bei Markkleeberg unter dem Aulehm lagen, erstmals eine Datierung dieser Ablagerung und damit auch der Klimaverfeuchtung, die mit Beginn der Eisenzeit zunehmend Überschwemmungen bewirkt und so die Aulehmbildung eingeleitet hat. Daraus wie aus weiteren ähnlich gelagerten Vorgeschichts funden schloß Grahmann auf die einstige Besiedelbarkeit der Flußauen im Subboreal 1 ). Eine schöne Erkenntnis gewann er aus ungleich komplizierteren geologischen Befunden am Kaspisee und Schwarzen Meere. Er konnte die Entwicklungs geschichte dieser Gewässer aus dem Ablauf der quartären Klimaschwankun gen erklären und damit den in dieser Frage bemühten russischen Geologen einen interessanten Bildungsvorgang darlegen 2 ). Mancher geologisch Inter essierte unter den heute zahlreichen Schwarzmeerbesuchern könnte seine landschaftlichen Eindrücke durch die Lektüre der Grahmannschen Darlegun gen vertiefen. Wie diese geologische Erhellung, so lag dem Vorgeschichtler Grahmann auch die Lösung eines prähistorischen Problems seiner geliebten Leipziger Heimat am Herzen. Deutschlands ergiebigste Paläolithfundstelle Markkleeberg hatte bislang eine Beurteilung erfahren, bei der zwischen geologischer und archäo logischer Altersbestimmung ein Widerspruch bestand. Die von Grahmann bis ins einzelne durchgeführte Gliederung der pleistozänen Ablagerungen Sach sens gestattete ihm zunächst die sichere Festlegung der artefaktführenden Pleißeschotter des Markkleeberger Gebietes in das Rißglazial, ein Befund, der durch die dortige glaziale Fauna und Flora gestützt wird 3 ). Weiterhin klärte Grahmann die archäologische Stellung der reichlich 3000 Feuerstein geräte des Fundgebietes, indem er sich des von H. Breuil ausgebauten Glie derungssystems der Altsteinzeit und neu erschlossener Einsichten in die wechselnde Schlagtechnik der Paläolithiker bediente. Hiernach ergab sich die Bestimmung der älteren Geräte als Clactonstücke, der viel zahlreicheren jün geren als frühe Levalloisstücke, während schöne Spitzen, Schaber und Kratzer und einige Doppelseiter Acheuleinfluß bekunden 4 ). Für diese nun feststehende Beurteilung hatte Grahmann mit seiner in vierjähriger Arbeit durchgeführ ten Erfassung und Kartierung aller erreichbaren Fundstücke die Voraus setzung geschaffen. Die dann begonnene geologisch-archäologische Markklee berg-Monographie hat ihrem Verfasser freilich nach der Fertigstellung 1944 zufolge bedauerlicher Wechselfälle und Schwierigkeiten der Kriegs- und Nachkriegsjahre großen Kummer bereitet. Sie kam in Deutschland nicht zum Druck*). Zehn Jahre später ermöglichte Prof. H. L. Movius vom Peabody- Museum der Harvard-Universität die Annahme der Monographie durch die Philosphical Society of America, die sie mit zeichnerisch vollendeter Wieder gabe der Artefakte auf 75 Tafeln drucken ließ 5 ). Enttäuschend für Grahmanns Streben, den Laien Geologie nahe zu bringen, war es auch, daß eine Darstellung des Eiszeitalters in vier Heften für die „Sammelbücherei“ des Volk und Wissen Verlages nicht über das erste Heft 1) Die Anmerkungsnummern entsprechen der Bezifferung des ausgewählten Schrifttumsver- zeichnisses am Ende des Nachrufes. •) Eine deutsche Übersetzung der Monographie existiert nicht. Grahmanns deutsches Manu skript, das er dem Verfasser zuschickte, ist nicht in dessen Hände gekommen.