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der neuerrichteten Oberlausitzer Gedenkhalle mit dem Kaiser-Friedrich- Museum. Am 1. April 1903 übernahm er die leeren Räume; ihre Einrichtung und Ausgestaltung sollte fortan eine Hauptaufgabe seines Lebens werden. Da mit hatte er ein Ziel erreicht, das er sich nach seiner eigenen Mitteilung bereits als zehnjähriger Junge gesteckt hatte: „Museumsmann“ 7 ). Mit nie ermüdendem Eifer widmete sich Ludwig Feyerabend der neuen Auf gabe, ein Museum mit einer Gemäldegalerie, einer Abteilung für Heimatkunde, Kulturgeschichte der Oberlausitz, einer Abteilung für Kunstgewerbe, Vor geschichtssammlung und Numismatischem Kabinett zu schallen. 1901 ging ein stillgehegter Wunsch Feyerabends in Erfüllung: der auch für die sächsische Oberlausitz Tätige erlebte, daß sich in Bautzen Männer, allen voran Ober lehrer Wilhelm, fanden, die den Entschluß faßten, auch in der sächsischen Oberlausitz die Altertumsforschung wissenschaftlich zu betreiben. Auf der sich am 23. November 1901 konstituierenden Hauptversammlung übernahm Lud wig Feyerabend die Leitung der Verhandlungen, legte die Ziele einer solchen Gesellschaft dar und erreichte, daß eine einheitliche, für beide Oberlausitzen gemeinsame Gesellschaft mit den Sitzen in Bautzen und Görlitz gegründet wurde 8 ). 1913 erhielt der Unermüdliche für sein umfangreiches Schaßen den Professo rentitel verliehen. Im gleichen Jahr wurde die 25-Jahr-Feier der Gesellschaft festlich begangen. Ausgrabungen in Deschka, Vorträge in Görlitz und die Be sichtigung des Ostritzer Walles waren die Kernstücke dieser Jubelleier. Die Gesellschaft umfaßte zu diesem Zeitpunkt in ihren Zweigvereinen Görlitz und Bautzen 400 Mitglieder. Erst 1914, als das preußische Ausgrabungsgesetz erlassen wurde, erhielt die Ausgrabungstätigkeit eine gesetzliche Grundlage, und Ludwig Feyerabend wurde zum Vertrauensmann des Schlesischen Provinzialkonservators für die Landkreise Görlitz, Hoyerswerda, Lauban und Rothenburg ernannt. Wieviel Bodenaltertümer waren schon vorher durch ihn und durch die Gesellschaft überhaupt gesichert und wissenschaftlich betreut worden. Geschah dies alles doch ohne gesetzliche Grundlage, nur durch das Entgegenkommen der Land wirte und die Aufklärungsarbeit Ludwig Feyerabends in der Bevölkerung, um den Bestand an materiellen Sachzeugen der Vergangenheit zu sichern und der Wissenschaft zu erhalten. Konnte doch faktisch jeder, der auf seinem Feld Gegenstände fand, diese als Privatbesitz betrachten und nach Belieben ver äußern. Das größte Verdienst Ludwig Feyerabends liegt darin, durch seine Tätigkeit die Ausgrabungen gesteuert, die Besitzer auf deren Bedeutung hin- ’) A. Hartmann, Museumsdirektor Professor Ludwig Feyerabend, in: .Jahreshefte der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausilz III, H. 2, 1929, S. 65. 8) W. Frenzel, Ludwig Feyerabend 70 Jahre alt, in: Bautzener Geschichtshefte III, II. 5, 1925, S. 197.