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Sehen wir uns nun nach vergleichbaren Anlagen um, so stoßen wir zunächst auf den nördlich benachbarten Wall im heutigen Friedhofsgelände von Po- drösche (Grenzkirch) 38 ). Auch er liegt über dem linken Ufer der Neiße im natürlichen Schutz einer Uferterrasse, die noch dazu im Bereiche der Burg eine deutliche Geländekuppe bildet, so daß sich auch die nicht dem Flusse zugewandten Seiten deutlich aus der Umgebung herausheben. Als ungefähre Größe kann man reichlich 1 ha für die umschlossene Siedlungsfläche an geben. Genauere Maße verbieten die durch die Einebnungsarbeiten für die Friedhofsnutzung verursachten Veränderungen der Oberfläche, so daß sich ohnehin von der Gesamtanlage heute deutlich nur noch ein halbmondförmiger Teil in guter Erhaltung darbietet. 1935 wurden hier die ersten früheisenzeit lichen Keramikfunde geborgen, und es war eine Gelegenheit geboten, die Befunde von Nieder-Neundorf an dieser Stelle zu vertiefen und zu erwei tern 39 ). Es mußte sich jetzt auch herausstellen, ob der Wall auf dem Vater unserberg in der Bauweise und in den Zerstörungshorizonten eine Einzel erscheinung darstellte oder ob eine regional gebundene Einheit vorlag, die leider nach Süden hin nicht erweitert werden konnte, da der etwa gleich zeitige Wall auf der Landeskrone bei Görlitz-Biesnitz 40 ) als einzige der drei linksneißischen Billendorfer Burgen infolge des am Ort als Baumaterial zur Verfügung stehenden Felsgesteins offenbar eine andere Konstruktion zeigte, über die im einzelnen allerdings mangels exakter Grabungen und infolge der schwierigen Erhaltungsbedingungen des organischen Materials an diesem Felsmassiv noch nichts bekannt ist (lediglich die Verwendung von Lehm, Stein und Holz als Baumaterial, jedoch ohne konstruktive Einzelheiten). Um es vorwegzunehmen, gab es zwischen Nieder-Neundorf und Podrosche frappierende Ähnlichkeiten, und zwar nicht nur in der ungefähren Größe, in der Lage, in der dreimaligen Errichtung und Vernichtung durch jeweilige Brandkatastrophen, sondern auch im Aufbau der hölzernen Schutzmauern und in der Zeitstellung. Selbstverständlich reichen die in kleinem Umfange gebliebenen Untersuchungen in Podrosche und der wesentlich größere Zer störungsstand der dortigen Anlage in den Fragen der inneren Besiedlung, des Zuganges, der Torgestaltung, der Vorbefestigungen und auch der eventuellen Differenzierungen des Walles an den verschiedenen Seiten nicht annähernd an die Ergebnisse von Nieder-Neundorf heran, doch sind sie wichtig genug, um hier kurz aufgeführt zu werden 41 ). Von den vier Schnittgräben gaben nur 38) H. A. Schultz, Die illyrische Burganlage von Grenzkirch im Kreise Rothenburg, in: Nach richtenblatt für Deutsche Vorzeit 13, 1937, S. 285 f. Mit Taf. 64,1. Podrosche (früher Grenzkirch) gehört heute zum Kreise Weißwasser im Bezirk Cottbus und wird seit der Verwaltungsreform von 1952 von der Forschungsstelle Potsdam betreut. 39) Ein elfseitiger Bericht der Grabung Br. Friedlands liegt vom Ausgräber unterm Datum vom 20. 12. 1937 vor. Leider sind die Zeichnungen und ein Großteil der Fotos verlorengegangen. Eine gelegentliche Nachuntersuchung scheint sich zu empfehlen. 40) H. A. Schultz, Die illyrischen Ringwälle im Gebiete der preußischen Oberlausitz, „Ober lausitzer Beiträge. Festschrift für Richard Jecht", 1938, S. 1-15, besonders S. 10 und 11; ders., Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung des Kreises Görlitz, bildet zugleich „Jahres hefte der Gesellschaft für Anthropologie, Urgeschichte und Volkskunde der Preußischen Oberlausitz“, VI, Heft 1/2, 1939/40, besonders S. 30 ff. 41) Bericht B. Friedlands vom 20. 12. 1937; Nachdem im Jahre 1935 bereits Vorgeschichtsfunde auf dem heutigen Friedhof in Grenzkirch gemacht wurden und auch damals schon erkannt wurde, daß es sich um eine Befestigung aus 50