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Möglicherweise bezog sich aso. slem ,Balken, First 4 (vgl. tsch. sleme, slemeno, slowak. slemä, slemeno, poln. slemi^) auf eine Erhebung, vgl. Ober-, Nieder- Schlema bei Schneeberg im Erzgebirge (1364 zu der Slehme, 1465 Obersleme, 1487 Nydern Sleme) 10 ). In einigen Ortsnamen scheint eine Bezeichnung für ,Schlucht 4 vorzuliegen, da aus lautlichen Gründen eine andere Etymologie zurücktreten muß. Man kann fürs Altsorbische ein Appellativum *jarez bzw. *jerez (mit Übergang der Anlautverbindung ja- in je-) annehmen, welches in folgenden Namen steckt: Wüstung Jerese (1350) westlich Kahla, worauf noch der Flurname Jähris bzw. Jährigsberg weist 11 ); Jerisau bei Glauchau (1170/76 de Gerese, jedoch Kop. 16.Jh., 1363 Jeris usw.) 12 ); Göhrisch bei Meißen (1313 de Geres, 1368 Jeres) 13 ). Ob wir dieses Wort auch beim ON nso. Jarjesk, Jerjesk, früher dt. Jerischke im Kreis Sorau, vermuten dürfen, bleibt dahingestellt. Vergleiche poln. jar ,Schlucht, Hohlweg 4 , jaruga ,Niederung, sumpfige Ebene 4 ; für diese Wörter wurde meist Entlehnung aus dem Türkischen angenommen, die jedoch ausgeschlossen ist, was das Westslawische angeht 14 ). Im Kreise Kamenz hat W. Sperber einen obersorbischen Flurnamen Jark zu slaw. jar gestellt 15 ), auch dieser Name spricht gegen eine Entlehnung der westslawischen Wörter aus dem Türkischen. Diese kann wohl nur fürs Ostslawische gelten 16 ). Gegen diese Auffassung hat man eingewandt, daß Namen wie urkundlich Jeres usw. am ehesten eine Grundform *JareS zu einem PN Jares wiedergeben. Dies ist aus lautlichen Gründen kaum wahrscheinlich, weil auslautendes -sch wenigstens in einigen Fällen urkundlich als -sch erscheinen müßte. Der PN-Stamm Jar- ist, ganz im Gegensatz zum Polnischen und Tschechischen, in aso. Ortsnamen vereinzelt. Hier kann aso. grud a ,Klumpen 4 , auch ,Scholle 4 (tsch. hrouda, poln. gruda) an gefügt werden, vgl. Greuda bei Jena (1350 Greuden) sowie Greudnitz im Kreise Torgau (1378 Greudenicz) 11 ) aus *Grud'no, Grudina bzw. *Grud , nica. 10) Vgl. M. Vasmer, Russisches etymologisches Wörterbuch, Band 2, S. 659; H. Walther, in: Beiträge zur Namenforschung 11, 1960, S. 67. 11) Das Lohnbuch Friedrichs des Strengen 1349/50, hrsg. von W. Lippert und H. Beschorner. Leipzig 1903, S. 7 L, 311. 12) K. Hengst, Die Ortsnamen der Kreise Glauchau ..., Diss. Leipzig 1963, Teil II. 13) E. Eichler, H. Walther, Die Ortsnamen der Landschaft Daleminze, Manuskript. Leipzig 1961; R. Fischer, PL Eichler, H. Naumann, H. Walther, Leipziger namenkundliche Beiträge. S. 48 f. u ) E. Berneker, Slavisches etymologisches Wörterbuch, Band 1, S. 445; M. Vasmer, Russisches etymologisches Wörterbuch, Band 3, S. 492. i5 ) W. Sperber, Die slawischen Flurnamen des Kreises Kamenz (Ostteil), Diss. Leipzig 1961. 1°) Zu russ. jar s. M. Vasmer, a. a. 0., S. 492. 17) Das Lehnbuch Friedrichs des Strengen 1349/50, S. 7 f.; Registrum dominorum mar« chionum Missnensium 1378, hrsg. von H. Beschorner. Leipzig und Berlin 1933, S. 238.