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beiden nahe benachbarten Siedlungspunkte dargetan worden. Ihre einstige räumliche Verbindung ist nicht zu erweisen. Es könnte die Höhensiedlung nach der Aue hin erweitert oder die Auensiedlung auf die Höhe verlagert worden sein, was bei länger andauernden Schlechtwetterperioden mit Über schwemmungsgefahr geraten schien. Jedenfalls bot die Höhenlage der Siedlung natürlichen Schutz und freien Überblick über die Aue und das weitere Vor gelände mit der Kontrolle der Viehweiden und des Verkehrs, der in den Jahrzehnten um Chr. G. in Richtung auf den römisch-germanischen Grenz raum an Main, Rhein und Donau stärker einsetzt, bis Mitte des 3. Jahrhun derts anhält und besonders die Hermunduren zum Vermittler hat. Durften doch hermundurische Händler als einzige Germanen, unbehindert von römi schen Grenzposten, die rhätischen Kastelle aufsuchen und auch in Augusta Vindelicorum (dem heutigen Augsburg), der urbs splendidissima, ihre Ge schäfte betreiben. Als Zeugen dieser Handelstätigkeit können die auf Leipziger Boden gefundenen römischen Münzen gelten. Ein verschollenes Stück, 1825 ohne genaue Angabe der Fundstelle „bei Grundlegung eines Gebäudes in Leipzig“ gefunden, mit dem lorbeerbekränzten Kopf des Kaisers Augustus 3 ), paßt zeitlich gut zu unseren Scherben. 1916 fand sich bei Erdarbeiten im Auebereich, Ecke Schrebergäßchen und Wiesenstraße, etwa 800 m vom Friedrich-Engels-Platz entfernt, ein Sesterz des Kaisers Antoninus Pius vom Jahre 140 n. Chr. 4 ). Ebenfalls auf städtischer Flur kam 1959 Ecke Färber straße und Friedrich-Ludwig-Jahn-Allee (früher Frankfurter Straße), 300 m westlich unserer Fundstelle, eine hier noch nicht vertretene Münze zutage, aufgelesen von einem Schüler bei Kabellegung und dem Verfasser „geputzt“ eingeliefert (Naturwissenschaftliches Museum Leipzig). Seine Bestimmung wird der Gefälligkeit des Staatlichen Münzkabinetts Berlin verdankt: Sesterz des Galba (68 bis 69 n. Chr.), Vorderseite: IMP (SER. GALBA) CAES. AVG. PON. M. TR. P Kopf des Kaisers mit Lorbeer r. Rückseite: (S) — C u. (RO) — MA; Roma mit Helm linkshin stehend, in der Rechten Victoriola, in der Linken Speer. Gallische Münzstätte, Britischer Münzkatalog 82. Die schwärzliche Patina der Bronze vom Finder fast weggeputzt. Den drei Stücken vom Altstadtboden reihen sich drei Leipziger Vorortfunde an. Ein Kupferstück, als Follis den späteren römischen Prägungen zugehörig und aus dem südlichen Vorort Thonberg stammend, wurde dem Verfasser 1964 überbracht 5 ). Es kam um 1892 zum Vorschein, als Thonberg nach seiner 3) K. Braune, Germanen im Leipziger Land, in: Sachsens Vorzeit 1, 1937, S. 115. 4 ) R. Moschkau, Eine erste germanische Siedlungsspur auf Alt-Leipziger Stadtgebiet, in: „Leipziger Neueste Nachrichten“ vom 4. Dezember 1943. 5) Dem bisherigen Besitzer, Herrn W. Förkel, Leipzig-Volkmarsdorf, sei für die Überlassung des Fundstückes auch im Namen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden gedankt.