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zahlreiche römische Münzen gefunden, unter denen sich als jüngstes Stück eine Bronzemünze des Kaisers Constantius II. (337 bis 361) befunden haben soll 170 ). In der Völkerwanderungszeit kann man auf Grund der spärlichen Funde nur mehr an ein sporadisches Siedeln in der Dresdener Elbtalweitung denken 177 ). Die Oberlausitz fällt mit Funden ganz aus. Der den Radeberger Funden nächstliegende auch im 5./6. Jahrhundert einigermaßen besiedelte Raum stellt das Riesaer Gebiet dar 178 ). Die dortigen Verhüttungsöfen für Eisenerz (Röderau, Kreis Riesa 179 )) bezeugen eine Gewinnung und möglicher weise auch Verarbeitung von Eisen für Mittelsachsen. Der Radeberger Hortfund mit seinen Eisengeräten, aber auch der wannen förmige Backofen und der Unterstein einer Drehmühle sind nicht nur für die engere Umgebung des Fundortes wichtig, sondern verdienen über den lokalen Rahmen hinaus Interesse. Dem Hortfund als solchem kann wenig Vergleichbares aus dieser Zeit zur Seite gestellt werden. Kaiserzeitlich völkerwanderungszeitliche Funde von Sechen, Löffelbohrern, Kellen und Backeisen erscheinen hier zum ersten Male in Mitteldeutschland; sie gehören sogar zu den größten Seltenheiten im ur- und frühgeschichtlichen Material überhaupt. Zusammen mit den übrigen Gegenständen erweitern sie unsere Kenntnis des frühgeschichtlichen Werkzeug- und Gerätebestandes und erschließen ein Gebiet der materiellen Kultur, das uns in den Gräbern zum großen Teil verschlossen bleibt und bisher in Siedlungen selten erfaßt werden konnte. Anschrift: Dipl. phil. Reinhard Spehr, Landesmuseum für Vorgeschichte, 806 Dresden, Japanisches Palais. Zeichnungen: Verfasser. Fotos: H. Hennig, Dresden. 176) G. Bierbaum, Münzfunde der vor- und frühgeschichtlichen Zeit aus dem Freistaat Sachsen, in: Maunus 16, 1925, S. 279 ff., S. 286 f. 177) W. Rätzel, Zwei burgundische Brandgräber von Dresden-Dobritz, in: Sachsens Vorzeit 2, 1938, S. 155 ff. G. Mildenberger, Die germanischen Funde der Völkerwanderungszeit in Sachsen. Leipzig 1959, S. 18 ff. Zur Frage der Restgermanen im ostelbischen Raume vgl.: E. Petersen, Die völkerwanderungszeitlichen Funde aus Ostdeutschland und die Frage der Restgermanen, in: Bericht über die Kieler Tagung 1939, herausgegeben von H. Jankuhn. Neumünster 1939, S. 133 ff. 178) G. Mildenberger, a. a. 0., Abb. 2 auf S. 16. 170) A. a. 0., S. 62 ff. Neuerdings dazu: R. Pleiner, Die Eisenverhüttung in der „Germania Magna“ zur römischen Kaiserzeit, in: 45. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 1964 (1965). S. 11 ff., S. 28 und Beilage 1. Der Freundlichkeit Herrn Dr. K. Peschels (Jena) verdanken wir die Möglichkeit, an dieser Stelle nachträglich auf einen kleinen Hortfund landwirtschaftlicher Eisengeräte hinzuweisen, der im Herbst 1965 in einer Siedlungsgrube bei Jena-Lobeda, Kreis Jena, inmitten einer Siedlung des 5. Jahrhunderts n. Chr. aufgefunden wurde.