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an den Schädelknochen stieß und abgebrochen ist. Auf Grund des oben Ge sagten kamen wir bereits bei der Freilegung zu der Überzeugung, daß man die Särge bei der Grablegung mit einer Tierhaut bedeckt hat, in die der horn tragende Schädelteil wieder eingenäht wurde. Diese mit einem Tierschädel versehene Decke war in Sopronköhida in 19 Fällen eine Rindermaske, in einem Fall eine Schafmaske. In Sopronköhida fanden wir in 20 Gräbern von lebenden Tieren stammende Maskenreste, aus Holz und aus anderem der Verwesung ausgesetztem Material hergestellte Masken dürften sich noch in weiteren Gräbern befunden haben. Nach Erkenntnis der Tiermaskenbestattung taucht die Frage auf, ob wir einer isolierten Erscheinung oder einer in größerem Kreise verbreiteten Sitte gegenüberstehen. Aus dem Schrifttum geht hervor, daß man die Sitte der Bedeckung der Särge mit Masken bei der Erschließung der Bestattungen aus dem 9. Jahrhundert noch nicht erkannt hat. B. Szöke schreibt über das Grab 9, aus dem in Sopronköhida zum ersten Male ein solcher Tierschädel teil zum Vorschein gekommen ist, folgendes: „In Grab 9 haben die Arbeiter in der Erdschicht über dem Skelett den Schädel oder bloß den Schädelteil eines kleineren Tieres — eines Schafes oder einer Ziege — gefunden“ 12 ). Er teilt die Meinung von V. Hruby und sieht in allen Tierknochen, die in den Gräbern des 9. Jahrhunderts gefunden wurden, das Symbol der früheren Tieropfer 13 ). Als V. Hruby sich über die Bestattungssitte von Sopronköhida informierte, lenkte er unsere Aufmerksamkeit auf die in Stare Mesto in Grab Nr. 277 49 gefundenen Schaf- und Rinderschädelteile, die aus ein und demselben Grabe zutage kamen 14 ). Auf der veröffentlichten Photographie sieht es so aus, als hätten diese auch etwas höher als im Niveau des Skelettes gelegen 15 ). Als wir im Frühling des Jahres 1961 das Slowakische Nationalmuseum in Bratislava besuchten, fiel uns unter den ausgestellten, von den verschiedenen Tierarten stammenden Knochen aus derselben Zeit ein Rinderschädelteil auf, der ähnlich verstümmelt war wie die von Sopronköhida. Auf Grund der Inventarnummer stellten wir fest, daß dieses Fundobjekt mit dem in Grab 119 von Besenov gefundenen und im Fachschrifttum bekanntgegebenen Schädel teil identisch ist 16 ). L. Kraskovskä, die das Gräberfeld beschrieben hat, ver öffentlichte auch die Zeichnung des Grabes zusammen mit der Lage des Tier schädelteiles 17 ). Sie erwähnt jedoch nicht, daß sie hier einen mit einer Tier maske abgedeckten Sarg vermutet. In einem Grab des aus dem 9. Jahrhundert stammenden Gräberfeldes von Keszthely-Fenekpuszta, das in vieler Beziehung mit dem von Sopronköhida übereinstimmt, fand I. L. Kovrig einen Schädelteil samt Hornzapfen 18 ). Das 12) B. Szöke, a. a. O., S. 64, Absatz 2. 13) A. a. O. 14) Im Herbst 1961, anläßlich seines Budapester Besuches. 15) V. Hruby, Star Msto. Praha 1955, S. 454—455, Taf. 8. 1 und Taf. 95. 11, 13, 16) L. Kraskovskä, Ausgrabung in Beenov im Jahre 1950. Slovenskä Archeolbgia 6 (1958), S. 419 -447 ff. 17) A. a. O., Abb. 2. 18) Freundliche Mitteilung von I. L. Kovrig.