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Auf die Bodenbeschaffenheit nimmt auch aso. stodor Bezug, das offensicht lich eine Parallele zu slowen. stodor, stador ,seichter Acker auf Felsengrund, Felsen, Bergrücken 4 darstellt. Dieses Wort ist in der slowenischen Toponoma stik bezeugt und liegt wohl auch dem polabischen Ethnonym Stodorani zu grunde. Wir finden es im ON Stötteritz, heute aufgegangen in Leipzig (1325 Sthodericz, 1350 Ztedericz, Stadericz, 1397 Stodericz) 18). Ebenso weist aso. dorst- auf Besonderheiten des Bodens hin: es gehört zu atsch. drstny ,rauh‘ (neben drsnaty), drst, -i ,Kehricht 4 , mit Entpalatalisierung des -r- zu -r- > -or- vor hartem -st-. Dieses Wort kehrt im ON Dörstewitz im Kreise Merseburg (1271/16. Jh. Dorstewitz, 1478, 1509 Dörstewitz usw.) 18 19 * 21 * 23 ) wieder. Bemerkenswert ist, daß auch im altsorbischen Sprachgebiet das Wort kujava bezeugt ist. Die Bedeutung wird etwa poln. dial. kujawa ,unfruchtbare Stelle im Feld, kahle Stelle im Walde 420 ) entsprechen, vgl. auch den polnischen Landschaftsnamen Kujawy, der 1136 in der Gnesener Bulle als terra Cuiavia genannt wird. Dazu gehört 1012 Cuiauua, 1277 Kuiawe, 1320/21 Ciuawe, heute Kaja östlich Weißenfels 21 ). Das russ. Wort kujava „unordentlicher Mensch 4 wird davon wohl zu trennen sein 22 ). — Sollte der ON Struppen südöstlich Pirna (1310 Strupin, 1361 Struppin, 1374 Stroppin) 23 ) nicht auf einem PN Strup bzw. Strupa beruhen, sondern auf dem Appellativum strup ,Grind, Schorf 4 (oso. trup, nso. tsup, tsch., poln. strup), könnte hier auch die Beschaffenheit des Ackerlandes gemeint sein, doch ist dies fraglich. In nordrussischen Dialekten ist (auch in Orts- und Flurnamen) das Appellati vum nävolok, navolok ,eine am Flusse gelegene Wiese, die beim Austreten des Flusses verschlammt wird oder versandet, der bewaldete Uferstrich zur Über schwemmungszeit, halbinselförmiger, niedriger Vorsprung ins Meer 4 , in Pskover Dialekten auch ,Steinhaufen am Grund des Wassers 424 ), bekannt. Wir 18) E. Eichler, E. Lea, H. Walther, Die Ortsnamen des Kreises Leipzig (Deutsch-Slawische For schungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte 8). Halle 1960, S. 89, mit Literatur. 19) Vgl. V. Machek, a. a. O., S. 97; Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg, Band I, hrsg. von P. Kehr. Halle 1899, S. 376 usw. 20 ) J. Karlowicz, Sownik gwar polskich, Band II. Krakau 1902, S. 513; zu Kujawy vgl. St. Ko- zierowski, Badania nazw topograficznychdzisiejszej archidyecezyi Gnienieskiej. Posen 1914, S. 137; D. Poppe, in: Slownik staroytnoci sowiaskich (Zeszyt prbny), Band 1. Wroclaw- Warschau—Krakau 1961, S. 60. (Vgl. dazu die Bemerkungen des Verf. in: Zeitschrift für Ge schichtswissenschaft 10, 1962, S. 970-973.) 21) Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg, Band I, S. 39, 428; S. 1006. — Weitere Vergleichs namen vgl. F. Bezlaj, Slovenska vodna imena, Band 1. Ljubljana 1956, S. 318, mit Literatur. a2 ) Dazu M. Vasmer, Russisches etymologisches Wörterbuch, Band 1, S. 710: V. Machek, a. a. O.. S. 245. 23) A. Meiche, a. a. O., S. 343. 2“) Vgl. A. I. Lebedeva, in: Uenye zapiski 52, S. 170; und in: Slovo v narodnych govorach .. S. 31 f. (s. auch E. Eichler, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig, Gesellsch.- und Sprachwiss. Reihe 12, 1963, S. 167).