Professor Rudolf Virchow Gast dieser Jahreshauptversammlungen. Die Vor tragstätigkeit wurde durch Exkursionen zu eigens für die Tagung vorbereite ten Grabungen und zu bedeutenden festen Bodendenkmalen ergänzt, so zum Totenstein in den Königshainer Bergen, zur Landeskrone und anderen Burg wällen. Die folgenden Jahre sahen Ludwig Feyerabend als regen Ausgräber in Nieder- Bielau, Zentendorf und auf anderen Gräberfeldern. Der Versuch, das 1771 auf gefundene burgundische Gräberfeld bei Jauernick wieder zu entdecken, ver lief ergebnislos. Zugleich wurden erste Untersuchungen an den Burgwällen in Nieda, Döbschütz und Penzig begonnen. Auf der 4. Hauptversammlung am 8. 10. 1891 berichtete Ludwig Feyerabend über die ,,Oberlausitzer Ringwälle aus slavischer Zeit“. Er brachte detaillierte Angaben über deren Bauweise und ordnete sie zeitlich ein. Er vertrat dabei die These, daß einige von ihnen, wie z. B. der Wall in Jauernick und der Burgberg in Görlitz, Kultstätten der Sla wen gewesen seien. Diese These gründete er auf überlieferte Sagen und Mythen bzw. Namen wie Hainwald in Görlitz, der mit heiligen Hainen in Verbindung gebracht wurde. Die mehrfache Besiedlung der Landeskrone hatte Ludwig Feyerabend bereits erkannt, die unterste Schicht des Gipfelwalles der vorsla wischen Zeit, die jüngste den Slawen zugewiesen 6 ). Die an Funden der Lausitzer Kultur so reiche Landschaft veranlaßte Ludwig Feyerabend zu immer neuen Grabungen auf Gräberfeldern in Hagenwerder, Zentendorf, Lissa, Nieder-Reichenbach und anderen Orten. Einige Fundstellen förderten jährlich Neufunde zutage. Dazu wurden weitere Forschungen an Ringwällen betrieben, so in Schöps, Nieda, Jauernick und Döbschütz, um nur die wichtigsten zu nennen. Ankäufe und Schenkungen bereicherten auch wei terhin die Sammlung. Reisen nach Bayern und weiter nach Ungarn machten Ludwig Feyerabend in verstärktem Maße mit der provinzialrömischen Kultur bekannt. 1898 gelang es ihm, von den Ständen der preußischen und sächsischen Oberlausitz die Fi nanzen zur Herstellung einer „Tafel vorgeschichtlicher Altertümer der Ober lausitz“ zu erhalten. Zur Darstellung gelangten Fundgegenstände und Denk male der Oberlausitz nebst Erläuterung. Bezeichnend ist, daß die gesamte erste Auflage sämtlichen Schulen der Oberlausitz kostenlos zugestellt wurde. Die zweite Auflage wurde an Museen, Forscher und Vereine gesandt. Mit dieser Tafel wurden die Bedeutung der Vorgeschichtsforschung und die Achtung vor den Altertümern in alle Schichten der Bevölkerung getragen. Eine erste öffentliche Ehrung und Würdigung durch die Stadt Görlitz erfuhr Ludwig Feyerabend am 2. Dezember 1902 durch die Ernennung zum Direktor •) L. Feyerabend, Jahresberichte 1890 und 1891, in: Jahreshefte der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz I, H. 2, 1892, S. 125.