die sogenannten Fürstengräber, die aus verschiedenen Gegenden Polens be kannt geworden sind 61 ). Die Art dieser Bestattungen beweist, daß der Adel nach der Annahme neuer Bestattungssitten strebte, die ihn von der übrigen Masse der Bevölkerung unterschieden. Sie fanden Geschmack an Luxus geschirr aus Bronze und Glas, an reichen Hausgeräten sowie verschiedenen für die provinzialrömische Umwelt typischen Spielen. Die Völkerwanderungen sowie der Niedergang des römischen Imperiums, die zu wesentlichen Veränderungen auf der Karte Europas führten, verursachten keinen zivilisatorischen Stillstand der autochthonen, also slawischen Bevöl kerung des polnischen Raumes. Die Veränderungen, denen wir in den Kul turformen nachspüren können, sind mit einer Ausdehnung der slawischen Siedlungszone verbunden. Dies mußte eine Verringerung der Bevölkerungs dichte und gewisse Störungen in der Wirtschaft der polnischen Gebiete her beiführen. Es kann höchstens von einer kurzen Regression die Rede sein, die keinen größeren Einfluß auf den weiteren Vorgang hatte. Am eingehendsten berührten die Völkerverschiebungen und fremden Einwanderungen nach Ausweis verschiedener Funde Südpolen 62 ). Aber auch dessen Bevölkerung meisterte die Situation ziemlich schnell indem sie zur Organisation des Le bens untei’ den neuen Bedingungen überging. Die ersten Jahrhunderte der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends u. Z. bringen für die übrigen Gebiete Polens eine bedeutende Zunahme des Entwicklungstempos. Es kommt in gewissem Sinne zu einer Nivellierung des Kulturniveaus. In verschiedener Beziehung jedoch herrscht auch weiterhin der Süden vor, an dessen Seite zwei immer mächtigere polanisch-kujawische Konkurrenten hervorwachsen. Sie gewinnen in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts das Übergewicht. In dieser Zeit verliert das kleinpolnische Zentrum unter ungeklärten Umständen längs erwähnten Arbeiten und dem Buche K. Tymienieckis, den Bemerkungen H. Lowmiaskis, den Formulierungen Koroliuks und Tretjakovs eröffnen sie eine neue höhere Etappe der Dis kussion zu den hier besprochenen Themen. In meiner Äußerung habe ich die mehrmals von mir aulgestellte Möglichkeit des Bestehens einer größeren Organisation von territorialem Typ im Süden Polens mit dem Hauptzentrum in der Umgebung von Krakau völlig übergangen. Ich denke, daß man dieser Frage in Zukunlt nachgehen muß und dabei auf ihre traditionelle Betrachtung verzichtet. 61) Die Frage der sogenannten Fürstengräber ist bisher von ethnischer Seite nicht ausreichend bearbeitet worden. Denn unter den „Fürstengräbern“ auf polnischem Boden befinden sich so wohl die Gräber slawischer als auch germanischer Magnaten. Dies war in letzter Zeit das völlig natürliche Ergebnis einer Überschätzung der ethnischen Bedingungen und einer geringen Berücksichtigung der wirtschaftlichen und sozialen Problematik in der Historiographie der Zwischenkriegszeit. Die Zielsetzungen auf diesem Gebiete sollte man jetzt durch die Ver knüpfung von sozialökonomischen Veränderungen mit umrissenen ethnischen Gruppen mehr konkretisieren. (12) Diese Frage ist bis heute nicht gebührend untersucht worden. Das bezieht sich sowohl auf den rückläufigen Durchzug von germanischen Gruppen durch Polen als auch auf den Aufent halt der Alanen oder auch der vernachlässigten Frage des Anteils der Hunnen, Awaren und später Madjaren am polnischen Geschichtsprozeß und der Bildung der polnischen Kultur. Offen bleibt weiterhin die Frage des Aufenthaltes von Germanen. Sie müßte im Zusammen hang mit den Entdeckungen von Gegenständen vom Typ Dobrodziefi von neuem durchdisku tiert werden. Einige neue Formulierungen zu dieser Diskussion bringt das Referat von K. Jadewski, Das gegenseitige Verhältnis slawischer und germanischer Elemente in Mittel europa seit dem Hunneneinfall bis zur awarischen Landnahme an der mittleren Donau. Archaeologla Pol., Bd. II, 1959, S. 50 ff. Dasselbe erschien in polnischer Version. Diese Thematik berühren auch einige Arbeiten von J. Zak, ältere Literatur findet sich in den oben angegebenen Arbeiten.