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des Heimatmuseums Pegau, das zweite Stück dieser Sammlung mit der Fund ortsangabe „Pegau“. Vom Verfasser Jahre vorher photographiert und maß stäblich gezeichnet, ist es der Forschung nun doch nicht verloren. Auch sind die Zweifel an seiner Existenz nicht mehr begründet 9 ) (Abb. 3). Handgearbeitete zweigliedrige Schale, außen schwarz mit helleren Verfärbungen, dünn überfangen poliert, mit kalottenförmigem Unterteil, leicht betontem Umbruch und wenig eingezogenem Oberteil mit Randlippe, die Unterseite gefüllt mit drei horizontalen Reihen seichter kreisrunder Dellen, über dem Umbruch zwei kräftige umlaufende Furchen. Höhe 8,5 cm; Mündungsdurchmesser 12,5 cm; größter Durch messer 13,5 cm; Bodendurchmesser 5,8 cm. (S.: 564/60) Abb. 3 Bleibt der Gefäßdekor bei Schalen und ihnen nahestehenden Typen zumeist auf Oberteil und Umbruch beschränkt, so ist flächendeckende Musterung des Unterteils wie hier im sächsischen Material bisher nicht bekannt geworden und scheint auch sonst auf mitteldeutschem Boden kaum vertreten zu sein. Unter den Funden der Nachbarschaft Pegaus dürften zwei Schalen von Stößen, Grab 37 und Grab 23, hierher gehören. Im klischierten Photo der Veröffent lichung zeigt ihr Unterteil nur eben schwach sichtbar seichte Runddellen in gleicher Anordnung, die aber im beschreibenden Text unerwähnt bleiben 10 ). Ist sonst der Umbruch der Schalengefäße als Strukturglied durch Fasen, Wülste und Dellen, Strichelung oder Kerbung gegliedert, als solle damit eine Gefäßgürtung sinnfällig werden, so wird weiterhin die Neigung deutlich, auch den unteren Teil, die aufstrebende Wandung, funktionsmäßig zu betonen, indem Wülste, Dellen oder Strichpartien radial nach unten verlängert wer den und man den Eindruck bekommt, ein Stützgerüst festige den Gefäßauf bau. Ganz anders die Wirkung unserer flächenfüllenden Dellen. Das Unter teil erscheint wie mit einer getupften Umhüllung versehen. Dieser bescheidenen Nachlese von völkerwanderungszeitlichen Funden des Leipziger Landes seien nun mit Vorbehalt noch zwei Fundstücke zugesellt, für die es im Bereich der Vor- und Frühgeschichte kaum eine andere Plazie rung geben dürfte, als eben auch in den Zeitabschnitt der großen Wande rungen des 5.-6. Jahrhunderts. Für ihre Herkunft steht soviel fest, daß sie kurz vor dem zweiten Weltkriege in Eythra, Kr. Leipzig, in einem dem Rat haus benachbarten Grundstück zutage kamen, als dort bei baulichen Ver änderungen auch Erdbewegungen nötig wurden. Für den örtlichen Fund pfleger, Invalid Pfeiffer, beiseite gelegt, kamen sie erst nach Tagen in dessen Hand, als die Fundstelle nicht mehr zu untersuchen war. Von Menschen knochen wollten die Finder nichts bemerkt haben, gaben die Lage der Gegen stände auch mit nur 30—40 cm Tiefe an, so daß die Zerstörung etwa eines Grabes als unwahrscheinlich gelten durfte. Doch könnte früher schon, als Gründungsgräben zum Hausbau ausgehoben wurden, ein Grab angeschnitten und, was davon auf die Schaufel kam, sekundär verlagert worden sein. Aus Pfeiffers Nachlaß erwarb Baumeister Germer dessen Fundmaterial für das 9) G. Mildenberger, a. a. O., S. 56 betreffs der Erwähnung beider Gefäße durch W. Radig im Beiblatt der mitteldeutschen Blätter für Volkskunde „Die Fundpflege“ 1, 1933, S. 46. 10) B. Schmidt, Die späte Völkerwanderungszeit in Mitteldeutschland, 1961, Taf. 23 a und h. Hier zu den Thüringer Drehscheibenschalen D 1 gestellt, machen sie doch den Eindruck hand gearbeiteter Ware. 85