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Ich habe bereits die Funktion der geographischen Faktoren bei der Bildung der Kultur eines Gebietes erwähnt. Sie war nicht näher bestimmt. Es wäre jedoch überflüssig zu betonen, einen welch großen Einfluß auf die Kultur entwicklung gerade die Ausnutzung der geographischen Umwelt und ihrer Gegebenheiten besaß. Lange Jahre hindurch dauerte der Kampf, den die übrigens Nord-Süd-gerichtete Anordnung der polnischen Hauptflüsse ermög lichte, bis die Tendenzen der Bildung gewissermaßen auf drei Stufen der Ge schichte unseres Landes durchbrachen. Die geographischen Faktoren bewirk ten, daß die mit verschiedenen Naturschätzen ausgestatteten Gebiete oftmals über die übrigen Landstriche Polens dominierten. Diesen Faktoren verdankte der Süden unseres Landes häufig seine Überlegenheit. Freilich liegt in dieser großen Kürze viel Vereinfachung; denn die Gebiete mit natürlichen Reich tümern verteilen sich in diesen Stufen nicht gleichmäßig. Es gibt in dieser Anordnung deutliche Störungen. Ich erinnere nur an den an fruchtbaren Böden und Solen wohlhabenden kujawischen Gürtel und an den an Rasen eisenerz reichen Gürtel von L^czyca. Es waren dies Elemente, die neben den erwähnten Flußsystemen, neben der deutlich hervortretenden Grenze im Norden und Süden zur Entstehung der ethnischen und organisatorischen Ein heit beitrugen und großen Einfluß auf die Bildung der frühpolnischen Kultur besaßen. Neben verbindenden Faktoren erleichterten die geographischen Momente in einigen Fällen entgegengesetzte Tendenzen. Sie bedingten dies neben anderen noch wichtigeren Ursachen, so daß es schwierig war, West pommern mit Polen zu einem Organismus zu verschmelzen, obwohl es in kul tureller Hinsicht seit Jahrhunderten eindeutig zum übrigen polnischen Gebiet tendierte. Indem ich die überaus knappen und begrenzten einleitenden Be merkungen zu einigen wesentlicheren Fragen 18 ) beende, möchte ich bemerken, daß ich in meinem Referat nur am Rande die verschiedenen mit der Ideologie verbundenen Fragen berühren werde, darunter auch die Glaubensvorstellun gen. Dieser Problematik widmet Prof. A. Gieysztor in seinem Referat viel Raum. Erwägungen über die Grundlagen der frühpolnischen Kultur könnte man mit der Betrachtung der Errungenschaften verschiedener Völker in weit zu rückliegenden Zeiten des Altertums beginnen. Wir können bis auf die An fänge der jüngeren Steinzeit zurückweisen, d. h. einige Jahrtausende v. u. Z., bis zu dem Zeitpunkt, wo hier die ältesten bislang bekannten indoeuropäischen Stämme erschienen 19 ), die einen primitiven Feldbau und die Zähmung von 18) Zeitmangel erlaubt mir nicht, mich hier mit vielen sehr wesentlichen Problemen zu be schäftigen. Aus denselben Gründen mußte ich auf den Versuch einer genaueren Definition des Begriffs Kultur verzichten, eine Frage, die stets verschiedene Kontroversen auslöst. 19) Das Problem der ältesten Sitze der Indoeuropäer, um dessen Erforschung J. Kurylowicz große Verdienste besitzt, wird ständig erörtert. Es scheint jedoch, als ob am überzeugend sten die Herleitungen der Gelehrten wären, die sie im Südosten ansetzen. In Mitteleuropa befanden sie sich als Ergebnis von Wanderungen. In diesem Sinne sind die Herleitungen, von p. Bosch-Gimpera, El problema indoeuropeo, Mexico 1960, S. 242, nicht überzeugend. Als richtig muß man dagegen die Auffassung dieses Forschers über den indoeuropäischen Charakter der Stämme der bandkeramischen Kultur anerkennen, was auch ich früher angenommen habe. Siehe W. Hensel, z. B. Wstep do studiöw nad osadnlctwem Wlelkopolski wezesnohisto- rycznej (Einführung in das Studium der Besiedlung des frühhistorischen Großpolens), Poznan 1948, S. 28. Ähnlich äußerte sich bei uns auch K. Jadewski.