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mit Kupferkesseln, eisernem Dreifuß und Bratrost von der Crkvenica bei Doboj (Bosnien-Herzegowina) in Jugoslawien genannt, der dort auf der Vorburg einer römischen Siedlung neben frühmittelalterlichen Gräbern aus gegraben wurde 64 65 66 ). Besonderes Interesse verdient eine Eisenkelle von Heides heim, Kreis Bingen, welche die einzige Beigabe eines Grabes aus einem merowingerzeitlichen Friedhof darstellt 85 ). Selten im archäologischen Fund gut sind auch Löffel mit kleiner, runder Schale, wie sie uns im Opferfund La Tene, im Hortfund von Körner, Kreis Mühlhausen, und anderswo be gegnen 68 ). Bei fast allen diesen Kellen und Löffeln bestehen Schale und Stiel aus einem Stück. Einen anderen Grund für den Mangel an Eisenkellen auf dem europäischen Festland haben wir wohl darin zu suchen, daß hier die Grabsitte nur selten eine Mitgabe von Werkzeugen oder Arbeitsgeräten verlangte. Zahlreiche Funde von eisernen Kellen und Pfannen verschiedenster Form aus Skandinavien, die dort neben vielen anderen Gerätschaften als Beigaben in reichen Gräbern der Wikingerzeit erscheinen, deuten darauf hin, daß diese Geräte auch in Mittel europa in frühgeschichtlicher Zeit häufiger verwendet wurden, als man dem bisherigen Fundmaterial nach glauben möchte. Nach nordischer Terminologie zählen unsere beiden Kellen zum Typ 1 nach J. Petersen, Fig. 200 (norw. Jernosene), der von den ähnlichen, in Skandinavien ebenfalls häufigen Kasse rollen aus Eisen getrennt werden muß 67 ). Diese „Jernosene“ besitzen 53 bis 62 cm lange Stiele, die gewöhnlich mit zwei Nieten an der Schale befestigt sind. Unter Berücksichtigung dieser Einzelheit stehen die beiden Radeberger Kellen daher den römischen und fränkischen Formen näher als den frühmittelalter lichen Funden Norwegens. Aus den slawischen Gebieten sind uns keine Eisen kellen bekannt geworden. Eine zeitliche Einordnung unserer beiden Schöpfkellen kann daher wiederum nur unter Vorbehalt gegeben werden. Da römische Herkunft der Stücke mög lich ist, möchten wir eine Datierung in die Römische Kaiserzeit Vorschlägen. 64) W. Radimsky, Die römische Befestigung auf der Crkvenica und das Castrum bei Doboj, in: Wissenschaftliche Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina 1, 1893, S. 262 ff., Fig. 32 auf S. 271. 65) B. Stümpel, Bericht des Landesdienstes für Vor- und Frühgeschichte im Reg.-Bez. Rheinhessen und im Kreis Kreuznach für die Zeit vom 1. Januar 1961 bis 31. Dezember 1962, in: Mainzer Zeit schrift 59, 1964, S. 118 ff., Abb. 49,4 auf S. 148. 66) A. Götze, Depotfund von Eisengeräthen aus frührömischer Zeit von Körner (Sachsen-Coburg- Gotha), in: Zeitschrift für Ethnologie 32, 1900, S. 202 ff., Fig. 9 auf S. 204. P. Vouga, La Tene. Leipzig 1923, Taf. XXX,8. O. Tschumi, Urgeschichte des Kantons Bern. Bern 1953, Abb. 106 auf S. 154. 67) J. Petersen, a. a. O., S. 372 f., S. 377 f. Abbildungen von Kellen bei: O. Rygh, a. a. O., Fig. 431. H. Schetelig, a. a. O., Fig. 440 auf S. 192.