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Die Handelsbeziehungen werden ausgebaut. Besondere Bedeutung besitzen die Verbindungen mit verschiedenen Provinzen des römischen Imperiums 51 ). Beweis dafür sind zahlreiche römische Münzen 52 ) und Münzschätze sowie die verschiedensten Luxusartikel, meistens jedoch zweitrangigen Wertes. Die Anknüpfung ziemlich umfangreicher Handelskontakte, die Ausfuhr von Bern stein und anderer Produkte aus dem polnischen Raum bewirkten, daß die römische Münze bei den Stammesältesten den Charakter einer Umlaufmünze anzunehmen begann. Für die Kulturentwicklung der einheimischen Gesellschaft hatte die römische Kaiserzeit auch aus dem Grunde ungeheure Bedeutung, weil zum ersten Male in größerem Umfange direkte Beziehungen mit den Ländern angeknüpft wurden, die zu den fortgeschrittensten der damaligen Welt gehörten. Um gekehrt datieren die ersten stärkeren Interessen für diesen Teil Europas seit dieser Zeit. Auf diese Weise kommt es nach früheren kurzen Erwähnungen durch Ptolemäus zur Aufzeichnung der ersten Namen von Orten, die auf unserem Boden gelegen sind. Von diesen erhielt sich seit der Mitte des 2. Jahrhunderts der Name Kalisch, das auf der Linie der bekannten Bern steinstraße lag 53 ), in wenig veränderter Form 54 ). Beziehungen mit den römi schen Provinzen und die nahe Nachbarschaft Polens zu ihnen mußten Ver änderungen in der Kultur der einheimischen Bevölkerung verursachen. Am stärksten zeigten sie sich bei den Sippenältesten. Es ist möglich, daß es auf diesem Wege zu gewissen Umgestaltungen auf dem Gebiete der Glaubens vorstellungen bei der einheimischen Bevölkerung kam 55 ). Ohne die Bedeutung der römischen Einflüsse zu überschätzen, müssen wir doch anmerken, welche Rolle die ziemlich enge Berührung mit der provinzialrömischen Kultur hatte und wie sie den Grund legte für die spätere slawische Kulturentwicklung und die Expansion der Slawen in diejenigen Gebiete, welche zuvor zu den römischen Provinzen gehört hatten. Die römische Kaiserzeit ist schließlich die Zeit des ersten näheren Kontaktes mit den Germanen auf polnischem Boden. Entgegen früher herrschenden An sichten zeigt sich im Lichte neuerer Untersuchungen, daß die Kultur der urslawischen Bevölkerung nicht auf einem niedrigeren Niveau stand als die 51) Diese Frage ist in unserer Literatur verhältnismäßig gut bearbeitet worden, hauptsächlich dank der dieser Frage von K. Majewski und in letzter Zeit auch von seinen Schülern gewid meten Studien, darunter E. Konik, Slask staroytny a Imperium rzymskie (Schlesien im Alter tum und das römische Imperium), Warszawa-Wroclaw 1959, und B. Rutkowski. Vgl. auch W. Lega, Handel midzy panstwem rzymskim a Pomorzem nadwilaskim (Der Handel zwi schen dem römischen Reich und dem pommerschen Weichselgebiet), Przegl. Archeol., Bd. X, 1958, S. 5-87. Von älteren Veröffentlichungen muß man die Arbeiten von R. Jamka und von den allgemeineren die von Wi. Antoniewicz, J. Kostrzewski und Tymieniecki erwähnen. Diese Studien haben in der polnischen Wissenschaft gute Traditionen. Es genügt, an die Arbeit von Sadowski über die Handelswege zu erinnern. 52) Siehe z. B. M. Gumowski, Moneta rzymska w Polsce (Die römische Münze in Polen), Przegl. Archeol., Bd. X, 1958, S. 87-149. 53) Überzeugend sind die Bemerkungen B. Biliskis, daß dieser Mittelpunkt zu den größten der von Ptolemäus im Lande an der Weichsel erwähnten gehörte. 54) Es ist schwierig, hier die große Zahl unserer und ausländischer Forscher anzuführen, die sich mit den von Ptolemäus angeführten Namen beschäftigt haben. Trotzdem empfinden wir, daß die reichen Untersuchungsmöglichkeiten, die sich hinter diesen Namen verbergen, noch nicht völlig ausgenutzt wurden. 55) Unter den polnischen Funden trifft man auch eine bestimmte Anzahl von römischen „Götter“statuetten an.