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5. Jahrhunderts n.Chr. von Hamburg-Farmsen legen diese Vermutung jedenfalls nahe. Dort fand man in wannenförmigen Steinbacköfen oft Reste von runden, flachen Tontellern mit niedrigem Rande (Durchmesser 20 cm und mehr), die sicherlich beim Backen Verwendung fanden 52 53 54 ). Kellen (Abb. 6; 7,i; 8 und 9). Die Kelle mit kreisrundem, flachem Löffel von fast 11 cm Durchmesser (Abb. 6) ist schon ohne ihren Stiel, also als Bruchstück, in den Hortfund gelangt. Der aus dem Löffelrand herausgeschmiedete Stiel war von flacher, bandförmiger Gestalt. Die andere Kelle (Abb. 7,1; 8) besitzt eine Länge von über 42 cm. Auch ihr bandförmiger Stiel ist durch Schmieden aus dem Rande des flachen, ovalen Löffels herausgezogen worden, eine auffallende schmiedetechnische Lei stung 03 ). Der Löffel der zweiten Kelle hat eine Breite von 13 cm und besitzt eine Gießschneppe. Eisenkellen und große Eisenlöffel scheinen in Mitteleuropa in ur- und früh geschichtlicher Zeit selten verwendet worden zu sein. Wo es möglich war, be nutzte man im Haushalt beim Schöpfen und Gießen weitgehend Geräte aus Holz oder Keramik. Das kostbare Eisen wurde nur zu solchen Gegenständen verarbeitet, die die Vorzüge dieses Metalls forderten. Die römische Küche war dagegen reichlich mit bronzenen und eisernen Gerätschaften ausgestattet. Im archäologischen Fundmaterial erscheinen deshalb Eisenkellen entweder direkt in römischem Zusammenhang (wie z. B. in den Limeskastellen Saalburg54); Pfünz 55 ); Weissenburg 56 ); Osterburken 57 ); im Kastell Zeiselmauer, Nieder österreich 58 ) oder in Intercisa, Ungarn 59 )) oder in Funden, die kulturellen Ein fluß von dieser Seite her verraten. Zu letzteren zählen z. B. eine etwa 30 cm lange Kelle mit tiefer Kalotte aus Grab 17 von Idrija ob Baci bei Tolmin am Isonzo (späteste Latenezeit) 60 ), eine unserem Stück Abb. 6 recht ähnliche Eisenkelle aus dem keltischen Oppidum Velem-St. Vid 60a), eine Schöpfkelle 52) R. Schindler, Eine germanische Siedlung des 1.—5. Jahrhunderts n. Chr. in Hamburg-Farmsen, in: Hammaburg 4, 1953/55, H. IX/X, S. 173 ff., Taf. LXVII, 24, 28 und S. 191. 53) Es ließen sich keine Anhaltspunkte dafür finden, daß der lange Stiel an den Löffelrand angeschweißt worden ist. 54) L. Jacobi, a. a. 0., Taf. XXXVI,14. 55) F. Winkelmann, Das Kastell Pfünz, in: Der obergermanisch-raetische Limes des Römerreiches, Abt. B., Bd. VII, Nr. 73. Heidelberg 1914, Taf. XVII, 4,6. 56) E. Fabricius, Das Kastell Weissenburg, in: Der obergermanisch-raetische Limes des Römer- reiches, Abt. B., Bd. VII, Nr. 72. Heidelberg 1914, Taf. XI,20. 57) K. Schumacher, Das Kastell Osterburken, in: Der obergermanisch-raetische Limes des Römer reiches, Abt. B., Bd. IV, Nr. 40. Berlin 1929, Taf. VII,57. 58) G. Kaschnitz, Römische Funde in und nächst Zeiselmauer, in: Jahrbuch für Altertumskunde 4, 1910, S. 111 ff., Fig. 4 und 7 auf S. 111.