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Wildtieren, das auch als einer der Anlässe für die Jagd, außer der Gewin nung verschiedener Rohstoffe wie Knochen, Haut und Haare, gewesen sein dürfte. Die Jagd hatte auch das Ziel, die Wildtiere in der nächsten Umgebung der Felder auszurotten. Es scheint, daß bei den damaligen Möglichkeiten, ver schiedene Nahrungsmittel verhältnismäßig leicht zu gewinnen, keine grund sätzliche Notwendigkeit bestand, die Haustiere zu schlachten. Umgekehrt hat man sich sicherlich viel Mühe gegeben, um im Winter große Herden zum Schlachten zu haben. Daß oft der größere Teil des Wildes außerhalb der Burgwälle konsumiert wurde, kann indirekt die Tatsache zeigen, daß in einigen Objekten nur einzelne und bestimmte Knochen auftraten (zum Bei spiel in Slupca Schulter- und Schenkelknochen). Man kann annehmen, daß die übrigen Teile außerhalb der Burgwälle verzehrt wurden. Als Arbeitshypothese kann die Vermutung geäußert werden, daß man in den offenen Ansiedlungen, die höchstwahrscheinlich nur saisonweise bewohnt waren, ein anderes Verhältnis zwischen Wild- und Haustierknochen findet, das heißt, der größere Teil der Knochen wird von Wildtieren stammen. Obige Erwägungen zeigen, daß man allein auf Grund der prozentualen Ver hältnisse zwischen den innerhalb der Burgwälle gefundenen Haustier- und Wildtierknochen nicht auf ein deutliches Übergewicht der Haustierhaltung in der damaligen Wirtschaft schließen kann. Eine wesentliche Bedeutung für die Untersuchung des Entstehungsproblems der Burgwälle der Lausitzer Kultur hat die Frage der Rindviehhaltung. Mit der Rindviehhaltung hat man nämlich besonders in den letzten Jahren das Wachstum des Wohlstandes von Bevölkerungsgruppen verbunden. Sie sollte als Wertmesser ihre Wohlhabenheit und Vermögenskraft ausdrücken. Diese Anschauungen erklären aber nicht den Zweck, welcher mit der Rindvieh haltung verfolgt wurde. Das bleibt weiter eine Diskussionsfrage. Man kann nur mit Vorbehalt annehmen, daß das Vieh zwecks Milchgewinnung gehalten worden ist. Die Untersuchungen von Rindviehknochen in Biskupin zeigen, daß überwiegend ältere Tiere geschlachtet wurden. Die primitiven Rassen und die primitive Unterhaltung geben nur geringe Milchmengen (ungefähr 500 1 jährlich), die nur zum Kälberfüttern ausreichten. Eine andere Form der Viehnutzung wäre die Verwendung als Tauschobjekt. Das käme aber nur bei einem Austausch zwischen Stämmen in Frage. Es ist jedoch kaum anzunehmen, daß das Vieh als Austauschware in den weit reichenden Handelsbeziehungen (zum Beispiel gegen Bronze) gedient hat. Wollte man einen Viehaustausch zwischen Stämmen anerkennen, müßte man gleichzeitig verschiedene spezifische Wirtschaftsformen bei den einzelnen Stammesgruppen annehmen. Man kann als hauptsächlichsten Antrieb für die Rindviehhaltung auch nicht die Fleischgewinnung ansehen, da gleich zeitig auch andere Tiere gehalten wurden, von denen man, wie zum Beispiel vom Schwein, viel schneller Fleisch bekommen konnte. Ausgehend von den Befunden in Biskupin (zwei Arten des Hakenpfluges) läßt sich vermuten, daß die Rinder auch als Zugtiere Verwendung fanden. Obige Bemerkungen führen zu dem Schluß, daß das Mehrprodukt nicht das Ergebnis der Gewinnung von Warenüberschuß auf einem bestimmten Gebiet war, man erhielt verschiedene Warenüberschüsse einmal aus der Tierhaltung, dem Ackerbau, dann aus der Jagd und der Sammeltätigkeit. Die Art und die