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Besitz der Burg völlig sicher fühlt. Die beiden Ritter, die zur Durchführung des Gerichtsurteils vom König mit der „Anleite“ des Bischofs auf den Markt Schorgast beauftragt sind, begnügen sich, die Einwohner zur Ablieferung von Zins und Naturalien an den Bischof zu verpflichten und dem König darüber Bericht zu erstatten. Die Burgmannen haben eine solche Verpflichtung be stimmt abgelehnt, und die beiden Ritter werden das auch kaum versucht haben. Das Gericht hat ja die Frage, ob die Burg zum Markt gehört oder nicht, gar nicht berührt. Der Weidaer fühlt sich im Besitz der Burg gegen allen Anspruch von außen gefeit. Mit dieser Einstellung hat er seit ihrem Bau Erfolg gehabt, und in dieser Einstellung läßt er es ruhig darauf an kommen, wer als der näher Sitzende und damit Stärkere Zins und Naturalien von den Bauern einzieht. Die kleinen Vasallen sind es gewohnt gewesen, zwischen Herrschaftsansprüchen von Feudalherren hin und her gerissen zu werden. Sie mußten sich schließlich, wenn sie von zwei Herren beansprucht wurden, dem Kräftigeren beugen. Dem Weidaer half zum Durchsetzen seines Anspruchs der Umstand, daß die Vögte auch dem König Adolf ihre Dienste zur Verfügung stellten. Er versprach dafür 1296 den Vögten von Plauen 600 Mark und verpfändete ihnen bis zu deren Zahlung die Burg Hirschberg (Schm UB I 302). Heinrich I. von Plauen, der bereits unter Rudolf von Habs burg als Landrichter des Pleißenlandes eingesetzt worden war, erhält seine Einsetzung von Adolf bestätigt (Schm UB I 296). Im August 1294 sind in Eger bei einer Versammlung, deren Zweck nicht genannt wird, eine Reihe Reichs fürsten und Edle anwesend, darunter der Bamberger Bischof, drei Grafen von Orlamünde, Heinrich I. von Plauen und sein Sohn Heinrich II.. der Böhme (Gradl Mon I 462—464, Gesch. S. 126). Es können demnach keine schwer wiegenden Gegensätze zwischen dem Bischof und den immer noch eine poli tische Einheit darstellenden Vogthäusern bestanden haben. Zusammenfassung: 1. Um dieselbe Zeit, da sich die Vögte in den Besitz der Burgen Wogau und Kiensberg setzen, baut einer aus dem Haus Weida eine Burg in dem-Markte Schorgast, den er von dem verschwägerten Haus der Grafen von Orlamünde zu Lehen bekommen hatte. 2. Ganz wie das Kloster Waldsassen die ihm lästigen Burgen in seinem Be reich zu erledigen bemüht ist (s. Erl. z. Urk. 1), versucht Bischof Arnold von Bamberg die Schleifung der Burg Schorgast durch königlichen Gerichtsspruch zu erlangen. 3. Das Gericht spricht infolge Nichterscheinens des Weidaers zum festgesetzten Termin dem Bischof den Markt Schorgast zu, geht aber um die Frage herum, ob die Burg dazugehört. 4. Heinrich IX. ist, wofür alle Anzeichen sprechen, im Gefühl seiner Stärke in der Burg sitzen geblieben. 5. Bei dem Prozeßverfahren geht es im Grunde darum, wer Zins und Natura lien der Bauern einsteckt. Dabei zeigt sich, welche ausschlaggebende Rolle die Burgen spielen. Von ihnen aus beherrscht der Feudalherr das umliegende Gebiet, nachdem er durch ihre Anlage den Besitz des neuerworbenen Landes gefestigt hat.