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entwickeln, als man sich das reiche Werk der sowjetischen Forscher auf die sem Gebiete zunutze machen konnte. Wesentlichen Einfluß auf ihren Fort schritt hatten ferner die in großem Maßstab durchgeführten archäologischen Forschungen nicht nur in der UdSSR, sondern auch in den Ländern der Volksdemokratie, von denen diejenigen unserer tschechoslowakischen Kol legen auf dem Gebiet der Forschungen zur Geschichte und Kultur des Groß mährischen und Tschechischen Reiches erzielten Ergebnisse besondere Her vorhebung verdienen. Wenn wir von den geschichtlichen Grundlagen der frühpolnischen Kultur sprechen, ist es verständlich, daß wir an solche Entwicklungstendenzen denken, die auf ihre Bildung entscheidenden Einfluß hatten. Wir müssen uns bewußt sein, daß die Zeit, über die ich verfüge, es kaum erlaubt, die verschie denen Probleme zu skizzieren. Es ist möglich, daß man in der Diskussion eine Reihe der wichtigeren Fragen beleuchten kann. Indem ich die Bedeutung der heimischen Elemente in der Entwicklung der frühpolnischen Kultur umfassend einschätze, werde ich mich bemühen, auch den diesbezüglichen Anteil anderer Völker herauszuarbeiten. Denn es ist eine allgemein bekannte Wahrheit, daß die Kultur eines Volkes sich nicht in der Isolierung entwickelt, sondern in Verbindung mit der Entwicklung anderer Völker, daß auf sie nicht nur heimische, sondern ebenso fremde Elemente Einfluß nehmen. Der heute nicht mehr lebende sowjetische Historiker Boris Grekov 8 ) bemerkte hierzu richtig, daß, „wenn man von der Kultur eines Volkes spricht, es nicht ausreicht, darauf achtzugeben, was es selbst auf die sem Gebiete erreicht hat, sondern man auch an die Erbschaft denken muß, die es von vorhergehenden Völkern übernommen hat“. Der historische Zu sammenhang gebietet uns schließlich, die Entwicklung einer Kultur in Ver bindung mit anderen Ländern unter den entsprechenden geschichtlichen und geographischen Bedingungen zu sehen. Wenn wir uns dies vor Augen halten, müssen wir schon zu Beginn des Referates daran erinnern, daß sich die euro päische Kultur früher innerhalb einer Reihe von Zonen entwickelte, die sich aus ihren verschiedenen geschichtlichen Grundlagen ergeben. Polen gehörte zu den Gebieten, in die niemals römische Legionen vordrangen, obwohl es in verschiedenen Perioden seiner Geschichte in indirekter oder direkter Be- trüher K. Tymieniecki betonte, der ihr nicht nur in theoretischen Arbeiten Ausdruck verlieh, sondern auch in dem Werk „Ziemie polskie w staroytnoi" (Polen im Altertum), Poznan 1951. Freilich erschöpft dieses Beispiel das Problem nicht. Hervorragende Erfolge hatten auch die polnischen Prähistoriker zu verzeichnen. Dies betrifft sowohl ihre großen Ausgrabungen im Weltmaßstab (z. B. Gnesen und Posen) als auch zahlreiche Bearbeitungen, in denen es zu einer immer genaueren Fixierung der alten ethnischen Karte Polens kam. Von den syn thetischen Veröffentlichungen verdient das Werk von J. Kostrzewski, Kultura prapolska (Ur- polnische Kultur), Beachtung, das auch in französischer Fassung erschien. Von den Studien der Vertreter anderer Disziplinen muß man die Arbeiten von J. Kurylowicz, die der indo europäischen Problematik gewidmet sind, die von T. Lehr-Splawiiiski dem Problem der Ethnogenese der Slawen und die den gleichen Themen gewidmeten Studien J. Czekanowskis, Kultura ludowa Slowia (Volkskultur der Slawen) und A. Brückners, Dzieje kultury polskiej (Geschichte der polnischen Kultur) und eine Reihe anderer Arbeiten dieses Verfassers sowie die zweibändige Arbeit von M. Friedberg, Kultura polska a niemiecka (Polnische und deutsche Kultur) anführen. Hierher gehören ferner die Studien zur Urgemeinschaft von L. Krzywicki sowie alle der Kulturgeschichte gewidmeten Abhandlungen St. Czarnowskis. Diesen kann man wichtige, manchmal Pionierarbeiten, von Botanikern und Zoologen hinzufügen. 8) B. Grekov, La culture de la Russe de Kiew, Moskau 1947, S. 9.