Löbau hatten wir schon eingangs auf die Opferplatztheorie hingewiesen, die als erster wohl H. Schmidt 104 ) für dieses Objekt abgelehnt hatte, der aber auch den Zweck des Walles etwas falsch auslegte. Amüsant ist seine Schluß folgerung, die hier wiedergegeben zu werden verdient, wenn wir uns ihr schließlich auch lediglich in der Ablehnung der Opferplatztheorie anschließen können. Die Begründung ist trotzdem noch heute lesenswert, wobei wir be rücksichtigen müssen, daß Schmidt kein ausgebildeter Archäologe, sondern ein begeisterter Heimatforscher war und der Forschungsstand vor fast 60 Jahren von anderen Voraussetzungen ausging als etwa der heutige. Daß man den bronzezeitlichen „Göttern“ allerdings nur die Abfälle „opferte“, dürfte kaum dem seinerzeitigen Entwicklungsstände entsprochen haben, da die vorhandene Unsicherheit gegenüber den Naturgewalten eine weit bedeutendere Abhängig keit mit sich gebracht haben dürfte als in späteren Zeiten und etwa in den Epochen der klassischen Hochkulturen. Selbstverständlich wurden auch da mals schon die Abfälle beseitigt (vergraben oder auch verbrannt), nur sollte man das nicht als Opferung bezeichnen. Schmidt schrieb: „Warum sollte nicht in einer Zeit, als die Täler unserer Hei mat noch wasserreicher und somit sumpfig waren, eine in die Gegend ein gewanderte Familie den schön gelegenen Schafberg als Wohnplatz gewählt haben, wo sie für ihr Vieh reichlich Futter fand und an dessen westlichem Ab hange (im Sattel des Berges) es während des ganzen Sommers am Wasser nicht mangelte! Wurde im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte die Familie stärker und fehlte es oben am Raume und am Futter für das Vieh, so bezogen heran gewachsene Söhne andere Höhen, wie die Gegend von Ober-Herwigsdorf (wo ganz ähnliche Stein- und Bronzefunde gehoben wurden), kehrten aber zu den Familienfesten besuchsweise zum Familienhaupte zurück. Daß man bei sol chen Zusammenkünften die Verwandten nicht darben ließ, sondern durch Speise und Trank reichlich bewirtete, läßt sich wohl denken. Was von dem Fleische nicht gemocht, also nicht verzehrt ward, opferte man vielleicht den Göttern. Insoweit will ich der Opfertheorie ihr Recht lassen, wenn durchaus geopfert werden mußte. Auf jeden Fall wurde jedoch in erster Linie gewohnt und gelebt und dann erst gelegentlich geopfert.“ Über die Funktion der Lausitzer Burgen hat der Verfasser kürzlich einige Ge danken niedergeschrieben 105 ), die eine ausführlichere Darstellung an dieser Stelle wohl überflüssig machen. Auf keinen Fall steht die Löbauer Gipfelburg 104) H. Schmidt, a. a. 0., S. 195 und 196. 105) W. Coblenz, Bemerkungen zur Funktion der Lausitzer Burgen Sachsens, in: Munera archaeolo- gica Iosepho Kostrzewski, Poznan 1963, S. 193 bis 200.