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BÜCHER ZUR SÄCHSISCHEN VORGESCHICHTE Edith Hoffmann, Die Kultur der Bandkeramik in Sachsen, Teil 1, Die Kera mik. Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte Bd. 5, herausgegeben vom In stitut für Vor- und Frühgeschichte der Karl-Marx-Universität Leipzig. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1963; 144 Seiten, 65 Tafeln, 4 Karten. 8°, gebunden, 48,— DM. Die Neolithforschung hat in dem ersten Nachkriegsjahrzehnt große Fortschritte er zielt, die zu einer Revision des erreichten Forschungsstandes führten. Neuere Aus grabungen in allen Teilen Europas, durchgeführt mit verfeinerten Arbeitsmethoden, lieferten weiteres aufschlußreiches Material. Das besondere Interesse galt der Band keramik als der ältesten vollentwickelten neolithischen Kultur Mitteleuropas. Wäh rend gerade die fortgeschrittenere tschechoslowakische Forschung den Anstoß zu weiteren Untersuchungen gab, blieb das benachbarte sächsische Gebiet immer noch unbearbeitet. Es ist das große Verdienst von E. Hoffmann, durch ihre im Jahre 1958 abgeschlossene Leipziger Dissertation „Die Bandkeramik in Sachsen“ diese emp findliche Lücke geschlossen zu haben. Die Vorlage der Keramik erfolgte in Band 5 der Reihe „Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte“ des Leipziger Universitätsinstituts. Verfasserin gliedert die Arbeit in zwei Hauptteile: die Linien- und die Stichbandkeramik. Vorangestellt ist ein spezielles Kapitel zur Geschichte der Forschung in Sachsen. Hingewiesen wird auf die unzureichende wissenschaftliche Aussagefähigkeit des vorhandenen Fundmate rials, da in den seltensten Fällen die genauen Fundumstände bekannt sind. Eine Einteilung der Tonware war daher nur nach rein typologischen Gesichtspunkten möglich. Die Gefäßformen der Linienbandkeramik beschränken sich auf vier Haupttypen: Typ A = Kumpf, Typ B = birnenförmige Gefäße, Typ C = kugelbauchige, eng- mündige Gefäße, Typ D = Schalen und einige Sonderformen. Alle Typen besitzen je nach Rand- und Unterteilgestaltung eine bestimmte Variationsbreite. Unter den Ornamenten stellen neben den Mäandermustern und anderen geradlinigen Ver zierungen die Spiralverzierungen mengenmäßig den größten Anteil. In Anlehnung an die von B. Soudsky für Böhmen erarbeitete Stufeneinteilung ließen sich in der Art der Ausführung der Ornamente für Sachsen vier linienband keramische Stufen nachweisen, wobei jede Stufe ohne Bruch in die andere über geht. Bestimmte Verzierungsarten, wie z. B. das dreilinige breite Band, das Leiter muster oder das mit kleinen Einstichen gefüllte Band, haben nur kurze Lebens dauer’ und eignen sich gut für eine chronologische Gliederung. Nicht was, sondern wie es dargestellt wurde, das ist das Entscheidende. Räumliche und zeitliche Unter schiede prägen sich hierbei am deutlichsten aus. Die Hauptmasse der Funde füllt die Stufen 2 und 3 aus. Die älteste Phase der Linienbandkeramik ließ sich bisher für Sachsen als selbständige Stufe nicht belegen. Durch das Fehlen von geschlosse nen Funden und stratigraphischen Beobachtungen (Verf. hatte für das Arbeits gebiet nur einige Gräber und acht geschlossene Grubeninhalte zur Verfügung!) und die enge Verwandtschaft der sächsischen zur böhmischen Linienbandkeramik, er scheint die Übernahme eines Chronologiesystems, welches für ein anderes Gebiet erstellt wurde, zunächst gerechtfertigt. Verf. betont ausdrücklich, diesen Versuch