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HERMUNDURI ISCHE KERAMIK VOM ALTSTADTBODEN LEIPZIGS UND ANTIKE NEUFUNDE AUS STADTNAHE Von Rudolf Moschkau Als in der Schreckensnacht zum 4. Dezember 1943 durch einen schweren Bombenangriff große Teile Leipzigs in Trümmer sanken und ausbrannten, erfaßten die Flammen auch den Betrieb der „Leipziger Neuesten Nach richten“, gerade als die Auslieferung der Tagesauflage an die Verteiler ein setzen sollte. So blieben die Abonnenten an diesem Morgen ohne die „LNN“, die dann, soweit gerettet, von ausrückenden Werkautos für die Straßenpas santen heruntergeworfen und in wenigen Tagen zur Seltenheit wurden. So blieb ein Aufsatz des Verfassers in dieser Nummer vom 4. Dezember über „Eine erste germanische Siedlungsspur auf Alt-Leipziger Stadtgebiet“ so gut wie unbekannt. Darin waren Gefäßscherben in Zeichnung wiedergegeben, die bereits 1913 im Baugrund des Geschäftshauses Nr. 57 am damaligen Fleischerplatz (heute Friedrich-Engels-Platz) zutage gekommen und in Ver bindung mit slawischen Scherben dem Stadtgeschichtlichen Museum über geben worden waren. Beim Brand des Dachgeschosses sind sie im dortigen Magazin zugrunde gegangen wie auch die Originalzeichnung der charakteri stischen Stücke im Zeitungsbetrieb der „LNN“ 1 ). Nun ist im Sommer 1964 ebensolches Scherbenmaterial in nächster Nähe der alten Fundstelle aufgetreten, wodurch die Angabe über die Herkunft jener Scherben von 1913 ebenso bekräftigt worden ist wie des Verfassers Meinung, daß in ihnen eine erste germanische Siedlungsspur auf Leipzigs Altstadtboden zu erblicken war. Die neuen Stücke ließen sich vereinzelt im Erdaushub von Leitungsgräben heraussuchen, die im Zuge der nahen Straßenverlegung an der einstigen Pleißebrücke nötig waren. An ihrer Sohle deuteten sich stellenweise Verfärbungen an, so daß hier eine tiefer liegende Siedlungsschicht nur eben vom Spaten berührt sein mochte. So dürfte sich auch die geringe Zahl der 1) Eine Nachzeichnung der Zeitungsvorlage brachten H. Hanitzsch und G. Mildenberger, Die vorgeschichtliche Besiedlung im Bereich des Matthäikirchhofs, in: Forschungen zur Vor- und Früh geschichte 4 (Stadtkernforschung in Eeipzig), 1960. S. 72. Abb. 25.