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Eine Vertiefung bezeichnete wohl ein Wort, welches wir mit kies- aus kl^s- ansetzen können (vgl. poln. za-klfsnina, w-kl^slosc, ,Einsenkung‘, s-kl^sly ,ein gefallen 4 ), enthalten in den ON Klessig im Kreise Meißen (1319 Clezik) 3i ) sowie im Namen der Wüstung Klessig bei Eilenburg (1378 Klesewick) 35). Das Adjektiv okrugly ,rund‘ hat in tsch. okrouhly und poln. okrqgly seine Entsprechungen. Es liegt in drei ON vor, die in einem Streifen längs der Elbe zu finden sind und möglicherweise eine Verbindung zu Böhmen darstellen: Ockrilla im Kreise Meißen (1205 Ocrul, Ogkrugl) 33 ), (Groß-)Okrilla, ursprüng lich Bezeichnung des Ottendorfer Kretzschmars (nordwestlich Radeberg): 1453 die Okryll (Heide), 1528 der Kretzschmar zu Ottendorff, der Okrull genant usw. 37 ), Wüstung Ockrul (Ockryll) bei Boragk im Kreise Liebenwerda (1314 Ocrum, wohl verschrieben, 1448 Ockrul, 1516 Ockroll usw.) 38 ). Viele slawische Siedlungen lagen an Gewässern. Wir finden daher im Namen wortschatz manches Appellativum, das heute im Sorbischen nicht mehr be kannt ist. Das Wort ples bzw. pleso ,See‘ war auch im Niedersorbischen ge bräuchlich, dies zeigen die ON Plesse im früheren Kreise Guben, nso. Plesno (und demnach heute poln. Plesno, der Ort gehört zu Polen): 1452 als Plessaw genannt 39 ). Das -n-Suffix wird aus dem urkundlichen Beleg nicht bestätigt und ist möglicherweise sekundär. Zu demselben Worte gehört Plessa östlich Elster werda, wofür Mucke nso. Pleso angibt: 1395, 1406 Pies, 1456 Plesse i0 ). Erinnert sei an tsch., slowak. pleso ,Tiefe im Wasser, See 441 ). Mucke gibt an, daß nso. ploso (mit Übergang e >’ö) in Flurnamen wie Na plosach noch be gegne 42 ), er versieht das Wort mit ,obsol.‘ und kennzeichnet es somit als nur vereinzelt gebrauchten geographischen Terminus. Für die Lautlehre ist von Belang, daß Plessa östlich Elsterwerda den Wandel e >’o nicht aufweist, ob gleich eine Grundform * Pies bzw. * Pleso (ohne -n-Suffix) vorauszusetzen ist. In Flur Müschen im Kreise Cottbus begegnet die Flurbezeichnung das große Ploß, die unter Umständen ebenfalls (als Bezeichnung einer feuchten Niede rung) aso. ploso enthält 43 ). Der Name der Pleiße jedoch kann mit pleso nicht erklärt werden. 34) E. Eichler, H. Walther, Die Ortsnamen der Landschaft Daleminze; R. Fischer, E. Eichler, H. Naumann, H. Walther, Leipziger namenkundliche Beiträge, S. 49. 35) E. Eichler, Die Orts- und Flußnamen der Kreise Delitzsch und Eilenburg (Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte 4). Halle 1958, S. 55. 36) s. Anm. 34. 37) K. Blaschke, Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Leipzig 1957, S. 30. 38) E. Crome, a. a. 0., (s. Anm. 5). 39) K. E. Mucke, Wörterbuch der nieder-wendischen Sprache und ihrer Dialekte, Band III, 1928, S. 166; Codex diplomaticus Brandenburgensis, hrsg. von A. F. Riedel. Berlin 1838 ff., Band III, 2, S. 20. 40) K. E. Mucke, a. a. O.; E. Crome, a. a. O. 41) V. Machek, a. a. O., S. 374 f.