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jedem Falle als typische Beigaben in weiblichen Bestattungen aufzufassen sind, zeigen die Verhältnisse in Niederschlesien 59 ). Von den übrigen, weniger gut ausgestatteten Urnengräbern von Zwethau stehen die Gräber 2 und 3 dem ersten Grab zeitlich am nächsten. In beiden Fällen handelt es sich bei der Urne um Schalengefäße, besser Terrinnen, neben dem spätrömischen Topf die kennzeichnende Tongefäßform der spät römischen Zeit im elbgermanischen Kulturgebiet 60 ). Vor allem die Urne 3 läßt sich ohne weiteres der Form Mildenberger II, 9 61 ) zuweisen, die sich durch kurzen Schräghals, gewölbte Schulter und konisches Unterteil auszeich net. Auch Urne 2 mit abgesetztem, kurzem, wenig nach innen geneigtem Hals darf hierher gerechnet werden. Als Verzierung liegen nur drei kleine schulter ständige Warzen (Urne 3) bzw. eine nasenartige aufgesetzte Erhöhung gleich falls auf der Schulter (Urne 2) vor. Für eine Datierung der Gräber 2 und 3 von Zwethau in das 3. Jahrhundert spricht einmal der formenkundliche Ver gleich der Tongefäße mit ähnlichen Formen aus gut datierten Verbänden. Hier ist außer den auf breiterer Materialgrundlage durchgeführten eingehen den Untersuchungen von G. Mildenberger 62 ) vor allem das reich ausgestattete Importgrab (Grab 20) von Zauschwitz, Kreis Borna, anzuführen, das auf Grund des tauschierten Schwertriemenhalters sowie der Löwenbeschläge und des durchbrochenen lOVIS-Beschlages eindeutig an den Beginn der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts zu stellen ist 63 ). Zum anderen aber liefert die dreigliedrige Rechteckschnalle aus Grab 2 selbst einen zeitlichen Anhalts punkt. Denn auch in den übrigen Gebieten der Germania libera ist ein Auf treten dieser Schnallenform vorwiegend im 3. Jahrhundert nachzuweisen, so in Schlesien 64 ), in der Prignitz 65 ), in der Altmark und im osthannoverschen Raum 66 ), in Mitteldeutschland 67 ), Schleswig-Holstein 68 ) und Mecklenburg 69 ). Die profilierte Knochennadel aus Grab 3 ist für chronologische Aussagen wieder weniger ergiebig. Die Form tritt bereits in Stufe Eggers B l 70 ) und B 2 71 ) auf, darf indessen auch in spätrömischer Zeit als nicht seltene Grab beigabe gewertet werden 72 ). Auch die Bronzenadel mit Öhr ist als Gebrauchs form chronologisch kaum verwertbar. 59) K. Tackenberg, a. a. O., S. 104 (Männergrab von Carolath, zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts). 60) G. Mildenberger, a. a. O., S. 43. 61) ders., a. a. O. 62) ders., a. a. O., S. 62. 63) Vgl. W. Coblenz, Ein reiches kaiserzeitliches Grab aus Zauschwitz, Kreis Borna, in: Arbeits und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 8, 1960, S. 38. 64) K. Tackenberg, a. a. O., S. 99 f. 65) W. Matthes, a. a. O., S. 62. 66) F. Kuchenbuch, a. a. O., S. 44. 67) G. Mildenberger, a. a. O., S. 167. 68) A. Genrich, Formenkreise und Stammesgruppen in Schleswig-Holstein nach geschlossenen Funden des 3. bis 6. Jahrhunderts. Neumünster 1954. S. 12. 69) E. Schuldt, a. a. O., S. 70. - Die hier Abb. 339 und 340 wiedergegebenen Schnallen sind nicht zweigliedrig, wie Schuldt angibt, sondern drei- bzw. eingliedrig. 70) Vgl. u. a. G. Eichhorn, Der Urnenfriedhof auf der Schanze bei Großromstedt (Mannus- Bibl. 41). Leipzig 1927. S. 223 f„ 1908 K 38, 1908 E 77. 71) Vgl. u. a. W. Coblenz, a. a. O. (1955), Taf. 29,12 (Grab 103). 72) Im spätkaiserzeitlichen Gräberfeld von Zauschwitz, Kreis Borna, treten Knochennadeln mit profiliertem Kopf mehrfach auf. Aber auch im ostgermanischen Bereich sind sie ver breitet, wo sie vorzugsweise in den Abschnitt von 100 bis 250 u. Z. datiert werden (vgl. A. Dy- maczewski, a. a. O., S. 413).