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3. bona fide et sine malo ingenio sind die üblichen Wendungen zur Beteuerung des Haltens vereinbarter Abmachungen. In den späteren deutsch verfaßten Urkunden wird bona fide durch „in guten Treuen“ (Schm UB I 849, 857, 859, 861, 950, 966), sine malo ingenio durch „ohne Arglist“ (Schm UB I 408, 477, 497, 522, 731, 837, 844) wiedergegeben. Es ist zu beachten, daß vor bona fide kein cum steht. Ebenso findet sich bloßes bona fide an folgenden Stellen unserer Urkunde: a) in der gleich anschließenden Hilfszusage des Markgrafen, b) in der Hilfszusage der Vögte zur Erlangung Böhmens, c) in der Hilfszusage des Markgrafen gegen Angriffe des Böhmenkönigs, d) in der Hilfszusage des Markgrafen gegen den Burggrafen von Nürnberg und den Grafen von Trüdingen, e) in der zusammenfassenden Zusage der Vögte vor der Zeugenreihe. Auch im Weißenfelser Vertrag steht stets bona fide (ohne cum). Daher ist bei der Wiederholung der Redensart weiter unten (bei der Verein barung gegen den Magdeburger Erzbischof und über den Schutz der Kaisertochter Margarethe) das Abkürzungszeichen vor bona fide nicht als cum aufzulösen, son dern als eciam. Es ist dasselbe Sigel, das im zweiten Satz unserer Urkunde vor versa vice steht und da nicht als in, sondern als eciam zu lesen ist. Bloßes versa vice ist weiter unten in der Verpflichtung des Markgrafen zum Beistand gegen den Magdeburger Erzbischof belegt, vice versa in Müller Urk. 178. Das Sigel für eciam findet sich in unserer Urkunde noch: a) vor regem in der Bereitschaftserklärung der Vögte zum Eintreten für den vom Markgrafen anerkannten König, b) in den Wendungen taliter eciam est condictum (bzw. condictum est) und adiec- tum est eciam (im letzten Vertragspunkt), c) in den Worten quos eciam non colliget in der Vereinbarung über die Behand lung der homines beider Parteien. Das Wörtchen cum kürzt der Schreiber unserer Urkunde anders ab, wie die Stelle zeigt: ad illum cum ipso similiter declinabimus. 4. questio ist die Streitfrage, die über die Auslegung einer Abmachung entsteht, s. questio (nocitura) in der Corroboratio zahlreicher Urkunden (MRP 13, S. 12, S. 24 (Nr. 11), MRP 19, S. 20, Nr. 24). 5. causa ist die Streitsache, die zwei miteinander haben (Schm UB I 890). 6. amicicia vel iusticia. Dafür bieten die deutschen Urkundentexte: minne oder recht (Schm UB I 452, 472-474, 621, 930). 7. habuerit. Das lateinische Futurum exactum ist im Mittellatein zum Ausdruck der einfachen Zukunft entwickelt (s. voluerit im Abschnitt über Eger, fuerit in: sue (bzw. nostre) fuerit voluntatis und in: Visum fuerit expedire. So sind auch die For men absolverit, fecerint, dixerint als einfache Futura aufzufassen, obwohl sie, im Sprachgebrauch des klassischen Lateins gesehen, die Funktion des Exactfuturs haben. S. auch MRP 13, S. 110. 8. de nomine heißt nicht „mit Namen“, wie Joh. Müller (Urk. 19) voraussetzt, wenn er den Wegfall des Namens des Böhmenkönigs annimmt. Es entspricht vielmehr dem Ausdruck „bei Namen“ in deutschen Texten (Schm UB I 408, 472—474, 656, 764, 864, 978, Müller Urk. 455, Gradl Mon 608). Dieser Ausdruck bedeutet hervorhebend „namentlich, ausdrücklich“ oder bekräftigend „in der Tat“, Belege s. Grimms Wör- terb. VII unter Name II D 3. 9. humanitas bedeutet „menschliches Wesen, Menschenart, Menschliches“, wie die Arengen der Urkunden vom 6. 2.1278 (Schm UB I 184), vom J. 1279 (das. 197 u. 198) und vom 14.6.1349 (das. 911) zeigen. Es entspricht an unserer Stelle der ausführ licheren Wendung: humane condicionis mutabilitas (Schm UB I 280). Aliquid hu-