte aus diesem großen Komplex herausgreifen. Zunächst wird das zahlenmäßige Verhältnis der Kindergräber zur Gesamtzahl der Bestattungen von Erwachse nen untersucht, das Vorkommen besonders reicher Kinderbestattungen und einige Deutungen der Bestattungen von Erwachsenen mit Kindern angeführt. Anschließend werden die Anzahl von Männer- und Frauengräbern in ver schiedenen Gräberfeldern und Kulturen besprochen und die sich daraus ergebenden Deutungsmöglichkeiten diskutiert. Die Problematik der Kindergräber Für das Paläolithikum liegt m. W. keine neuere, zusammenfassende Dar stellung der Bestattungssitten vor 2 ), doch dürfte klar sein, daß die Zahl der Kinderbestattungen recht hoch ist. In Karmel wurden in der Höhle El Tabun 1) A. Häusler, Die Gräber der ältesten Ackerbauern in der Ukraine, in: Arbeiten aus dem Institut fiir Vor- und Frühgeschichte 14 (Wiss. Z. Univ. Halle, Reihe G, Jg. 13, H. 11—12), 1964, S. 757—797. 2) Bis jetzt beste Zusammenfassungen H. Obermaier, Der Mensch der Vorzeit. Berlin 1912; J. v. Trauwitz-Hellwig, Urmensch und Totenglaube. München 1929.